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Zentrum für Datenverarbeitung der JLU Gießen

Die Wurzeln des heutigen Hochschulrechenzentrums

Die Entwicklung des Zentrums für Datenverarbeitung (ZDV) aus dem Rechenzentrum an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen umfasst einen relativ kurzen Zeitraum (02.11.1972 bis 02.06.1975), in dem die wesentlichen Merkmale des heutigen Hochschulrechenzentrums (HRZ) geprägt worden sind und aus dem der Wechsel in eine ständige technische Betriebseinheit der JLU erfolgt ist. Die wichtigsten Entwicklungsstufen werden anhand vorhandener Protokolle aufgezeigt.

  • Am 02.11.1972 findet die konstituierende Sitzung des Direktoriums des Zentrums für Datenverarbeitung statt. Anwesend sind Prof. Dr. J. Dudeck, Prof. Dr. S. Filippi, Prof. Dr. K. Weber, Dr. J. Hammerschick, Dipl. Math. D. Weiß und H. Becker. Prof. Dr. S. Filippi wird zum geschäftsführenden Direktor gewählt, Herr Dr. J. Hammerschick zum Schriftführer.

  • Am 27.11.1972 konstituiert sich der Unterausschuss "Zentrum für Datenverarbeitung" des Ständigen Ausschusses II der JLU.

  • Auf Einladung von Prof. Dr. D. Gaier, die eine Beilage über die damalige Ausstattung des Zentrums für Datenverarbeitung enthält, findet am 08.12.1972 eine erste gemeinsame Sitzung mit dem Direktorium dieses Zentrums statt. Hier ist das Protokoll dazu, dem zu entnehmen ist, dass an diesem Tage im Auftrag des Unterausschusses die Datenfernverarbeitung und damit das spätere Datennetz der JLU geboren wird.

    • In der vorausgehenden Unterausschußsitzung war auch das Problem der Fernanschlüsse an die CD3300 diskutiert worden: Das ZDV soll im Auftrag des Unterausschusses Kostenfragen klären (Kauf, Miete für Geräte, Leitungen, Wartungskosten) und die Fachbereiche darüber informieren. Die Rückantworten der FB sollen im Falle eines Interesses auch die Bereitschaft erkennen lassen, die Folgekosten, sowie Materialverbrauch für das eigene Terminal zu übernehmen. Die Ergebnisse sollen dem Unterausschuß vorgelegt werden. Das Direktorium billigt dieses Vorgehen. Dr. J. Hammerschick ist für die Untersuchung verantwortlich. Kontaktaufnahme mit Erlangen, Mainz und Tübingen wird empfohlen, weil dort mit dem gleichen Maschinentyp Erfahrungen über Fernanschlüsse vorliegen.

  • In dem Rundschreiben 54/1972 vom 08.12.1972 informiert der damalige Präsident Prof. Dr. P. Meimberg die JLU:

    • Zur beschleunigten Bearbeitung bitte ich darum, in Zukunft alle Anträge auf Förderung und Unterstützung bei der Beschaffung oder Verwendung von EDV-Anlagen zunächst dem Unterausschuß des Ständigen Ausschusses II für das wissenschaftliche Zentrum für Datenberarbeitung zur Stellungnahme vorzulegen und erst zusammen mit dieser Stellungnahme an mich weiterzuleiten. Ggf. empfiehlt es sich, wenn sich die Antragsteller bereits im Verlaufe ihrer Planungen mit dem Unterausschuß ins Benehmen setzen.

  • Überregional: Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft erlässt am 03.10.1972 "Richtlinien für Anträge für eine Beteiligung am Überregionalen Forschungsprogramm Informatik", die am 18. Dezember 1972 mit dem Brief von Herrn Dr. J. Hammerschick an den Unterausschuss und an die Mitglieder des Direktoriums des Zentrums für Datenverarbeitung weitergegeben werden.

