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Andreas Uhr

Dissertationsprojekt: Mediale Strategien religiöser

Andreas Uhr
Druckgraphik des 15. Jahrhunderts.

Betreuerin: Prof. Dr. Silke C. Tammen

 

Kontakt:

Andreas Uhr, M.A.

Graduiertenkolleg 891: "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
Otto-Behaghel-Str. 10 C1, Raum C234
35394 Gießen

E-Mail: Andreas.Uhr(at)gcsc.uni-giessen.de

 

Kurzbiographie:

04/10– 03/13Stipendiat am GK 891: "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"

  • 11/11 Internationaler Workshop an der Justus-Liebig-Universität Gießen: Druckvorgänge. Drucktechniken vor 1600
  • seit 01/11 Sprecher der Stipendiaten

10/09– 09/12Mitgliedam"International Graduate Centre for the Study of Culture" (GCSC)undPromotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen

  • 05/10– 11/11 Sprecher der Research Area 4: Visual Culture

10/08 – 03/09 TU Dresden, Lehrauftrag Bestimmungsübung zum Hauptseminar
(Prof. Dr. Bruno Boerner): Die kommunikative Funktion von Gebrauchsgraphik der Renaissance

07/08 – 09/08 Salzburg-Stipendium der Landeshauptstädte Dresden und Salzburg (A) sowie dem Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden

10/07 – 04/08 Kupferstich-Kabinett Dresden, Erstellung einer Ausstellungskonzeption  zur Präsentation der nordalpinen Druckgraphik des 15. Jahrhunderts auf Grundlage der Magisterarbeit

07/03 – 12/04 Forschungsstudent am EGK 625: Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole; betreut von Prof. Dr. Bruno Klein, Ergebnisbericht: Christus im Elend. Zur Erfindung eines Andachtsbildes

10/00 – 10/07 Magisterstudium Kunstgeschichte / Neuere Neueste Geschichte an der TU Dresden, Abschlussarbeit: Andachtsbilder im Kupferstich-Kabinett Dresden. Überlegungen am Bestand unter besonderer Beachtung der Schmerzensmann-Darstellungen
(Prof. Dr. Bruno Boerner / Prof. Dr. Wolfgang Holler)

 

 Projektskizze:

Nach spätmittelalterlichem Verständnis waren bildliche Darstellungen Mittler und Wegweiser in Fragen des Alltags; religiöse Transzendenzerfahrungen wirkten nicht nur in der laikalen Erfahrungswelt stabilisierend. Für den individuellen Umgang mit dem Bild war die Verfügbarkeit einzelner Bildmotive entscheidend: Druckgraphik des 15. Jahrhunderts war für den Gebrauch bestimmt; sie wurde bemalt, beschnitten und beschrieben. Mein Erkenntnisinteresse gilt der Funktion der religiösen Druckgraphik, die ich als Gebrauchsgraphik betrachte. Daraus ergibt sich die Leitfrage meines Dissertationsprojekts: Weshalb und in welcher Form setzte man im religiösen Kontext während des 15. Jahrhunderts gedruckte Bilder ein?

Für die Abnehmer der frühen Einblattholzschnitte spielte die künstlerische Qualität eine untergeordnete Rolle, solange sie die ihnen persönlich wichtige Aussage erkennen oder mit gezielten Eingriffen in das Blatt hinein interpretieren konnten. Analog dazu kommt die frühe Druckgraphik in technischer Hinsicht einem breitangelegten Experimentierfeld gleich: Einige Druckverfahren (Metallschnitt; Teigdruck) wurden nur im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts umfassend praktiziert.

Ab den 1450er Jahren lassen sich gedruckte Bilder mit religiösen Ereignissen wie der zwischen 1424 und 1523 regelmäßig abgehaltenen Nürnberger Heiltumsweisung oder der 1466 nach Einsiedeln strebenden Jubiläumswallfahrt zum Engelweihfest in Verbindung bringen. Derartig inszenierte Ereignisse waren Knotenpunkte kommunikativer Verdichtung und wurden bereits vorab als heilsbringend vermittelt, sodass sich die Pilger mit vorgefassten Erwartungen auf den Weg zu konkreten Kultobjekten begaben. In bildlichen Darstellungen genügten offenbar wenige charakteristische Erkennungsmerkmale, um die Bezugnahme auf verehrte Gnadenbilder oder Reliquien glaubhaft zu machen. Eine These hierzu lautet, dass Einblattdrucke mittels ikonischer Verweise quasi als Werbezettel wirkten und Wissen um wundertätige Bilder generierten.

