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Ablauf einer Radioiodtherapie in unserer Klinik

Die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist eine häufige Erkrankung der älteren Katze. Es gibt verschieden Behandlungsmethoden: medikamentöse Therapie mit z.B. Felimazole, Diättherapie (jodarmes Futter), operative Entfernung der Schilddrüse und die Radiojodtherapie. Die Radiojodtherapie wird von vielen Autoren als die Therapie der Wahl angesehen, da diese die zugrundeliegende Ursache (Tumor) behandelt und nicht nur die Symptome lindert, wie das der Fall der medikamentösen Therapie ist. Die Therapie ist nicht invasiv und in den allermeisten Fällen erfolgreich, allerdings sind auch nach der Therapie Kontrollen notwendig, wie unten erläutert.

 

Der Ablauf der Radiojodtherapie in unserer Klinik:

Eine Woche vor der Therapie müssen schon verabreichte Thyreostatika (zum Beispiel Felimazole, Carbimazol, Thyronorm-Saft) abgesetzt werden, da sonst die Szintigraphie (nuklearmedizinische Darstellung der Schilddrüse, welche zur Bestimmung der Joddosis herangezogen wird, siehe unten) eingeschränkt beurteilbar ist. Zudem besteht auch ein erhöhtes Risiko einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) nach einer Radiojodtherapie. Sollte Ihre Katze ein jodarmes Futter als Therapie der Hyperthyreose erhalten, so muss mindestens 2 Wochen vor der Therapie auf ein normales Katzenfutter umgestellt werden.

Jede Woche Dienstag werden die Katzen stationär in unserer Klinik aufgenommen, um eine Blutuntersuchung (Blutbild, Blutchemie, Schilddrüsenwerte, Urinuntersuchung) und bei Bedarf eine kardiologische Untersuchung (Blutdruckmessung, Röntgen Thorax, EKG, Echokardiographie) durchzuführen. Donnerstags wird in Kurznarkose eine Schilddrüsen-Szintigraphie durchgeführt. Hierbei wird der Katze ein radioaktives Nuklid verabreicht. Über die Anreicherung dieses Nuklids im Schilddrüsengewebe erhalten wir Informationen über Funktion, Lage und Größe der Schilddrüse.

Im Anschluss an die Szintigraphie beginnen wir mit der Radiojodtherapie. Radioaktives Jod wird in die Vene gegeben und reichert sich in der vergrößerten Schilddrüse an und zerstört das in direkter Umgebung liegende Gewebe. Die Anteile der Schilddrüse, die zu diesem Zeitpunkt keine Funktion haben, nehmen kaum Jod auf, werden daher nicht zerstört und können so ihre normale Funktion wieder aufnehmen. Nach Verabreichung des radioaktiven Jods werden die Katzen im Isolierstall (etwa raumhohe, 2 x 1 m große Boxen) gehalten.

Montag und Dienstag nach der Therapie kann nach Radioaktivitätsmessung der Katze der Entlassungszeitpunkt festgelegt werden. Dieser liegt meist bei 5-8 Tagen nach Therapie. Sollte bei Ihrer Katze eine sehr hohe Radiojod-Dosis verabreicht worden sein (bei Therapie eines Schilddrüsenkarzinoms), so muss Ihre Katze ggf. deutlich länger (2-4 Wochen) in Isolation bleiben. Vor Entlassung wird eine erneute Blutuntersuchung durchgeführt. Das hier gemessene T4 darf aus strahlenschutzrechtlichen Gründen erst nach Ablauf von 8 Wochen an das Labor geschickt werden, weshalb dieses Ergebnis und auch die Rechnung zu diesem Wert erst dann zu Ihnen geschickt wird.

Strahlenschutzmaßnahmen bei Ihnen zu Hause:

Zuhause müssen die Katzen 4 Wochen nach Therapiebeginn in der Wohnung gehalten werden und Kontakt zu Schwangeren und Kindern unter 16 Jahren aufgrund der radioaktiven Reststrahlung vermieden werden. Sollte dies nicht möglich sein, bitte informieren Sie uns bei der Terminvereinbarung, da in einem solchen Fall z.B. eine längere Hospitalisation auf der Isolierstation geplant werden muss. Über weitere Strahlenschutzmaßnahme (z.B. Umgang mit Ausscheidungen Ihrer Katze nach Radiojodtherapie) werden Sie ausführlich vor der Entlassung informiert.

