Abgeschlossene Projekte
Ostrakismos
Durch das Scherbengericht (Ostrakismos) konnten die Athener des 5. Jahrhunderts v. Chr. einen Mitbürger ohne weitere Begründung verbannen. Jährlich etwa im Januar entschieden sie, ob eine Scherbensammlung (Ostrakophorie) stattfinden sollte oder nicht. Bei einfacher Mehrheit dafür setzten sie einen Tag etwa im März für die Abstimmung fest. Die Zwischenzeit wurde für politische Propaganda genutzt. In der Agora, dem politischen Zentrum, schrieben die Bürger dann einen Namen meist mit einem spitzen Werkzeug auf eine Scherbe (Ostrakon), bevor sie einen abgegrenzten Bezirk betraten. Dabei wurde kontrolliert, ob sie stimmberechtigt waren - und daß sie nur eine einzige Scherbe abgaben. Gefordert war wohl ein Quorum von 6000 Stimmen. Wer die einfache Mehrheit erhielt, mußte Attika innerhalb von zehn Tagen für zehn Jahre verlassen. Sein Besitz wurde nicht angetastet, und nach der Rückkehr konnte er seinen Platz im öffentlichen Leben wieder einnehmen. |
Vom Hortfund im Kerameikos: eine kleine Auswahl von Ostraka aus Feinkeramik gegen Megakles und Themistokles.
|
Eine Schale des Pan-Malers in Oxford (470/460 v. Chr.)
zeigt wahrscheinlich die Auszählung der Ostraka
|
Ostrakisierungen
Der erste Ostrakismos wurde 487 v. Chr. durchgeführt. Er traf Hipparchos, einen Verwandten des verbannten Tyrannen Hippias. Im Jahr darauf müßte Megakles aus der Familie der Alkmeoniden gehen, 484 v. Chr. Xanthippos, der Vater des Perikles. 482 v. Chr. entschied die Ostrakisierung des Aristeides seinen Streit mit Themistokles um den Flottenbau gegen die persische Bedrohung. Die Ostrakophorie von 471 v. Chr. führte zum zweiten Exil des Megakles, dem viele einen protzigen Lebensstil vorwarfen. Der Hauptkonkurrent war wiederum Themistokles, der dann im Jahr darauf Athen verlassen mußte. Die Ostrakisierung des konservativen Kimon 461 v. Chr. markierte den Wandel hin zu mehr Demokratie, und auch die Verbannung des Thukydides Melesiou um 442 v. Chr. war eine politische Entscheidung, diesmal für Perikles. Weitere Ostrakisierungen sind nicht sicher datiert. 416 v. Chr. vereinigten die eigentlichen Kontrahenten Nikias und Alkibiades ihren Einfluß gegen den Demagogen Hyperbolos. Weil dieses Ergebnis offenbar nicht gewollt und das Verfahren damit diskreditiert war, wurde keine weitere Ostrakophorie durchgeführt. |
Zweck des Ostrakismos
Im 4. Jh. v. Chr. interpretierten Verfassungstheoretiker das Ostrakismosgesetz als Notbremse gegen potentielle Tyrannen, doch der festgelegte Ablauf, die Beschränkung auf ein Opfer pro Jahr und die milde Strafe machten das Scherbengericht nicht zum geeigneten Mittel gegen eine akute Bedrohung. Es ist vielmehr ein politisches Ritual, ein Damoklesschwert über allen, die mehr sein wollten als ihnen das Volk zugestand. |
Der sonst unbekannte Kallias Kratiou wird
auf vielen Ostraka von 471 v. Chr. mit den Persern in
Verbindung gebracht - keine Kleinigkeit während der Perserkriege.
|
Der Steinkauz auf einer Stimmscherbe gegen Megakles:
Das Wappentier Athens als Ausdruck der Volks-Souveränität gegenüber dem Erbadel?
|
Bedeutung der Ostraka
Als unmittelbare Zeugnisse beleuchten die Ostraka historische Ereignisse und die politische Tagesdiskussion oder bereichern unsere Kenntnis von den Personen, die im 5. Jh. v. Chr. in der Ãffentlichkeit standen. Auch für die Verbreitung der Schriftlichkeit oder die Entwicklung von Sprache und Schrift sind die Ostraka eine wichtige Quelle. So sind von Schreibfehlern manche Ausspracheregeln abzuleiten, und die Entwicklung der Buchstaben von attischen zu ionischen Formen läßt sich gut verfolgen. Die Archäologie profitiert unter anderem beim Datieren von Gebrauchsgefäßen. |
Ostraka im Kerameikos
Bislang wurden über 10.500 Ostraka gefunden, davon rund 9000 in der deutschen Kerameikosgrabung. Die meisten davon stammen aus einem aufgeschütteten Altarm des Eridanos. Sie sind durch zahlreiche Anpassungen eng miteinander verflochten und bilden deshalb einen geschlossenen Komplex. Als Hortfund sind sie repräsentativ für die Abstimmung von 471 v. Chr. und werfen ein Schlaglicht auf die führenden Männer, die politische Situation und die Keramik zu diesem Zeitpunkt.
