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Filmreihe: Teilungsdiskurs

Trauma heißt Wunde: Zur Zerteilung von Nationen und Körpern im Film (Sommersemester 2011).

Film- und Vortragsreihe des Graduiertenkollegs „Transnationale Medienereignisse“ und des ZMI startet am 11. Mai 2011 mit „Johnny Got His Gun“.

Zerbrechen Nationen, dann zerbrechen Körper – zumindest im Film. Die Teilung eines Landes wurde immer wieder emblematisch als Zerteilung und Verletzung menschlicher Körper in die Bewegtbilder des Films geholt. Bilder geschundener, zerfetzter oder verwundeter Leiber erzählen Geschichten von nationaler Spaltung und kollektivem Trauma und laden Diskurse gesellschaftlicher Zerrissenheit gewalttätig auf. Das filmisch behauptete Trauma einer nationalen Teilung wird dabei auf seinen ursprünglich körperlichen Wortsinn zurückgeworfen: Trauma heißt ‚Wunde‘. Dies rufen die Bilder verkörperter Gewalt in Erinnerung, während sie zugleich am Narrativ der gesellschaftlichen Traumatisierung durch Teilung mitarbeiten.

Trauma und Film verbindet aus historischer Perspektive eine zweifache Komplizenschaft: Ihr gemeinsames, grundlegendes Konzept, das Zerteilen und Zusammenfügen in einem für den Betrachter unsichtbar werdenden Schnitt, der unter der Oberfläche der Bilder weiterhin insistiert, taucht fast zeitgleich am Ende des 19. Jahrhunderts in Psychiatrie, Psychoanalyse und Filmtechnik auf. Ein Zusammenhang zwischen filmischem und psychischem Apparat, der sich in der gegenwärtigen film- und geschichtswissenschaftlichen Diskussion über die Verarbeitung gesellschaftlicher Traumata im Medium des Films stetig aktualisiert und in seinen Geschichten und Motiven populär verhandelt wird.

Die Film- und Vortragsreihe möchte anhand von sechs Filmbeispielen zeigen und fragen, auf welche Weise das historische Ereignis der politischen oder militärischen Aufspaltung eines Landes, eines Territoriums, einer Gemeinschaft, kurz, des politischen Körpers, als Spaltung von menschlichen Körpern zum Ereignis des Films wird. Die Beispiele reichen von der deutschen Wiedervereinigung über die koreanische Teilung (Address Unknown) bis zur indisch-pakistanischen Abspaltung 1947 (Earth), von der Zäsur des Weltkriegs und der kulturellen Spaltung in den USA (Johnny Got His Gun) über die Abgründe und Gespenster japanischer Geschichte (Barren Illusion) bis zum Gedächtnisverlust in der deutschen Nachkriegsgesellschaft der 1970er Jahre (Messer im Kopf).

 

Trauma: 1650s (implied in traumatic), "physical wound," from Gk. trauma "wound," from PIE *tro-, *trau-, from base *tere- "to rub, turn" (see throw (v.)). Sense of "psychic wound, unpleasant experience which causes abnormal stress" is implied in traumatic, in psychological jargon 1889.

 

Die Reihe startet am Mittwoch, 11. Mai 2011, im Hörsaal der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstr. 37. Organisiert wird sie vom Graduiertenkolleg „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ der Universität Gießen in Kooperation mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI). Jeder Film wird mit einem Vortrag eingeleitet. Nach der Vorführung besteht die Gelegenheit zur Diskussion. Der Eintritt ist kostenlos.

 

Termine

Alle Veranstaltungen beginnen mittwochs um 18.15 Uhr im Hörsaal 1 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37, 35390 Gießen.

 

Mittwoch, 11.5.2011

Eröffnung der Filmreihe: Astrid Matron und Marian Kaiser

Johnny Got His Gun (Dalton Trumbo, USA 1971, 111 min)

Einführung: Johannes Pause (Trier)

 

Mittwoch, 25.5.2011

Messer im Kopf (Reinhard Hauff, BRD 1979, 108 min)

Einführung: Jörn Ahrens (Gießen)

 

Mittwoch, 8.6.2011

Barren Illusion (Kurosawa Kiyoshi, Japan 1999, 95 min)

Einführung: Robert Geib (Weimar)

 

Mittwoch, 22.6.2011

Earth (Deepa Mehta, Indien 1999, 101 min)

Einführung: Sarah Joshi (London)

 

Mittwoch, 6.7.2011

Address Unknown (Kim Ki-Duk, Südkorea 2001, 117 min)

Einführung: Astrid Matron (Gießen)

 

Organisation & Kontakt:

Marian Kaiser & Astrid Matron, GK Transnationale Medienereignisse

Otto-Behaghel-Straße 10 C1, 35394 Gießen

Telefon: 0641 99-28142

Mail: astrid.b.matron[at]gcsc.uni-giessen.de, marian.kaiser[at]germanistik.uni-giessen.de