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Universität Gießen vernetzt sich mit starken Partnern im östlichen Europa

Positive Bilanz der „Netzwerkkonferenz Ostpartnerschaften“ an der Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi in Georgien – Multinationale Perspektive und Erneuerung der bilateralen Kooperation

Nr. 198 • 9. November 2015

Prof. Dr. Vladimer Papava, Rektor der TSU, zeichnet Prof. Dr. Dr. Annette Otte, JLU, mit einer Ehrendoktorwürde aus. – Foto: Tbilisi State University


Starke Partner gehen aufeinander zu und beziehen weitere Institutionen mit ein, um sich wechselseitig neue Impulse zu geben und zukünftig noch enger zusammenzuarbeiten: Zu einer „Netzwerkkonferenz Ostpartnerschaften“ hatten die beiden Präsidenten der Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi (TSU) und der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Prof. Dr. Vladimer Papava und Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, aus diesem Grund gemeinsam nach Georgien eingeladen. Der Einladung gefolgt sind zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus den Nachbarstaaten des östlichen Europa – eine der Schwerpunktregionen der internationalen Zusammenarbeit der JLU.

In einer Zeit zunehmender politischer und militärischer Konflikte im östlichen Europa nehmen die beteiligten Hochschulen damit auch ihre gemeinsame Verantwortung  für die Fortführung und Intensivierung der Zusammenarbeit wahr. Die Wissenschaftskooperation ist eine zentrale Komponente der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands. Durch die gezielte Stärkung internationaler Wissenschaftskooperation in Krisen- und Konfliktregionen kann die akademische Zusammenarbeit Kommunikationskanäle offen halten, während die Kommunikation auf der politischen Ebene erschwert ist.

Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der JLU-Partneruniversitäten Bila Tserkva (Ukraine), Iasi (Rumänien), Kazan (Tatarstan, Russland), Lodz (Polen) und Tbilisi (Georgien) nahmen an der Konferenz teil und diskutierten vom 5. bis 7. November 2015 an der Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi verschiedene Facetten des Themas „Human and Environmental Resources in Multiethnic Societies“ (Menschliche und ökologische Ressourcen in multiethnischen Gesellschaften). Zehn Jahre nach dem Abschluss des bilateralen Kooperationsabkommens zwischen JLU und TSU stellt die Erneuerung und Ausweitung des am Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) der JLU angesiedelten Kooperationsabkommens die erfolgreiche Zusammenarbeit beider Hochschulen auf eine noch breitere Basis. Aus Gießen war eine 14-köpfige Delegation nach Georgien gereist.

„Die fächerübergreifende Kooperation der JLU mit strategischen Partnern im östlichen  Europa ist ein zentrales Element des weltweiten Netzwerks der JLU“, erläutert JLU-Präsident Prof. Mukherjee. „Vor diesem Hintergrund erhält auch die multilaterale Zusammenarbeit einen besonders hohen Stellenwert, die alle Beteiligten in den letzten drei Tagen intensivieren konnten“, zieht er ein positives Fazit der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Ostpartnerschaftsprogramms geförderten Netzwerkkonferenz. Wie wichtig solche Treffen auf internationaler Bühne sind, bekräftigt Julia Volz, die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der JLU: „Nur wenn man sich gut kennt und um die Potenziale des anderen weiß, kann man neue Wege der Zusammenarbeit gehen.“

Ostpartnerschaft JLU – TSU

Tiflis gehört seit 2006 zu den Ostpartnerschaften der JLU; bereits im Juni 2005 wurde ein erster Kooperationsvertrag mit der Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi geschlossen. Beteiligt waren von JLU-Seite damals das Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung sowie die Fachbereiche 01 – Rechtswissenschaft, FB 07 – Mathematik und Informatik, Physik, Geographie und FB 09 – Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement. Auf georgischer Seite waren von Anfang an die Fachbereiche Geographie, Wirtschaft und Geologie einbezogen. Die Kooperation zwischen der JLU und der TSU beinhaltet insbesondere den wechselseitigen Austausch von Studierenden und Lehrenden. Im Jahr 2014 wurde diese Möglichkeit von 28 Personen genutzt, wobei 18 Mobilitäten aus Ostpartnerschaftsmitteln gefördert werden konnten.