Manches erschließt sich erst auf den zweiten Blick: unter der ausgeführten Schrift existiert eine sehr feine Vorzeichnung des Namens und einer unklaren Zusatzbemerkung, die sich auf "Jenseitiges" (Land?) bezieht.
Mit dem Schieber können Sie Foto und Umzeichnung überblenden. |
Kein geübter Schreiber, denn auch drei Anläufe bringen keine Klarheit!
Wahrscheinlich ist Themistokles gemeint.
|
Aristeides, Themistokles, Megakles und Kimon - sie alle wurden in einem Zeitraum von 20 Jahren ostrakisiert. Diese Scherben aber passen aneinander an und stammen von 471 v. Chr., als Megakles zum zweiten Mal verbannt wurde. |
Publikation der Kerameikos-Ostraka
Der Hortfund von 1966-1969 wurde erst teilweise und unter speziellen Gesichtspunkten veröffentlicht, denn seine schiere Menge und Komplexität, die nie ganz abgeschlossene Zusammenfügung der rund 20.000 Einzelfragmente und der Schriftzustand auf den teilweise stark vergangenen Oberflächen haben die detaillierte Materialvorlage immer wieder verzögert.
|
Literatur:
|
Ansprechpartner: Dr. Stefan Brenne
|
Der sog. Koloss der Naxier gehört zu den Capolavori der archaischen Großplastik (zuletzt: L. Giuliani, Meisterwerke der antiken Kunst, 2005, 13ff.) und fehlt in keiner Gesamtdarstellung der Epoche der Archaik (zuletzt: P.C. Bol, Die Geschichte der antiken Bildhauerkunst I. Die frühgriechische Plastik, 2002, 117ff). Seine umfassendste und beste Würdigung hat der Koloss durch G. Gruben (JdI 112, 1997, 267ff.) erfahren. Dennoch bleiben Fragen. Die Deutung der Statue als Bild des Apollon bleibt ohne großplastische Parallele. Die archaische Inschrift an der Rückseite der Basis ist ebenfalls ohne Parallele. Ohne Parallelen sind die Proportionierung und der Stil des Kolosses in der archaischen Großplastik, der A. Hermary (REA 95,1993, 11ff.) veranlasste, in den erhaltenen Teilen die Reste einer klassischen Ersatzstatue zu sehen. Diese radikale Position ist kaum diskutiert worden, obwohl Stil und Ikonographie des Kolosses sowie technische Aspekte viele Fragen aufwerfen.
Inzwischen ist der geplante Aufsatz im Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 2018 erscheinen. Prof. Dr. Wolfram Martini |
|
Anliegen des Projekts ist es, die antike Bildsprache repräsentativer athenischer Bildwerke der Hochklassik mit der Darstellung der Frau zu entschlüsseln. Der an den Skulpturen ebenso wie in den Vasenbildern, bei den Göttinnen und Heroinen ebenso wie an den sterblichen Frauen sichtbare Wandel von der Verhüllung der Frau durch den schweren Peplos noch um 460 v.Chr. zu der weitgehenden Entblößung durch den durchscheinenden Chiton ab 430 v.Chr. wird nicht als Stilwandel im Sinne einer künstlerischen eigengesetzlichen Entwicklung gesehen, sondern unter Einbeziehung der Schriftquellen als tiefgreifender Mentalitätswandel der athenischen Gesellschaft im Zeitraum zwischen den Perserkriegen und dem Ende des Peloponnesischen Kriegs gedeutet. Dabei steht die Frage im Vordergrund, mit welchen gesellschaftlichen, politischen und allgemein historischen Prozessen der am Bild der Frau besonders deutlich erkennbare Wertewandel der athenischen Gesellschaft verknüpft werden kann.
|
Die freundschaftliche Einladung von H. Abbasoglu zur Mitarbeit an den von ihm seit 1988 geleiteten Ausgrabungen der
späthellenistisch-römischen Stadt Perge
führte 1993 zu dem gemeinsamen Projekt der Universitäten Istanbul und Giessen, nach den historisch überlieferten älteren Siedlungsphasen zu suchen.