  • Am 16.02.1973 findet eine weitere Sitzung des Direktoriums statt:

    Prof. Dr. S. Filippi gibt die Personal- und Sachzuteilungen bekannt. Er berichtet über die Mitteilung des Präsidenten im Senat, dass ab 1975 die ersten Mittel für einen Neubau bereitgestellt werden sollen, der für das Zentrum für Datenverarbeitung, Teile der Verwaltung und die medizinische Dokumentation vorgesehen ist. 15 Millionen DM sind die geplanten Gesamtkosten.

    Herr Dr. J. Hammerschick berichtet über Fernanschlussmöglichkeiten von Datenendstationen (Terminals) an die CD3300, die über Wähl- oder Standleitungen der Bundespost erfolgen können. Es wird beschlossen, dass er die Fachbereiche davon unterrichtet. Als Termin für die Rückantwort soll der 01.06.1973 gesetzt werden.

  • Am 4. Mai 1973 findet auf Einladung von Prof. Dr. D. Gaier eine gemeinsame Sitzung des Unterausschusses und des ZDV-Direktoriums statt.

    Es geht um die Erhöhung der CD3300-Verfügbarkeit durch Verlegung der Wartungszeit, dem Fernanschluss nach Darmstadt, um bereits eingetroffene Rückantworten zu den Terminals und um die noch junge um den Präsidenten angesiedelte Projektgruppe "Computer unterstützter Unterricht" (CUU) mit den Teilnehmern Prof. Dr. M.G. Zilahi-Szabo, Prof. Dr. R. König, Prof. Dr. J. Dudeck, I. Dienstbach (Verwaltung), D. Wolff (ZDV).

  • Eine weitere gemeinsame Sitzung des Unterausschusses und des ZDV-Direktoriums findet am 15.06.1973 statt, bei der die Themen CUU, Fernanschluss nach Darmstadt und Rückantworten zu den Terminals angesprochen und ergiebig behandelt werden.

    Während man in Sachen CUU abwarten möchte, wird der Fernanschluss nach Darmstadt für dringend erforderlich gehalten. Darüber hinaus sollen für die Bereiche Physik, Chemie (2), Zeughaus und Psychologie insgesamt 5 CD3300-Terminals beschafft werden, die möglicherweise auch mit dem Fernanschluss nach Darmstadt Verbindung aufnehmen können sollen.

  • In der nächsten Direktoriumssitzung vom 06.07.1973 konkretisieren sich die in Gang gesetzten Maßnahmen.

    Verstärkung bekommt das ZDV durch einen weiteren wissenschaftlichen Bediensteten (Jens Kemper). Um die CD3300-Betriebszeiten erweitern zu können, wird ein Antrag auf eine Operateurstelle schon ab 01.01.1974 beschlossen.

  • Die nächste Direktoriumssitzung findet am 22.11.1973 statt.

    Behandelt werden der Neubau des Rechenzentrums, ein Antrag des Konventvorstands zur Besetzung des ZDV-Direktoriums, die Arbeit des "Unterausschuß EDV-Systeme", das Kolloquium für das nächste Semester und der vom Ständigen Ausschuss II verlangte Jahresbericht 1973.

  • In der Sitzung des Unterausschusses vom 23.11.1973 werden die bislang vorgeschlagenen Maßnahmen des Direktoriums befürwortet und beauftragt. Insbesondere soll das ZDV Anfang Januar einen Jahresbericht 1973 für den ständigen Ausschuss II erstellen.

  • Die erste Direktoriumssitzung im neuen Jahr findet am 01.02.1974 statt.

    Danach soll Anschluss und Betrieb einer Datenstation (Kartenleser, Drucker, Display) an den Rechner der TH Darmstadt im April möglich werden. Die Geräte für den FB06 und FB18 stehen noch nicht zur Verfügung. Der Jahresbericht 1973 des ZDV wird einstimmig gebilligt und soll dem Unterausschuss zur Stellungnahme vorgelegt werden.

