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Andreas Braune M.A.

Projekt: Promotion

Andreas Braune

Betreuer: Prof. Dr. Dirk van Laak

Kontakt

andreasbraune@web.de
JLU Gießen
GK Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
Otto-Behaghel-Str. 10 C1
35394 Gießen

 

Kurzbiographie

  • Seit 01/2009 Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
  • 06/2008 Abschluss Magister Artium mit der Arbeit „Wilhelm Ostwald und die wissenschaftliche Weltanschauung des Monismus“ (Prof. Michael Dreyer, Jena und Prof. Dirk van Laak, Jena/ Gießen)
  • 10/2001-06/2008 Studium der Politikwissenschaft und Neueren und Neusten Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und am Institut d’Etudes Politiques de Rennes
  • 04/2006-06/2008 Mitglied der Arbeitsgruppe „Studentengeschichte im Systemumbruch 1989/90“ am Historischen Institut der FSU Jena
  • 2005 & 2006 Praktika bei der deutschen Botschaft in Paris und der Public-Affairs-Agentur Euro P.A. in Brüssel
  • 10/2004-07/2005 studienpraktische Begleitung der Konzeption der Ausstellung „Techniker der ‚Endlösung’: Topf und Söhne – die Ofenbauer von Auschwitz“ durch die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und das Jüdische Museum Berlin http://www.topfundsoehne.de/
  • geboren 1981 in Leipzig


Thema der Dissertation

Zeitenwenden. Weltausstellungen um 1900 als transnationale Medien im Modernisierungsprozess

 

Projektskizze

Die Arbeit zu den Weltausstellungen um 1900 soll der zentralen Frage nachgehen, wie sich der Durchbruch der (westlichen) Moderne als ein Transnationalisierungsprozess vollzogen hat. Damit nimmt sie in mehrerlei Hinsicht neue Perspektiven ein.

Aus modernisierungstheoretischer Sicht soll das Konzept einer homogenen westlichen Moderne hinterfragt werden. In Anlehnung an soziologische Modernisierungstheorien, beispielsweise an Shmuel N. Eisenstadts Konzept der multiplen Modernen, soll nicht nur angenommen werden, dass im globalen Maßstab kulturspezifische Varianten ‚der’ Moderne auftreten, sondern dass auch ‚die’ westliche Moderne unterschiedlich ausgelegt werden konnte und man sich in einem transnationalen kommunikativen Aushandlungsprozess darüber verständigen musste, was als modern zu gelten habe und wie die Moderne aussehen solle.

Um diese Überlegungen für eine historische Arbeit (im Zeitraum um 1900) fruchtbar machen zu können, soll ein enger Modernebegriff Anwendung finden, der sich mit dem deckt, was Detlev Peukert als klassische Moderne bezeichnete. Dann werden zwar die zentralen Herausforderungen (und Charakteristika) der Moderne zwischen den unterschiedlichen westlichen Industrienationen geteilt, vor allem die Ausweitung der kapitalistischen Produktion mit all ihren sozialen, politischen und kulturellen Folgen. Doch muss davon auszugehen sein, dass die Art und Weise, wie auf diese Herausforderungen reagiert wurde, durch kulturelle Faktoren beeinflusst wurde. In diesem Sinne konnten ganz unterschiedliche (nationale) Strategien entwickelt werden, mit der neuen Zeit umzugehen.

In dieser Situation boten die Weltausstellungen als ‚Medienereignisse mit Ankündigung’ zugleich ein Forum und ein Medium, sich über Modernisierungserfahrungen auszutauschen: Sie gestatteten und beschleunigten den kommunikativen Austauschprozess über Modernisierung. Indem die Arbeit diesen medialen Transnationalisierungsprozess in den Blick nimmt, eröffnet sie auch für die Historiographie der Weltausstellungen eine neue Perspektive, dominierten hier doch bislang Studien zu einzelnen Ländern oder Ausstellungen, Langzeitanalysen oder beispielsweise die Konzentration auf die Repräsentation von Fremdheit und Exotik im Zeitalter des Imperialismus.

Da das Interesse vor allem den Prozessen und Strategien, aber auch den inhaltlichen Feldern des kommunikativen Austauschs gilt, bietet sich eher eine Querschnittsanalyse an. Zu diesem Zweck sollen die Pariser Weltausstellung 1900 und die Louisiana Purchase Exposition in St.Louis 1904 ausgewählt werden, sowie die III. Republik Frankreichs, das deutsche Kaiserreich und die USA als Diskursteilnehmer. Dieses Setting scheint sich aus unterschiedlichen Gründen anzubieten. Der Länderauswahl liegt die Idee zugrunde, dass jede der drei Gesellschaften über ein vielleicht diffuses, aber durchaus konturierbares Moderne-Konzept verfügte, welches in dem Aushandlungsprozess als Grundmotiv wirkte. Die beiden genannten Ausstellungen bieten sich dann an, weil mit Paris 1900 die große Reihe der französischen Ausstellungen des 19. Jahrhunderts endete und dabei auch ein Rückblick auf dieses ‚französische’ Jahrhundert (in Eigenperspektive) geworfen wurde. St. Louis verspricht dagegen dahingehend interessante Einblicke, da es die Moderne am Rande des Modernisierungskerns zelebrierte und einen Ausblick auf ein amerikanisches zwanzigstes Jahrhundert lieferte. Beide Ausstellungen verkörperten also eine Zeitenwende und forcierten damit die Aushandlung über Modernisierung.