Gießen 2001, Wolfram Martini |
Eine Akropolis ? |
Aufgrund der strategischen Lage des nördlich gelegenen Tafelberg, der seit Lanckoronski (1890) als Akropolis bezeichnet wird, und aufgrund der Ausrichtung der Hauptstraße des Stadt darauf, erschien das knapp 90 m hoch gelegene, an seinen Flanken steil abfallende Plateau als ideale Siedlungslage vorhellenistischer Zeit für diese Fragestellung geradezu prädestiniert.
Angesichts der großen Fläche des Hügels von ca. 400.000 qm wurde für einen ersten Überblick als geeignetste Prospektionssmethode die Erkundung durch Survey und kleine Sondagen gewählt. |
Diese Prospektionsphase von 1994-1997 im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms "Grundlagenforschung in Kleinasien" führte zu der Erkenntnis, dass der Tafelberg von spätneolithischer oder frühchalkolithischer bis mittelbyzantinischer Zeit besiedelt war.
|
Links: Fragment eines Wagenlenkers, Terrakotta, 6. Jh. v. Chr., Inv. K105.97
Rechts: Frühklassisches Frauenkopfprotom, Terrakotta, um 480/70 v. Chr., Inv. K40.95.2 |
Die Ergebnisse dieser Untersuchungsphase sind in H. Abbasoglu - W. Martini, Die Akropolis von Perge I. Survey und Sondagen 1994-1997 (2003) publiziert. Seit 1998 wird etwa in der Mitte des Tafelbergs gegraben (Fläche 1), da nur dort die Sondagen mächtigere früheisenzeitliche Schichten erwarten ließen. 2000-2001 wurde außerdem im Westbereich des Tafelbergs gegraben, um dort ein sakrales Zentrum der Akropolis klassischer Zeit zu untersuchen.
|
Die baulichen Reste, die in den seit 1999 im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms "Wege und Formen der Akkulturation im östlichen Mittelmeergebiet" alljährlich durchgeführten fünfwöchigen Kampagnen in Perge festgestellt werden konnten, dokumentieren eine aufwendige Befestigung und dichte urbane Bebauung des größeren Teils des Plateaus, die nach den bisherigen Einzelfunden von geometrischer bis in mittelbyzantinische Zeit andauerte. Darüber hinaus bezeugen Keramik, Kleingeräte aus Silex und Obsidian und Bestattungen die Anwesenheit von Menschen auf dem Tafelberg seit dem späten Neolithikum oder dem frühen Chalkolithikum.
|
Der vorläufige Gesamtplan ist durch Großbauten klassischer bis frühbyzantinischer Zeit, das teilweise sondierte Straßensystem und eine komplexe Befestigung vor allem am Südhang wie in geringerem Maß an der Westseite gekennzeichnet. Nicht besiedelt war der Nordteil des Tafelbergs, auf dem sich wie an den Hängen im Norden, Westen und Südwesten Nekropolen ausbreiteten.
Den Hauptzugang zur Stadt auf dem Berg bildete nicht das spätere "Stadttor" zur späthellenistisch-römischen Stadt hin, in der von H. Abbasoglu von 1988 bis 1998 neben der Ausgrabung einer Insula mit fünf Wohnhäusern das späthellenistische Stadttor sowie die Stadtmauer untersucht wurden, sondern die 22 m breite, gepflasterte Straße von Osten, deren Ausgangspunkt vermutlich der Hafen am Kestros war, der in der Antike unmittelbar östlich von Perge vorbei zum 12 km entfernten pamphylischen Meer führte. Diese 480 m lange Plateia von anfangs 22 m, später 17 m Breite durchquert die gewaltige Befestigung des Südhangs bis zur Einstiegsebene des Tafelbergs und verzweigt sich hinter dem Akropolistor in drei Richtungen: Nach Osten steigt eine schmale gepflasterte Straße zu dem Heiligtum an, in dem ein Inschriftrest für Diana Pergaea und Inschriften von Priesterinnen der Artemis von Perge gefunden worden sind. |
Nach Norden führen Treppen in das sog. Ostviertel mit dichter Wohnbebauung in einem orthogonalen Straßensystem seit archaischer Zeit und topographisch angepaßte Straßen auf den sog. Osthügel mit drei repräsentativen Wohnkomplexen seit klassischer Zeit, die vermutlich der lokalen Elite als Wohnsitz dienten. Die 11 m breite Hauptstraße verläuft nach Westen auf 90 m vorbei an natürlichen und künstlichen, einst wasserführenden Kultgrotten, auf das eigentliche Plateau des Tafelbergs und passiert ein gut 40x40 m großes hellenistisches Peristyl.