  • Die Stellungnahme des ZDV-Jahresberichtes 1973 ist am 14.02.1974 erfolgt, wie der Brief des Vorsitzenden Prof. Dr. H. Rufeger an den Präsidenten dokumentiert. Mit einer konkreten Alternative (, die sehr an die Empfehlungen für die Organisation der Rechenzentren an den hessischen Hochschulen vom 24.03.1972 erinnert,) macht er zugleich deutlich, dass der Unterausschuss "die derzeitige Organisation des ZDV für nicht zufriedenstellend" hält.

    Es folgen einige interessante Passagen aus dem Jahresbericht 1973 (DFG bedeutet Deutsche Forschungsgemeinschaft):

    • Seite 4 oben: Mittel aus dem Universitätshaushalt

      Vom ZDV waren 285.000,-- DM beantragt worden. Der Unterausschuß hatte sich in seinem Schreiben vom 11. Dez. 1972 für eine Einhaltung von 280.000,-- DM für das Rj. 1973 eingesetzt. Es konnten jedoch nur die oben aufgeführten 270.000,-- DM zugeteilt werden. Die Höhe dieser Zuteilung - die sich nachträglich als zu niedrig herausstellte - ist trotzdem als günstig zu beurteilen, wenn man sie vor dem Hintergrund der 20 bis 30 %igen Haushaltssperren der Ansätze für 1973 sieht. Beim ZDV betrug die Kürzung um 15.000,-- DM nur 5,3 %. Beachtet man jedoch, daß das ZDV unkürzbare rechtliche Verpflichtungen von jährlich 218.000,-- DM hat, und bezieht man die gekürzten 15.000,-- DM auf 285.000,-- - 218.000,-- = 67.000,-- DM, so liegt die Sperre immerhin auch bei 22 %. Aufgrund der Nachbewilligung von 7.200,-- DM mußte nur noch ein Defizit von 1.800,-- DM in das Rj. 1974 übertragen werden.

    • Seite 6 unten: Dienstleistungen

      Am ZDV gab es im Dez. 73 314 gültige Benutzernummern, davon 293 Nummern für Benutzer der JLU Gießen. Für diese Nummern wurden 101.210 Jobläufe (von insgesamt 109.011 Läufen) durchgeführt. Täglich wurden durchschnittlich 440 Jobs erledigt. Auf die Nummern entfiel von der Gesamt-CPU-Zeit von 2275 h 6 min ein Anteil von 2211 h 59 min. Der Steigerungsfaktor bei der CPU-Zeit beträgt gegenüber 1972 1.42, was genau einer Verdoppelung alle zwei Jahre entspricht. Er wurde erreicht, obwohl die Betriebszeit sich nur um den Faktor 1.28 auf 4276 Stunden erhöhte.

    • Seite 9 oben: Zunahme der Betriebszeit

      Das Jahr 1973 brachte eine weitere Zunahme der Betriebszeit von 3338 Stunden auf 4276 Stunden. Diese Zeiten wurden anfangs in einem 2-Schichten-Betrieb, ab Herbst 73 in 2 1/2 Schichten erreicht; in den Zeiten von 6.00 Uhr bis 1.00 Uhr an 5 Tagen in der Woche. Der Steigerungsfaktor für die Betriebszeit beträgt 1,28. Durch die im Jan 73 installierte Kernspeichererweiterung konnte eine Steigerung der Effektivität erzielt werden: Die CPU-Zeit stieg von 1597 Stunden in 1972 auf 2275 Stunden in 1973, was den Steigerungsfaktor 1,42 bedeutet. Die gleiche Tendenz ist bei allen Kanalzeiten ersichtlich: von 823 auf 1123 Stunden, d.h. um den Faktor 1,37.

