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Nowak, Kai, M.A.

Projekt: Promotion

Betreuer: Prof. Dr. Frank Bösch

 

Kontakt

Justus-Liebig-Universität Gießen
Historisches Institut (Zeitgeschichte)
Otto-Behaghel-Str. 10 C
35394 Gießen
Kai.Nowak[at]geschichte.uni-giessen.de
Mitarbeiterprofil an der Professur für Zeitgeschichte

 

Kurzbiographie

1998-2006 Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Politikwissenschaft in Münster, an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin

Magisterarbeit über die Filmpropaganda der KPD und ihrer Nebenorganisationen in der Weimarer Republik

Nov. 2006-Okt. 2010 Stipendiat am Graduiertenkolleg „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“

seit Jan. 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Zeitgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Thema der Dissertation

Projektionen der Moral. Filmskandale in der klassischen Moderne (eingereicht Sept. 2013)

 

Projektskizze

Mein Dissertationsprojekt fragt nach den Anlässen, Akteuren, Mechanismen, Verlaufsformen und Folgen von Skandalen in Kunst und Kultur am Beispiel von Filmskandalen im Zeitraum von 1896 bis 1933. Von dem Dissertationsprojekt sind Impulse für eine politische Kulturgeschichte, für die gegenwärtige Konjunktur der historischen Skandalforschung sowie für eine kulturhistorisch orientierte Mediengeschichte zu erwarten.

Eine Untersuchung von Filmskandalen liefert Erkenntnisse über latente gesellschaftliche Tabus, Normen und Moralvorstellungen, die im Skandal medial verhandelt und damit erst sichtbar werden. Im Untersuchungszeitraum fällt die klassische Moderne und ihre Herausforderung an traditionelle Weltdeutungen mit der Etablierung des Films zusammen, einem neuen, umstrittenen Medium, dem die Zeitgenossen eine nahezu unbegrenzte Wirkungskraft attestierten, und das somit ein erhebliches Skandalpotential barg. Daher berührt eine Untersuchung von Filmskandalen Aspekte wie die Diskrepanz zwischen bürgerlichem Kunstverständnis und der Filmpraxis, zwischen bürgerlichem Bildungsideal und der Unterhaltungsfunktion des Films oder der filmischen Darstellung von Liebe und Sexualität. Zudem ist nach intra- und interdiskursiven Beziehungen zu fragen, nach der Bezugnahme auf vorhergehende Skandale sowie nach unterschiedlichen regionalen oder politischen Identitäten, die nicht zuletzt in der hoch politisierten Gesellschaft der Weimarer Republik ihren Niederschlag auch in Skandalisierungsvorgängen fanden.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Fragen nach der Ereignishaftigkeit von Filmen und Filmskandalen, spezifischen Formen der Kommunikation von Moral und Empörung, nach Mechanismen der medialen Aufmerksamkeitserzeugung, der Selbstbezugnahme der Medien, der narrativen Strukturen von Skandalen sowie nach den Strategien der beteiligten Akteure zur Erlangung von Meinungsführerschaft und Deutungshoheit in Auseinandersetzungen über den gesellschaftlichen Normen- und Moralhaushalt.

Methodisch wird mit einer Reihe von Fallstudien zu Filmen gearbeitet, die in Deutschland einen Skandal verursacht haben. Um zugleich die Bedingungen und Grenzen von Skandalisierung in den Blick zu bekommen, finden Filme, deren Skandalisierung misslang, ebenfalls Berücksichtigung. Ein Teil der Fälle bewegt sich im Spannungsfeld von Transnationalität und Nation, wenn einer transnational operierenden Filmwirtschaft und der universellen Sprache des stummen Films nationale Perspektivierungen, Interessenlagen und Identitäten gegenüber standen. Ein diskurstheoretisch flankiertes Vorgehen ermöglicht, Kontinuitäten, Muster und ritualisierte bzw. institutionalisierte Kommunikationsweisen und diesbezügliche Veränderungen im Skandalgeschehen zu registrieren. Es soll also auf das Verbindende und Trennende der Skandalfälle gleichermaßen geachtet werden. Zugleich ist die Kontextualisierung eines jeden Falls mit seinen politischen, ökonomischen und vor allem medialen Rahmenbedingungen notwendig.