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Gedicht Traurige Distanz


In seinem Gedicht „Traurige Distanz“ beschreibt Gabriel auf poetische Weise, wie es vielen Frauen ergeht, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa migrieren.


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Traurige Distanz

Ich möchte für die Mütter rezitieren,
die nicht zögerten einen Kreuzweg der Ausbeutung
und des Missbrauchs einzuschlagen,
um in einem Land zu leben,
welches ihnen das Brot zum Leben gibt
und die dadurch die wunderbare Freude verpassen zuzusehen,
wie das von ihnen Geborene heranwächst.
Ich rezitiere für sie, die trotz des herzzerreißenden Schmerzes im Fleisch
sich von der sanften Wiege entfernt haben,
auf der Suche nach Brot sich die Ohren verschließend
mit ihren eigenen Tränen,
um nicht das Weinen zu hören,
welches nach ihrem Busen fleht.
Sie verließen den Ort,
in der diese Kreatur ihre ersten Schritte machen würde,
festgehalten von der mütterlichen Hand.
Ich teile den Schmerz dieses kindlichen Lachens,
welches sie nie gehört haben.
Mütter mit einer zerrissenen Seele,
versteckter Schmerz und die weinende Abwesenheit,
der nicht gelebten Jahre mit diesem Kind,
welches Opfer bringend, entfernt aufwächst.
Die Traurigkeit, die jede Frau ihrem Herkunftsort sendet,
sind Münzen benetzt mit Tränen,
Schweiß und Schmerz. Dass diese Kinder verstehen,
dass jede Geldsendung ein Stück dieser Mutter ist,
die aus der Ferne um ihre Abwesenheit weint.

Über das Gedicht schreibt Gabriel:

"Das Gedicht schrieb ich im Jahr 2006, aber es könnte auch heute geschrieben werden. Nach einigen Jahren in Spanien kenne ich die Lebensumstände in der Migration gut, wenn man das überhaupt Leben nennen kann, das was viele tausende von Menschen, besonders Frauen, ertragen. Ich nenne sie ‚verlorene Generationen‘. Menschen, die dem Hunger entfliehen, Misshandlungen, Vergewaltigungen und dem Elend, obwohl sie in Ländern geboren wurden, die genügend natürliche Ressourcen besitzen um ein hundertfaches der Bevölkerung zu ernähren. Es kommt zu grausigen Geschichten, die den Menschen der ‚Aufnahmeländer‘ wohl bekannt sind. Ja, ‚Aufnahme‘, weil die uns absorbieren, wir arbeiten viel und verdienen weniger, wir haben keine sozialen Rechte und wenn sich die wirtschaftliche Situation des Landes ändert, erfinden sie schnell Rückkehrprogramme.

Ein Kind in den Armen der Großeltern zurückzulassen erscheint mir keine schlechte Idee. Es ist richtig, eine Möglichkeit zu suchen sie zu ernähren. Aber man muss mit den Konsequenzen leben. Die Mutter kommt in Europa an und arbeitet wie eine Sklavin, lebt mit anderen MigrantInnen, sehnt sich nach ihrer Heimat, sie trinkt, weint und feiert was da kommt, nur damit sie in Gemeinschaft ist und man sich gegenseitig Geschichten erzählt. Und es ist logisch, dass sie dann auch einen Mann kennenlernt, intim wird und wegen Unkenntnis oder dem unbändigen Wunsch schwanger wird. In den Augen der europäischen Gesellschaft verliert sie ihren Status als ‚anständige Frau‘ und wird gesteinigt. Und wenn sie nicht schwanger wird und ihr Kind nachholen möchte, ist es kompliziert, ihr Partner akzeptiert es nicht und das Kind will keinen neuen Vater.

Es ist kompliziert, inhuman und ungerecht, aber es ist Realität. Wie die multinationalen Konzerne aus Europa und Nordamerika Elend in unsere Ländern schaffen und die MigrantInnen geboren werden, die flüchten auf der Suche nach Brot.

Ich steuere etwas bei mit meiner Art zu kämpfen: Poesie, Erzählungen, Romane und Theater."

Wir danken Gabriel für die Erlaubnis dafür, das Gedicht zu veröffentlichen.

Übersetzung von Diana Dreßler

Bild: © CC 0 / Public Domain - Autor: Michal Jarmoluk - https://pixabay.com/de/alte-b%C3%BCcher-buch-alte-bibliothek-436498/

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Ulf H. hat nach seiner Schulzeit in Deutschland in den 1950er Jahren eine Ausbildung zum Koch durchlaufen. Im Anschluss an die Ausbildung hat er an verschiedensten Orten in Deutschland und in der Schweiz im Hotelgewerbe gearbeitet, um Erfahrungen zu sammeln.

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Telegramme, auch Fernschreiben genannt, werden mit Gerätschaften akustisch, elektrisch oder optisch übermittelt. Anfang des 20. Jahrhunderts brauchten innerdeutsche Briefe durchschnittlich vier Tage, bis sie nach dem Absenden beim Empfänger eingingen. Mittels Telegrammen konnten Nachrichten in wenigen Stunden übermittelt werden.

 

 

 

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Wände


Über Haus- und Zimmerwände können Nachrichten und Botschaften übermittelt werden. Schreiben, Malen oder „Sprayen“ Menschen Mitteilungen an Wände, so werden die Mitteilungen später von anderen Menschen wahrgenommen. Auf diese Weise kann mittels Wänden kommuniziert werden.



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Brief


Werden heutzutage meist E-Mails versendet, so waren es vor dem Zeitalter der elektronischen Post Briefe. Dieser Brief wurde 1974 per Luftpost  aus Redmond, Washington, USA nach Hilden in Deutschland versendet. Nach dem Schreiben des Briefs war man glücklich, wenn man vier Wochen später in den USA Antwort aus Deutschland erlangte.                                                              

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