Inhaltspezifische Aktionen

Erinnerung an den vor 600 Jahren verbrannten Prager Theologen Johannes Hus

Theatergruppe des Instituts für Germanistik zeigt die „Tragedia Johannis Huss“

Nr. 127 • 2. Juli 2015
Anlässlich des 600. Jahrestags der Verbrennung des Prager Theologen Johannes Hus am 6. Juli führt die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität (JLU) am selben Tag im Botanischen Garten in Gießen die „Tragedia Johannis Huss“ auf. Johannes Agricola, ein Vertrauter Martin Luthers, entwarf 1538 die Tragödie aus der Angst heraus, die Geschichte könnte sich wiederholen, wenn Luther vor das Konzil zu Mantua geladen würde. So zeichnet es die Grausamkeit und Ungerechtigkeit eines Machtapparats, der einen Kritiker lieber schnell ans Messer liefert als ihm die Gelegenheit zu geben, den Mächtigen Korruption und falsche Amtsführung nachzuweisen.

Beim Papst, der vergeblich versucht, seine eigene Absetzung durch das Konzil zu verhindern, findet Hus ebenso wenig Unterstützung wie beim König, der hofft, endlich zum Kaiser gekrönt zu werden. Agricola stilisiert seinen Protagonisten zu einem „heiligen Märtyrer“ und vorbildlichen Christus-Nachfolger, der als zum Schweigen gezwungenes Lamm hingerichtet wird - beziehungsweise als „Gans“ (das ist die dt. Übersetzung von „Hus“), die dem Schwan (Luther) den Weg bahnt.

Aber auch nach Luthers Zeit hat das Stück mit seiner Warnung vor selbstgerechten und allzu mächtigen Institutionen nicht an Aktualität verloren. Nicht aufführbar sei es aber, polemisiert schon die Melanchthon-Figur in der antilutherischen Komödie „Ein heimlich Gsprech“ des Johannes Cochläus (1539), welche dem Gießener und Grünberger Publikum im Sommer 2013 von der gleichen Theatergruppe präsentiert worden ist. Dass Agricolas Tragödie, wenn man nicht gerade eine dreistellige Zahl von Darstellern zur Verfügung hat, für die Aufführung bearbeitet werden muss, am Ende aber sehr wohl aufführbar ist, wollen die Studierenden um Cora Dietl, Professorin für dt. Literaturgeschichte an der Uni Gießen, nun beweisen. Das Publikum darf sich auf eine außergewöhnliche Theatererfahrung freuen – diesmal ohne Teufel, auch wenn jeder im Stück dem anderen vorwirft, vom Teufel verführt zu sein.

Die Aufführung wird unterstützt durch die Justus Liebig Universität Gießen, das Museum im Spital Grünberg, den Freundeskreis des Museums im Spital Grünberg, die GWG Grünberg, das Literarische Zentrum Gießen, das Hessische Landestheater Marburg und die Baptistengemeinde Wetzlar. Es steht im Kontext des von Prof. Dr. Cora Dietl geleiteten DFG-Projekts „Inszenierungen von Heiligkeit“, welches deutsche Märtyrerdramen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts erforscht.

Beteiligte:
Prof. Dr. Cora Dietl, Ole Denskat, Mike Hedrich, Melissa Heerz, Christine Kluge, Anna-Verena Mencke, Christoph Schanze, Lisa Scheffler, Adrian Verscharen.

  • Termine


4. Juli 2015, 16 Uhr: Grünberg, Marktplatz [Eintritt frei]
5. Juli 2015, 16 Uhr: Wetzlar, Baptistengemeinde, Else-Brandström-Straße 11 [Eintritt frei]
6. Juli 2015, 19.30 Uhr: Gießen, Botanischer Garten [Eintritt: € 5 / erm. € 3 / LZG-Mitglieder frei]

  • Kontakt


, Institut für Germanistik
Telefon 0641 99-29080

 

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041