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Georgi, Matthias, Dr.

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Matthias Georgi

Kurzbiographie

  • ab 1996 Magisterstudium der Neueren und Neuesten Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte, Philosophie an der LMU München
  • 1998/99 Lettere - Studium in Rom an der Università Roma III "Tor Vergata" im Rahmen des Erasmus-Programms des Instituts für Bayerische Geschichte der LMU
  • 2000/01 Stipendium des Bayerisch-Französischen-Hochschulzentrums (BFHZ) zur Vorbereitung der Magisterarbeit in Paris und Lille
  • 2001 Magisterarbeit an der LMU mit dem Titel: Das metrische System als nationaler und internationaler Standard: Präzision, Internationalismus und Nationalismus auf der Konferenz von 1798.
  • ab 2002 Promotionsstudium an der LMU
  • ab Dez. 2002 Promotionsstipendium im Rahmen der bayerischen Graduiertenförderung
  • Sommer 2003 Stipendium des Deutschen Historischen Instituts London
  • seit April 2004 Kollegiat des Graduiertenkollegs Transnationale Medienereignisse an der Universität Gießen

 

Thema der Dissertation

Die Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit. Inszenierung von Naturkatastrophen in England, 1750-1760.

 

Veröffentlichungen

  • ‘The prodigious appearance of an earthquake’ The Lisbon Earthquake and Scientific Knowledge in the British Public Sphere. In: Theodore E.D. Braun, John B. Radner (Hg.): The Lisbon Earthquake of 1755, Special Issue of Studies on Voltaire and the Eighteenth Century (SVEC) 2005. (Erscheint 2005).

 

Projektskizze

Im Rahmen meines Projektes untersuche ich öffentliche Debatten über Naturkatastrophen. Gegenstand der Arbeit sind die Debatten über drei Ereignisse, wie sie sich in der englischen Publizistik spiegeln: die Erdbeben in London 1750, das Lissabonner Erdbeben von 1755 und das Erscheinen des Halleyschen Kometen 1758/9. Anhand einer Analyse dieser Debatten werde ich zeigen,

  • welche Bedingungen ein Ereignis erfüllen musste, um als Katastrophe wahrgenommen zu werden.
  • wie Erkenntnisse der Wissenschaften, zu denen ursprünglich nur eine Elite Zugang hatte, popularisiert wurden.
  • wie Zeitungen, Journale und Pamphlete benutzt wurden, als orthodoxe Theologen mit Physikotheologen und Deisten um die Deutungshoheit über die Katastrophen kämpften.

     

Untersuchungsgegenstand

 

Im Frühjahr 1750 erschütterten zwei leichte Erdbeben London, ihr zeitlicher Abstand betrug genau vier Wochen. Nach dem zweiten Beben begannen Vorhersagen zu kursieren, dass ein drittes Beben in weiteren vier Wochen die Stadt zerstören werde. Diese Gerüchte wurden nicht nur mündlich verbreitet sondern erschienen auch in Zeitungen, in Pamphleten und Predigten. In der Nacht vom 4. auf den 5. April, dem Tage des vorhergesagten Untergangs Londons, kam es zu einer Massenpanik. Viele Londoner flohen aus der Stadt oder verbrachten zumindest die Nacht im Freien. Im Vorfeld des 4. Aprils wurde die Londoner Presse dominiert vom Streit über die Ursachen, den göttlichem Sinn und die Bedeutung von Erdbeben.

 

Fünf Jahr später zerstörte ein Erdbeben Lissabon. Zuerst kam das Beben, dann der Tsunami, anschließend brachen Feuer aus und vollendenden die Verwüstung. In England wurde, wie in allen europäischen Ländern, ausführlich über die Katastrophe debattiert. Anders als im Rest Europas konnte sich die Diskussion in der englischen Öffentlichkeit allerdings auf die bereits fünf Jahre zuvor geführten Auseinandersetzungen beziehen. In den Zeitungen drehte sich die Debatte hauptsächlich um die Frage, was genau in Portugal passiert war. Die Predigten über das Ereignis (mehr als 200 wurden publiziert) behandelten dagegen die Frage nach der Bedeutung des Bebens.

 

Zwei Jahre nach dem Beben von Lissabon wurde der Halleysche Komet über Europa erwartet – Edmond Halley hatte 1705 vorhergesagt, dass 1757 ein Komet erscheinen würde (tatsächlich erschien er erst im Winter 1758/9). Im Vorfeld seiner Ankunft wurde öffentlich darüber spekuliert, ob der Komet wohl die Bahn der Erde kreuzen und durch eine Kollision deren Untergang einläuten würde. Dies führte bei jeder ungewöhnlichen Himmelserscheinung zu Panikreaktionen in der Bevölkerung. Wieder, wie schon 1750, wurde ein eigentlich harmloses Ereignis zu einer drohenden Katastrophe aufgebauscht, nur waren diesmal die Vorhersagen nicht biblisch oder mystisch begründet, sondern wurde