 

Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung oder einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) nach Radiojodtherapie, persistierende Hyperthyreose:

Wie bereits angesprochen, kann häufig erst nach einer Radiojodtherapie eine Aussage über das Vorliegen einer chronischen Nierenerkrankung getroffen werden. Die Hyperthyreose steigert die Filtrationsfunktion der Niere und somit kann eine chronische Nierenerkrankung kaschiert werden. Erst nach der Behandlung einer Hyperthyreose mit Radiojod (ebenfalls nach einer chirurgischen Behandlung) kann die Nierenerkrankung diagnostiziert werden. In der Regel steigen die Nierenwerte nur leicht an und die Nierenerkrankung muss zwar therapiert werden (vor allem Fütterung einer Nierendiät, aber auch weitere Maßnahmen können erforderlich werden), hat aber in einem solchen frühen Stadium keinen Einfluss auf die Lebensqualität der Katze. Es ist daher wichtig die Nierenwerte immer bei den Kontrollen nach Radiojodtherapie mitzubestimmen.

In sehr seltenen Fällen kann nach einer Radiojodtherapie eine therapiebedürftige Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) auftreten. Es ist wichtig diese frühzeitig zu erkennen um die entsprechende Therapie einzuleiten. Daher raten wir zu allen Kontrollzeitpunkten zur gleichzeitigen Bestimmung der T4 und TSH Konzentration.

Sehr selten persistiert die Hyperthyreose nach einer Radiojodtherapie und es ist eine weitere Therapiesitzung notwendig. Diese führt dann in der Regel zur Heilung. Ob eine zweite Therapie notwendig ist, kann aber frühstens 3-6 Monate nach der Behandlung entschieden werden.

 

Verlaufskontrollen über unsere Klinik:

Um die oben genannten Zustände (chronische Nierenerkrankung, Hypothyreose, Fortbestehen einer Hyperthyreose) rechtzeitig zu erkennen und Sie entsprechend zu beraten, steht Ihnen unser Team auch nach der Radiojodtherapie zu Verfügung. Information zu kostengünstigen Verlaufskontrollen über unsere Klinik (Blutentnahmen erfolgen dabei bei Ihrem Haustierarzt, Sie müssen also nicht zu uns fahren) entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Infoblatt. Vielen Dank! Die Kosten betragen inkl. Voruntersuchung und stationärem Aufenthalt ungefähr 1700 Euro zzgl. Mehrwertsteuer.

 

Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne unter der Telefonnummer 0641-9938666 oder per E-Mail (kleintierklinik@vetmed.uni-giessen.de) zur Verfügung!

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Die Kosten betragen inklusive sehr gründlicher Voruntersuchungen (klinische Untersuchung, Laboruntersuchung vor und nach Radiojodtherapie, Röntgen, Szintigraphie, J131, 2-malige J131-Aktivitätsmessung zur Entlassungsberechnung) und stationärem Aufenthalt ungefähr 1750 - 1800 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Sollten Hinweise auf eine Herzerkrankung bestehen, kommen - in Absprache mit Ihnen - ca. 250 Euro zzgl. Mehrwertsteuer für eine genaue kardiologische Untersuchung (Blutdruckmessung, EKG, Ultraschall) zur Abschätzung des Narkoserisikos und möglicher Therapieplanung einer zugrundeliegenden Herzerkrankung dazu.

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Bitte beachten Sie, dass das Jod 131 für die Therapie schon am Mittwoch der Vorwoche verbindlich bestellt werden muss und auch nach Absagen der Radiojodtherapie die anfallenden Kosten von Ihnen getragen werden müssen.

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Seit Beginn der Corona-Pandemie Januar 2020 kommt es leider immer wieder zu globalen Liefer- und Produktionsproblemen von J131 auch in der Humanmedizin. Dies führt dazu, dass wir leider oft recht kurzfristig eine Absage der Jodlieferung bekommen, so dass wir die Radiojodtherapie dann entsprechend verschieben müssen.

Das ist sehr bedauerlich, aber leider ein weltweites Problem. Wir versuchen in dem Fall, die Termine so flexibel zu legen, dass möglichst kurze Wartezeiten für betroffenen Katzen entstehen.

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