Der Fund des Torsos einer augusteischen Panzerstatue mit reliefgeschmücktem Panzer läßt in Verbindung mit der sorgfältiger Marmorstuckierung des Gebäudes eine repräsentative Funktion (Staatsmarkt) vermuten. |
Panzertorso, Inv. K 19.95 |
In der sich nördlich anschließenden Mulde breiten sich mehrere hellenistische und kaiserzeitliche Großbauten aus, von denen zwei als Bauplatz für frühbyzantinische Basiliken von gut 45 m Länge genutzt wurden. Eine dritte früh- bis mittelbyzantinische Basilika befindet sich im Bereich des östlichen Heiligtums. Auf dem sog. Westhügel dominieren mehrfach überbaute größere Bauwerke klassischer Zeit, darunter zwei Säulenhallen. Am nördlichen Hang dieses Hügels endet die urbane Bebauung mit einer Mauer und Toranlage, von der aus die Straße zum Westtor und anschließend zu der Nekropole im Westhang führte, die sich in der Kaiserzeit in der Ebene fortsetzte und seit 1998 von H. Abbasoglu ausgegraben wird. Außerdem führt die Straße nach Norden vorbei an einem kaiserzeitlichen Columbarium, das als Coemeterium in christlicher Zeit weiter belegt wurde, zur Grabbautenterasse des 4. Jhs.v.Chr. auf dem sog. Nordhügel.
|
Der Kern der urbanen früheisenzeitlichen Besiedlung liegt nicht zufällig in der großen Mulde zwischen Ost- und Westhügel. Offenbar entfaltete sich schon die prähisorische Besiedlung, die sich durch drei Kindergräber und einen erwachsenen Hocker mit Speerspitze andeutet, in diesem Bereich. Während den wenigen hethitischen und mykenischen Scherben bisher keine Baureste zugeordnet werden können, werden die ältesten Reste der annähernd orthogonal angelegten Wohnbauten durch zyprische Importkeramik seit dem späten 9. Jh.datiert. Rhodische Reliefamphoren und Knickrandschalen kennzeichnen die nächste Hauptphase der Bebauung und dokumentieren seit dem frühen 7.Jh.v.Chr. starken griechischen Einfluß, der seit dem 5.Jh.v.Chr. dominiert und in Fläche 1 sich in dem Quaderwerk des großen Bankettraums manifestiert. Während südlich und westlich die archaischen Bauten hellenistisch und kaiserzeitlich überbaut wurden, blieben der Bankettbau, die ‚Kultgrotte' und das kleine Heiligtum mit Stelenbasis bis in die Späte Kaiserzeit zugänglich und unterstreichen den sakralen Charakter dieses Bereichs.
|
Keramik und Terrakotten veranschaulichen die Mischung verschiedenster kultureller Prägungen. Neben der dominanten zypro-geometrischen Keramik findet sich etwa im 8. Jh.v.Chr. gleichzeitig auch zentralanatolische Keramik; im 7.Jh.v.Chr. kommen ägäisches und späthethitisches Formen- und Gedankengut hinzu.
|
Trotz der Dominanz griechischen Formenguts seit frühklassischer Zeit, die sich in griech. Keramik und Votiven äußert, und die aufgrund eines Zerstörungshorizonts in Fläche 1 gegen 470 v.Chr. mit der Schlacht am Eurymedon und einer möglichen attischen Kleruchie in Perge in Beziehung gesetzt werden kann, bleibt angesichts der bekannten Inschrift des frühen 4. Jhs.v.Chr. für Vanassa Preia oder eines Gefäßfragments des 5. Jhs.v.Chr. mit sidetischen Schriftzeichen eine starke lokale Komponente erhalten, die auch den eigenartigen Sakralbau auf dem Westhügel prägt.
|
Ausblick |
Die neue archäologische Evidenz bestätigt zwar noch nicht eindeutig die These Ottens von der Existenz von Perge in hethitischer Zeit und gewiß nicht die antike Überlieferung der Gründung von Perge und anderer pamphylischer Städte durch am Trojanischen Krieg beteiligte Griechen; sie zeigt aber, dass nach hethitischen und mykenischen Kontakten spätestens seit dem 9./8. Jh.v.Chr. eine urbane Besiedlung mit stark zyprischer Prägung zu beobachten ist, die im Lauf des 8. Jh.v.Chr. durch zentralanatolische Keramik eine weitere kulturelle Komponente erhält.