Daher gilt es in der angestrebten Dissertation Fragen der spätmittelalterlichen Wahrnehmung mit bildwissenschaftlichen Überlegungen zu verbinden. Dabei steht der alltägliche Umgang mit dem gedruckten Bild in der Übergangsphase vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit im Fokus des Interesses. Um ein Schlaglicht der Alltagskultur einfangen zu können, wird eine Verknüpfung der Punkte Materialität, Medialität und Performativität des gedruckten Bildes angestrebt. Punkte, die eng mit Beobachtungen zur Intermedialität verbunden sind. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Wechselwirkungen zwischen plastischen Bildwerken und materiellen Zeugnissen der Alltagskultur wie Pilgerzeichen und Papierreliefs mit gedruckten Bildern, als auch der druckgraphischen Techniken untereinander.

 

 Publikationen:

Aufsätze/Essays

  1. Colour-Printed Pasteprints, 1460s–1480s, in: Printing Colour 1400–1700. History, Techniques, Functions and Receptions (Library of the Written Word, 41 = The Handpress World; 32), hrsg. von Ad Stijnman und Elizabeth Savage, Leiden 2015, S. 76–81.
  2. Graphische Raritäten − Teigdrucke in Büchern aus niedersächsischen Frauenklöstern, heute in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, in: Rosenkränze und Seelengärten – Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek; 96), hrsg. von Britta-Juliane Kruse, Wiesbaden 2013, S. 63–70.
  3. Nürnberger Speerbildchen. Gebrauchsgraphik im 15. Jahrhundert, in: Das Bild als Ereignis. Zur Lesbarkeit spätmittelalterlicher Kunst mit Hans-Georg Gadamer (Heidelberger Forschungen; 38), hrsg. von Dominic Eric Delarue, Johann Schulz und Laura Sorbez, Heidelberg 2012, S. 411–432.

Katalogbeiträge

  1. Rosenkränze und Seelengärten – Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek; 96), hrsg. von Britta-Juliane Kruse, Wiesbaden 2013.
  • V.6   Kupferstiche mit Darstellungen der Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, genannt Maria in sole, S. 290 f.
  • V.15 Metallschnitt mit einer Darstellung der Kreuzigung Christi, S. 298 f.
  • V.16 Jordan von Quedlinburg: Meditationes de vita et passione Jesu Christi – Neue Befunde zu den Holzschnitten in der gedruckten Ausgabe, S. 300–305.
  • V.17 Kupferstiche mit der Darstellung Christi als Schmerzensmann, aufrecht im Grab stehend, S. 306 f.
  • V.18 Die Beweinung Christi: Holzschnitt mit einer Schablonenkolorierung, S. 308 f.
  • V.23–V.25 Veronika mit dem Schweißtuch: Inszenierungen des Hl. Antlitzes Christi (,Vera iconʻ) in Büchern aus den Augustiner-Chorfrauenstiften Heiningen, Dorstadt und Steterburg, S. 314–316. 

Rezensionen

  1. Zur Tiefdruckpraxis in historischer Perspektive. Rezension zu: Stijman, Ad: Engraving and Etching 1400–2000. A History of the Development of Manual Intaglio Printmaking Processes, Houten: Archetype Publications 2012. Erschienen bei IASLonline (07.04.2014) [http://iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3689].
  2. Vom ABC bis zur Apokalypse. Leben, Glauben und Sterben in spätmittelalterlichen Blockbüchern [Ausstellungskatalog] (Bayerische Staatsbibliothek – Schatzkammer 2012), Luzern/München 2012, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 142 (2013), Heft 1, S. 86–88.
  3. Reine kräftige Farben, goldene Gründe und rote Kulissen – verschiedene Zugänge zum Einsatz von Farbe im Mittelalter. Rezension zu: Farbe im Mittelalter. Materialität – Medialität – Semantik, hrsg. von Ingrid Bennewitz/ Andrea Schindler, Berlin 2011, in: KULT_online, Ausgabe 32 (2012) [http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/32-14/].
  4. Innovative Medientechnik, aber arrivierte Titel – Die Strategie des Albrecht Pfister. Rezension zu: Sabine Häußermann: Die Bamberger Pfisterdrucke. Frühe Inkunabelillustration und Medienwandel (Neue Forschungen zur Deutschen Kunst, IX), Berlin 2008, in: KULT_online, Ausgabe 27 (2011) [http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/27-5/]. 
  5. Auf der Suche nach dem Bildsinn – Betrachter als Akteure. Rezension zu: Areford, David S.: The Viewer and the Printed Image in Late Medieval Europe (visual culture in early modernity), Surrey/Burlington 2010, in: KULT_online, Ausgabe 25 (2010) [http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/25-1/].
  6. Daniel Hopfer – Werkverzeichnis und Münchner Bestandskatalog. Rezension zu: Metzger, Christof: Daniel Hopfer. Ein Augsburger Meister der Renaissance. Eisenradierungen – Holzschnitte – Zeichnungen – Waffenätzungen, Ausst.-Kat. München: Pinakothek der Moderne [5.11.2009–31.1.2010], Berlin 2009, in: KULT_online, Ausgabe 23 (2010) [http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/23-13/].