    • Seite 9 unten: Die ersten Sichtgeräte (betrieben mit der CDC-Standard-Software RESPOND)

      Von allen Benutzern wurde die Installation von zwei Sichtgeräten in einem Benutzerraum begrüßt. Von verschiedenen Benutzergruppen war dies schon lange gefordert worden. Diese Geräte ermöglichen es, einmal Programme zu erstellen, laufen zu lassen, die Ergebnisse anzusehen, anschließend zu korrigieren und wieder laufen zu lassen; sie bringen also eine starke Beschleunigung beim Austesten. Zum anderen bieten diese Geräte die Möglichkeit, "interaktiv" mit dem Rechner zu arbeiten, d.h. während des Ablaufs des Programms mit dem Gerät zu kommunizieren, Ein- und Ausgabe am Gerät vorzunehmen.

    • Seite 10 mittig: Dialogsystem RESPOND unzureichend, ZDV strebt Ersatz durch Eigenentwicklung an

      Von der für alle Benutzer entwickelten software sind wohl im letzten Jahr außer allgemeinen Anwendungsprogrammen die Programme zur Benutzung der Sichtgeräte zu erwähnen. Ein wichtiges Projekt wird in Kürze abgeschlossen sein, und soll in gewissem Umfang das CDC-standard-Paket RESPOND ersetzen.

    • Seite 13 unten: Anschluss an Darmstadt

      Der Anschluß an Darmstadt wird ab 1. April mit einer Wählleitung von 1200 Baud realisiert sein. Es wird zur Zeit geprüft, ob im Rahmen eines Projektes über CUU eine Standleitung mit einem Kleinrechner (Konzentrator) eingerichtet werden soll. Für den DFG-Antrag können noch keine Termine genannt werden, da die Begutachtung durch den ständigen Ausschuß III (wegen entstehender Folgekosten) noch aussteht.

  • Die nächste Direktoriumssitzung vom 05.04.1974 ist nicht beschlussfähig.

    Durch eine telefonische Abstimmung der fehlenden Mitglieder wird dem abgeholfen, sodass über Sachmittel (Summe 402.000 DM) für 1975 und Personalneuanmeldungen für 1975/76 (8 Stellen) befunden werden kann:

    • Die vorgeschlagenen Sachansätze resultieren aus Kosten für bestehende Verträge (220.000 DM), für Erweiterungen (86.000 DM), für Software (31.000 DM) und Verbrauchsmaterial (65.000 DM). Die Personalneuanmeldungen umfassen 1975 2 wiss. Mitarbeiter, 2 math. TA, 1 Operateur und 29BE für wiss. Hilfskräfte o.A.; für 1976 1 wiss. Mitarbeiter, 1 Programmierer und 1 Verwaltungsangestellte. Sach- und Personalanmeldungen wurden einstimmig gebilligt.

    Ferner diskutiert man die vom Kultusministerium und vom Unterausschuss ausgehenden Anstöße für eine Neuorganisation des ZDV.

  • Noch im gleichen Monat erreicht zu diesem Thema ein Referentenentwurf aus Wiesbaden die hessischen Hochschulen und Universitäten. Er macht deutlich, dass die Landesregierung mit großer Eile eine einheitliche Organisationsform für Hochschulrechenzentren anstrebt.

  • Während der Direktoriumssitzung vom 03.05.1974 wird einstimmig über die zukünftige Organisationform für die EDV-Versorgung der JLU befunden:

    • Das Direktorium ist der Auffassung, daß für die EDV-Versorgung der gesamten Universität die bestmöglichste Organisationsform die folgende ist:

      1. Das im bestehenden ZDV integrierte Hochschulrechenzentrum ist als ständige technische Betriebseinheit der Universität im Sinne von §27 (5) HUG zu errichten.

      2. Daneben sollen davon organisatorisch vollkommen getrennt (räumlich aber möglicherweise in einem Gebäude vereint) alle EDV-Aktivitäten der gesamten Universität in einem wiss. Zentrum zusammengefasst werden.

      Diese Organisationsformen sind im Sinne des Schreibens des Hessischen Kultusministers vom 19. Mai 1972 sowie im Sinne einer bundeseinheitlichen Regelung, welche eine klare Definition der Aufgaben eines Hochschulrechenzentrums zusammen mit der finanziellen Sicherung seiner Grundfunktionen vorsieht.

