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…Lob für "außergewöhnlichen Fächerkanon", Giessener Anzeiger, 11.12.2004

Vielfältige ernährungsbedingte Krankheiten brauchen ebenso vielfältige Wege zur Prävention. Um Prävention sinnvoll zu gestalten, bedarf es einer guten Forschung. Deshalb sei der neue interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt "Mensch - Ernährung - Umwelt" der Justus-Liebig-Universität besonders sinnvoll, waren sich alle Redner zu Beginn der Hochschultagung des Fachbereiches 09, Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, einig.

Hochschultagung beschäftigte sich mit interdisziplinärem Forschungsschwerpunkt "Mensch - Ernährung - Umwelt"

GIESSEN (sk). Vielfältige ernährungsbedingte Krankheiten brauchen ebenso vielfältige Wege zur Prävention. Um Prävention sinnvoll zu gestalten, bedarf es einer guten Forschung. Deshalb sei der neue interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt "Mensch - Ernährung - Umwelt" der Justus-Liebig-Universität besonders sinnvoll, waren sich alle Redner zu Beginn der Hochschultagung des Fachbereiches 09, Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, einig. "Eine der wichtigsten interdisziplinären Zusammenarbeiten in unseren Lebenswissenschaften" sei der neue Schwerpunkt, sagte der Präsident der Universität, Prof. Stefan Hormuth. Human- und Veterinärmedizin sowie Ernährungswissenschaften unter einem Dach - "diese Konstellation gibt es an keiner anderen deutschen Universität". Die Kooperation der Fachbereiche "erlaubt es uns, eine Methodenplattform zu etablieren" und neue Wege für Drittmittel zu eröffnen.
Ministerialdirigent Dr. Horst Kraushaar vom hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz betonte, wie sehr die Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten die Gesellschaft belaste. Deshalb sei die neue Initiative sinnvoll, da sie Wege zur Prävention erforsche. Auch er hob den "außergewöhnlichen Fächerkanon" der Universität hervor.
Ein Plädoyer für vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen hielt auch Prof. Wolfgang Köhler, Dekan des Fachbereiches 09. 25 Millionen Übergewichtige, 20 Millionen Menschen mit Schilddrüsenkrankheiten und weitere 20 Millionen Menschen mit Fettstoffwechselstörungen gebe es in Deutschland, so Köhler. In den letzten 50 Jahren habe die Menschheit "die Entwicklungsgeschichte auf den Kopf gestellt". Sie wachse nicht mehr in die Höhe, sondern in die Breite. Studien hätten bewiesen, dass gesunde Ernährung Leben verlängern könne. Übergewicht sei auch mit "praktisch allen Krebsarten" verbunden. Finnische und amerikanische Studien zeigten, dass auch Diabetes vom Typ 2 durch einen veränderten Lebensstil in 40 bis 50 Prozent vermieden werden könne.
Unter dem neuen Schwerpunkt arbeiten unter anderem die Bereiche Pflanzenbau und Tierzucht sowie das Zentrum für Kinderheilkunde und die Ernährungswissenschaftler zusammen. Die Projekte seien zum Beispiel darauf ausgerichtet zu erforschen, ob die Gesellschaft neue Lebensmittel brauche und wie man sie herstellen könne, erklärte Prof. Clemens Kunz, geschäftsführender Direktor des Institutes für Ernährungswissenschaft. "Man muss die Möglichkeiten nutzen", sagte er mit Blick auf die neue Zusammenarbeit. "Heutzutage kann nicht jeder für sich so hinarbeiten". Wichtig sei dabei der Erhalt des Klinikums. Die Kooperation ohne Klinik "wäre das Aus".
Im Gespräch mit dem Anzeiger erklärte Silvia Rudloff exemplarisch zwei Projekte. Bei beiden gehe es um "ganz frühe Einflüsse" auf die Entwicklung der Menschen. Die eine Arbeit beschäftige sich mit der Gewichtsentwicklung eines Kindes und seinen genetischen Grundlagen. Das Blut aus der Nabelschnur von frühgeborenen Kindern werde auf Hormone und genetische Anlagen untersucht. Wichtig sei auch das Gewicht der Babys. Dann werde die Entwicklung der Kinder über Jahre verfolgt. "Wir fragen uns zum Beispiel, ob ein Kind, dass ein niedriges Geburtsgewicht und eine bestimmte genetische Situation hatte, im Alter von sechs Jahren vielleicht ein überhöhtes Gewicht hat", so Rudloff. Aus den Ergebnissen könne man schließen, ob es Zusammenhänge gebe, die man beeinflussen könne. Die Wissenschaftler des zweiten Projektes untersuchten, ob sich die Lunge eines Fötusses schneller entwickle, wenn die Mutter spezielle Nährstoffe zu sich nehme. Die Lunge sei der Schwachpunkt bei Frühgeburten. Heutzutage nehme eine werdende Mutter Cortison, wenn sich eine Frühgeburt andeute, um die Lungenentwicklung ihres Kindes zu fördern. Die Frage sei, ob es andere Stoffe gebe, die auch wirkten.