Für beide Universitäten ist die Kooperation vor allem auch von großer wissenschaftlicher Bedeutung. Obgleich die offiziell besiegelte Zusammenarbeit von JLU und TSU eine der jüngeren Kooperationen innerhalb der Ostpartnerschaften der Universität Gießen ist, trägt der kontinuierliche Ausbau der Zusammenarbeit in der Forschung und Lehre bereits reiche Früchte. So konnte zwischenzeitlich die Austauschrate von Studierenden erhöht werden; Erfahrungen der JLU zur Entwicklung von Bachelor-Studiengängen im Fachgebiet Umweltmanagement flossen in die Planungen der TSU ein; Forschungskooperationen im naturwissenschaftlichen Bereich, beispielsweise im  Umwelt- und Ressourcenmanagement wurden vertieft. Interessante Perspektiven und Projekte ergeben sich auch für das Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) der JLU. Angestrebt wird nun auch ein Ausbau der Kooperation durch den Austausch von Personal und im Bereich der Graduiertenausbildung. Ein konkretes Ziel ist es zum Beispiel, künftig binationale Promotionsverfahren („Cotutelle-Verfahren“) zwischen TSU und JLU zu etablieren.

Auszeichnungen

Für ihre Verdienste um die deutsch-georgische Zusammenarbeit erhielt Prof. Dr. Dr. Annette Otte, Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung am Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der JLU, im Rahmen des aktuellen Besuchs eine Ehrendoktorwürde der Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi. „Diese Ehrung ist für mich Anerkennung und Ansporn zugleich für die weitere Förderung von Nachwuchswissen-schaftlern und den Austausch von Studierenden “, freut sich Prof. Dr. Dr. Annette Otte. JLU-Präsident Prof. Mukherjee wurde bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung mit der Tbilisi State University Javakhishvili-Medaille für seinen Einsatz für internationale Hochschulkooperation in Forschung und Lehre und die Förderung internationaler Mobilität geehrt. Gezielt wird von der JLU auch die Zusammenarbeit mit der Ivane Javakhishvili Universität unterstützt.

Wissenschaftspolitischer Hintergrund

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Georgien haben eine wichtige Bedeutung für die Annäherung Georgiens an die Europäische Union. Auf allen Ebenen (Entwicklungspolitische Zusammenarbeit, Wirtschaft, Politik, Kultur und Bildung) bestehen bereits enge und vertrauensvolle Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Hochschul- kooperation ist ein wichtiger Baustein der deutsch-georgischen Zusammenarbeit. Darauf aufbauend wird akademische Mobilität im Förderprogramm Erasmus+ International Credit Mobility zwischen Deutschland und Georgien in besonderem Maße dazu beitragen, Georgien als Staat an der Nahtstelle Eurasiens dem europäischen Hochschulraum und der EU anzunähern. In Georgien wurden zuletzt  entscheidende Reformen in der Hochschulbildung durchgeführt. 2005 wurde mit der Umsetzung der Bologna-Reformen begonnen, mittlerweile ist ECTS flächendeckend eingeführt. Die Mobilitäten innerhalb Erasmus+ unterstützen die Fähigkeit von Studierenden, Promovierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie administrativ-technischem Personal sich zu internationalisieren: durch einen Perspektivwechsel, der durch gegenseitige Einblicke in ein anderes Wissenschaftssystem entsteht, das Knüpfen von persönlichen Kontakten für ein zukünftiges erfolgreiches Networking zwischen den Institutionen, den Erwerb von fachwissenschaftlichem Know-how sowie fremdsprachlicher und interkultureller Kompetenzen.

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