  • In der Direktoriumssitzung vom 28.06.1974 wird über die Billigung des HRZ als ständige technische Betriebseinheit berichtet:

    • Nach Auskunft des Präsidialamtes haben die SA II und III die Einrichtung des HRZ als ständige technische Betriebseinheit gebilligt. Die geänderten Haushaltsanmeldungen werden noch rechtzeitig angenommen. Die neue Formierung des wissenschaftlichen Zentrums z.B. mit dem Vorhaben der Medizin wird noch beraten.

    Ferner geht es um die Themen Modem-Verbindung zur TH Darmstadt, Planungsauftrag für den HRZ-Neubau, betriebliche Konsequenzen bei der Einführung der 40-Stunden-Woche und Rahmen für das nächste Kolloquium.

  • Während der Direktoriumssitzung vom 08.11.1974 wird vom endgültigen Umfang der DFG-Bewilligung berichtet:

    • Der endgültige Umfang der DFG-Bewilligung sind 32K Kernspeicher, 1 Plattenlaufwerk 841 (100 Mio Zeichen), 2 Kanäle, 1 Multiplexer, 2 Remote Job Entry Stationen. Aus juristischen Gründen ist der Vertragsabschluß noch verzögert: a) wegen der Anwendung der BVB für den Kauf von EDV-Geräten und b) wegen der Schwierigkeit, daß CDC nicht ohne Tests und Vereinbarungen den AMPEX-Kernspeicher einbauen lassen will.

    Weitere Themen sind Fernanschluss Darmstadt, Einrichtung des HRZ als ständige technische Betriebseinheit, Stand des neuen Raumprogramms, Arbeitszeitregelung (1/2 Stunde Mittagspause), Information über das 3. DV-Programm und Verschiedenes abgehandelt.

  • In der Direktoriumssitzung vom 24.01.1975 werden die Themen Öffnungszeiten des Rechenzentrums, Installationstermine für Erweiterungen, Standleitung nach Darmstadt, DFÜ an die CD3300, Kontingentierung von Rechenzeit (Darmstadt, Gießen), Benutzerbeirat, DV-Ausschuss, Entwurf des Jahresberichtes 1974 und Verschiedenes behandelt. Es folgen einige interessante Passagen aus dem Jahresbericht 1974:

    • Seite 4 oben: Mittel aus dem Universitätshaushalt

      Die Höhe der verfügbaren Mittel entsprach zum ersten Mal den Anforderungen durch das ZDV. In den vergangenen Jahren waren immer geringere Mittel als angefordert zugeteilt worden. Da die Vorausschätzungen des ZDV immer recht genau waren, bedeutete dies regelmäßig, daß im Hebst Nachforderungen auf Erhöhung der Sachmittel gestellt werden mußten und daß erhebliche negative Kontostände am Jahresende ins neue Jahr übernommen werden mussten; z.B. von 1973 auf 1974 DM 19.900. Diese erfreuliche Entwicklung beim Sachhaushalt dürfte sich in 1975 fortsetzen, da unsere Ansätze für 1975 vom KuMi beim FiMi vertreten wurden, so daß eine "Abstimmung" erreicht wurde. Da die Umwandlung des Rechenzentrums in eine ständige technische Betriebseinheit §27 (5) HUG eingeleitet ist, soll der Ansatz für das Rechenzentrum im Haushaltsgesetz ausdrücklich genannt werden. Dadurch wird erreicht, daß der betreffende Betrag dem Rechenzentrum voll zur Verfügung steht.

