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Vortrag: "Blicke, die aus dem Rahmen fallen. Transkulturelle Wahrnehmungshorizonte einer Bildtheorie"

Dr. Birgit Mersmann (Karlsruhe)

Am: 10.06.2008, 18.00h
Ort: Im Phil I, B 25
Veranstalter: GK Transnationale Medienereignisse / GCSC

 

 

Der Chiasmus der Fremdwahrnehmungsblicke zwischen Europa und Ostasien beginnt um 1600 mit der Einführung der Ölmalerei in China. Der westliche Blick, wie er im Tafelbild zur Erscheinung gelangt, wurde in der ostasiatischen Kultur zunächst als bedrohlich, existenz- und identitätsgefährdend empfunden.

Insbesondere der Realismus der Darstellung, wie er mit der Erfindung des Ölgemäldes und der zentralperspektivischen Blickkonstruktion fundiert wurde, löste anfangs in China, Korea und Japan Schockreaktionen aus. Wiederholt wird in Erlebnisberichten die Lebendigkeit des Dargestellten, die Nicht-Unterscheidbarkeit zwischen echt/lebend und künstlich / tot als Angst einflößendes, traumatisches Erlebnis geschildert.

Dieses Faktum wirft die medienethnologisch und bildkulturell brisante Frage auf: Warum ist das Tafel- bzw. Ölbild als autonomes Gemälde in Europa entstanden? Oder ex negativo gefragt: Warum hat es sich nicht in Ostasien entwickelt? Der Vortrag sucht diese interkulturelle Differenz zwischen illusionistischer und imaginärer Wahrnehmung, westeuropäischer Kadrierung und ostasiatischer Rahmenlosigkeit, kosmologisch, weltanschaulich und sozialgeschichtlich zu begründen.

Er tut dies auf der Grundlage eines neu zu definierenden bildkulturwissenschaftlichen Ansatzes, dessen theoretischer wie methodischer Zugriff mit reflektiert wird.