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„Ein bemerkenswertes Buch“ - In seiner Titelgeschichte zur Zukunft des Lesens widmet der Spiegel Henning Lobins Buch Engelbarts Traum einen längeren Abschnitt

„Ein bemerkenswertes Buch“

In seiner Titelgeschichte zur Zukunft des Lesens widmet der Spiegel Henning Lobins Buch Engelbarts Traum einen längeren Abschnitt

(c) Der Spiegel
„Die Zukunft des Lesens wiegt 75 Gramm, misst 17,3 mal 5,8 mal 16,8 Zentimeter, sie hat die Form einer Skibrille“. So beginnt der Aufmacher der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Spiegel. Als Grundlage für den Artikel „Lesen und lesen lassen“ dient zu großen Teilen Henning Lobins  Buch Engelbarts Traum – Wie der Computer uns Lesen und Schreiben abnimmt, das im September diesen Jahres im Campus Verlag erschienen ist. Engelbarts Traum wird im Spiegel-Beitrag als ein „bemerkenswertes Buch“ beschrieben, das davon handelt, wie „der Computer uns Lesen und Schreiben abnimmt“. Die beiden Autoren Hauke Goos und Claudia Voigt folgen in ihrer Darstellung den drei „Grundtendenzen“, die Lobin in seinem Buch beschreibt:

  • Lesen wird künftig sozialer. Menschen teilen Beiträge im Internet ergänzen und korrigieren einander und geben einander Feedback.
  • Lesen wird multimedialer. Zu den gelesenen Texten werden vermehrt Videos, Grafiken etc. konsumiert.
  • Lesen wird hybrider. Der Computer verwandelt manuelle Eingaben in eine Bitfolge und diese Bitfolge wiederum zurück in einen Anzeigetext. Ohne PC könnten wir somit nicht mehr lesen.

Weiter schreiben die beiden Autoren: „Der Computer hilft uns nicht nur beim Schreiben, er übernimmt auch unser Denken bereitwillig. Ähnlich, wie er Buchstaben zu Wörtern ergänzt, indem er berechnet, was wir schreiben wollen, ergänzt er Sätze zu Gedanken, indem er berechnet, was wir am liebsten denken.[…] Unser Leseverhalten wird direkt auf die Texte zurückwirken.“

Grundlage für den Spiegelartikel ist ein mehrstündiges Interview zwischen dem Hamburger Redakteur Hauke Goos und Henning Lobin, das im September im ZMI stattfand. Bei dem Interview tauschten sich Lobin und Goos zur Zukunft des Lesens und Schreibens aus, dem Thema von Engelbarts Traum. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel erreicht 6,7 Millionen Leser.

Das Buch Engelbarts Traum thematisiert, wie sich die Digitalisierung des Lesens und Schreibens auf den Prozess des Lesens und Schreibens, aber auch die Infrastrukturen der Schriftkultur (Bibliotheken, Verlage) und ihre Institutionen (Schule, Universität, Presse, Zensur) auswirkt. Auf dem Weg hin zu einer „Digitalkultur“ wird der Mensch zunehmend in die Peripherie gedrängt. Der digitale Code, gleichsam eine neue kulturelle DNA, tritt dabei mehr und mehr an seine Stelle.

Lobins evolutionärer Blick auf das Ende der Schriftkultur bietet jenseits von Kulturpessimismus oder Fortschrittsfeindlichkeit unverzichtbares Hintergrundwissen und fundierte Orientierung in der aktuellen Debatte um die Digitalisierung.

 

(Urs Bremer, 08.12.2014)