    • Seite 6 unten: Dienstleistungen

      Im Dez. 1974 gab es am ZDV 390 gültige Benutzernummern, davon 373 Nummern für Benutzer der JLU Gießen. Für diese Nummern wurden 131.347 Jobläufe (von insgesamt 141.886 Läufen) durchgeführt. Täglich wurden durchschnittlich 577 Jobs erledigt. Auf diese Nummern entfiel von der Gesamt-CPU-Zeit von 3211 Stunden ein Anteil von 3126 Stunden. Der Steigerungsfaktor bei der CPU-Zeit beträgt gegenüber 1973 insgesamt 1.41, was genau einer Verdoppelung alle zwei Jahre entspricht. Der Steigerungsfaktor bei der Betriebnszeit war 1.3 (von 4276 Stunden auf 5562 Stunden).

    • Seite 9 oben: Betrieb der CD3300 in drei Schichten

      Der Betrieb an der CD3300 mußte ab 1. April auf 3 Schichten ausgedehnt werden. Die Anlage wird jetzt durchgehend von Montag 6.00 Uhr bis Samstag 6.00 Uhr betrieben. Die Betriebszeit stieg daher von 4276 Stunden in 1973 auf 5562 Stunden in 1974. Das bedeutet einen Steigerungsfaktor 1.30. Da sich die CPU-Zeit von 2275 Stunden mit dem Steigerungsfaktor 1.41 auf 3211 Stunden in 1974 erhöhte, ist in 1974 auch wieder eine Steigerung der Effektivität erreicht worden. Das hat seine Ursache hauptsächlich im Anschluß von weiteren 16K Kernspeicher. Eine erneute Verbesserung ist in 1975 zu erwarten, wenn 16K Worte dazukommen. Der Gesamtausbau beträgt dann 128K Worte.

    • Seite 9 unten: Ausbau der Datenfernübertragung

      Nach dem Ausbau der DFÜ, der etwa im Feb. 75 abgeschlossen sein wird, werden die Fachbereiche 06 (6 Displays, Drucker), 13 (Display, Leser, Drucker), 14 (2 Displays, Drucker), 18 (2 Displays, Leser, Drucker) und der Zeughausbereich (Display, Leser, Drucker) angeschlossen sein.

    • Seite 10 oben: Ausbau der CD3300 mit hardware

      An der CD3300 selbst werden ebenfalls bis Feb. 75 zwei wichtige Erweiterungen installiert sein: Der schon erwähnte Ausbau des Kernspeichers auf insgesamt 128K sowie der Anschluss eines neuen Plattenspeichertyps 841. Die Plattenstapel dieses Geräts haben eine Kapazität von 32 Mio Zeichen gegenüber 8 Mio Zeichen bei unseren Geräten 854. Ohne zusätzliche Plattenspeicherkapazität ist der Ausbau des Kommunikationssystems MCS3 und die Einrichtung des von Rechenzentrum zu entwickelnden "long schedule system" (für die Warteschlangen) nicht möglich.

    • Seite 10 unten: Rechnen an der IBM 370/168 der TH Darmstadt

      Für das Rechnen an der IBM 370/168 der TH Darmstadt wurde im Juli 74 eine Wählleitung eingerichtet. Unser Datenendgerät war ein Terminal EAI DCT 132 mit Display, Leser und Drucker. Dieses Gerät wurde im Nov. gegen ein Terminal DATA 100 Modell 78 ausgetauscht, weil die Firma EAI nicht in der Lage war, innerhalb der gestellten Fristen das Terminal voll funktionsfähig zu machen; es konnte nur mit der halben Geschwindigkeit (1200 Baud) betrieben werden. Der Austausch des Gerätes war ein glücklicher Umstand, weil einmal der KuMi bereit war, die Anschaffung von Modems für eine Standleitung zu finanzieren (DM 65.300) und ferner die Universität Gießen durch einen Zuschuß (DM 42.000) es ermöglichte, schnellere Leser und Drucker anzuschaffen. Die Leistungsdaten sind 600 Karten/Min (Leser) und 1000 Zeilen/Min (Drucker). Im September war eine Standleitung zum 1. Dezember beantragt worden. Wegen Bauarbeiten der Post wurde die Leitung erst am 8. Jan. geschaltet und der Betrieb mit Darmstadt wird über die Standleitung voraussichtlich zum 15. Jan. 75 aufgenommen werden. Zur Bezahlung der Rechenzeit in Darmstadt stehen im Haushalt des Rechenzentrums 60.000 DM zur Verfügung; das entspricht etwa 130 Stunden CPU-Zeit an der IBM 370/168. Bei einem Leistungsfaktor von 10:1 bis 15:1 gegenüber der CD3300 sind dies etwa 1600 CPU-Stunden an der CD3300. Über die Verteilung der Mittel an die Fachbereiche hat der UA des SA III für das I- Quartal 75 vorläufig entschieden.

    • Seite 11 unten: Neue Version des Betriebssystems MASTER

      Im Juli wurde die neue Version des Betriebssystems MASTER V4.0 übernommen. Sie enthält viele Verbesserungen gegenüber der dem alten System. Allerdings verlangt Control Data dafür ab 1975 monatliche Mietgebühren in Höhe von 2.500 DM. Es wäre für das Rechenzentrum möglich gewesen, die alte Version weiterhin kostenlos zu benutzen, allerdings ohne die Möglichkeit des laufenden Service durch die "Programming System Reports" (14-tägig) und die "Up-dates" (vierteljährlich); man wäre von der weiteren Entwicklung völlig abgeschnitten.

    • Seite 11 unten: Einführung einer ersten Version von MOTUS (MASTER Oriented Timesharing User System)

      Vom Rechenzentrum wurde das System "MOTUS" als Ersatz für das CDC System "Respond" endgültig eingeführt und auf die gleichzeitige Benutzungsmöglichkeit durch mehrere Displays umgestellt. Zur Zeit wird MOTUS an das Kommunikationssystem MCS3 angepaßt, damit es auch bei der DFÜ verfügbar ist.

    • Seite 11 unten: Vorsortierung der Jobs (Long-Scheduling-System), Job-Outputs auf Benutzerdateien

      Ein wichtiges und dringend benötigtes Programmsystem ist das schon genannte "long schedule system", das die von allen Außenstationen und den zentralen I/O-Geräten anfallenden Jobs in entsprechende Warteschlangen vorsortiert, verwaltet und nach Erledigung wieder zurückschickt. Die Entwicklung dieses Systems ist deshalb erforderlich, weil MASTER diese Möglichkeiten - im Gegensatz zu Betriebssystemen an modernen Rechnern - nicht aufweist.

  • Die letzte Direktoriumssitzung vom 02.06.1975 behandelt ausschließlich das Thema Weiterführung des Zentrums für Datenverarbeitung und den Punkt Verschiedenes. Diskutiert werden die Möglichkeiten, ob und wie das wissenschaftliche Zentrum weitergeführt werden soll nach der Ausgliederung des Rechenzentrums, das als ständige technische Betriebseinheit "HRZ" errichtet wird. Am Ende ergeht folgender Beschluss einstimmig:

    • Das Direktorium des ZDV ist der Auffassung, daß das wissenschaftliche Zentrum für Datenverarbeitung nach der Errichtung des Rechenzentrums als Technische Betriebseinheit HRZ weitergeführt werden soll. Bis zur Zuteilung von eigenen Räumen, Stellen und Sachmitteln ist zwar die Weiterführung des Zentrums nur in loser Form möglich, indem die EDV-Aktivitäten der bisher im Zentrum vorhandenen wissenschaftlichen Fachrichtungen koordiniert werden, um Doppelarbeit auf diesem Sektor zu vermeiden und eine effektive Nutzung der vorhandenen EDV-Anlagen und Sachkenntnisse zu gewährleisten.

Damit ist das HRZ als ständige technische Betriebseinheit vom ZDV abgekoppelt und eine neue und eigenständige Einrichtung der JLU. Das Zeitalter des Hochschulrechenzentrums beginnt.


Dieter Wolff / HRZ der JLU / 28.09.2007