Im frühen 7. Jh.v.Chr. bezeugt die Keramik enge Kontakte mit Rhodos und wenig später nimmt allgemein ägäischer Import und Einfluß zu. Daneben ist bei den Terrakotten wie bei der Keramik weiterhin zyprisches, vereinzelt auch späthethitisches Formengut greifbar. Diese komplexe Mischung von Einflüssen der umliegenden Hochkulturen ist kennzeichnend für die Frühphase der pamphylischen Kultur, deren Genese Folge eines komplexen Akkulturationsgeschehens ist. |
Ziele künftiger Forschungen |
Die wichtigsten Ziele künftiger Forschungen auf der Akropolis von Perge sind daher:
1. Durch begrenzte flächige Grabungsmaßnahmen in den durch die Sondagen lokalisierten "frühen" Arealen intensiv nach Zeugnissen hethitischer und mykenischer Kontakte zu suchen, um die These Ottens zu verifizieren und 2. der Frage nachgehen zu können, ob der antike Gründungsmythos vielleicht doch frühere griechische Präsenz wie z.B. in Tarsos oder zumindest Handelsbeziehungen widerspiegelt. 3. durch punktuelle Grabungsmaßnahmen der Klärung der Fragen zur Entwicklung und Ausprägung des urbanistischen Gefüges und der Befestigungsanlagen, aber auch der Frage nach der Lokalisierung des Artemisheiligtums auf der Akropolis näher zu kommen und 4. durch die Analyse der großen Vielfalt importierter und lokaler keramischer Waren des 12.-6. Jhs.v.Chr., aber auch der Terrakotten und der Architektur die für die Genese der pamphylischen Kultur relevanten Akkulturationsprozesse zu erhellen. |
Die Gefäße für das Preisöl für die siegreichen Sportler an den im vierjährigen Rhythmus stattfindenden großen Panathenäen zu Ehren der Stadtgöttin Athena sind eine der ungewöhnlichsten Gattungen innerhalb der griechischen Vasenmalerei.
Athen, Nationalmuseum Inv. 2004, Aus Eretria, 1969
Datierung: Archontenbeischrift "Charikleides", 363/2 v.Chr. Pourtalés-Maler
A: Athena nach links, Niken auf den Säulen
B: Ringkampf, Nike, Schiedsrichter, zuschauender Athlet
Produziert ohne nachweisbare Unterbrechung vom 6. Jh. v. Chr. bis in die römische Zeit sind sie gebunden an eine spezielle Gefäßform, eine bestimmte Maltechnik und an ein festes Repertoire der Bildthemen.
Auftraggeber und Primärfunktion sind bekannt und sie haben sich in großer Zahl erhalten.
Gemeinsam mit M. Bentz und weiteren Spezialisten auf diesem Gebiet baut N. Eschbach eine umfassende Bilddatenbank mit bislang ca. 4000 Gefäßen und Fragmenten aus.
Ein wesentlicher Anteil besteht in den ca. 800 Fragmentgruppen vom Kerameikos in Athen, die N. Eschbach zur Publikation vorbereitet.
Literatur:
M. Bentz - N. Eschbach (Hrsg.), Panathenaika. Symposion zu den Panathenäischen Preisamphoren, Rauischholzhausen 25.11.-29.11.1998 (2001).
Teilprojekt 1: Die Fragmente Panathenäischer Preisamphoren vom Kerameikos, Athen
Beinahe jede Grabungsmaßnahme auf dem Gelände der wichtigsten Nekropole der Stadt Athen bringt auch Fragmente und Fragmentgruppen Panathenäischer Preisamphoren ans Licht. Über 2000 Einzelfragmente, zusammengeschlossen zu ca. 800 Katalognummern, werden z. Zt. zur Publikation vorbereitet. Sehr umfangreich ist der Bestand an Gefäßfragmenten des 4. Jhs. v. Chr. und der hellenistischen bis römischen Zeit.
B-Seite: Waffenlauf nach rechts. Körperpartien dreier Athleten.
Archontat des Neaichmos (320/19 v. Chr.)
Literatur:
s. zuletzt: N. Eschbach, Panathenaic prize amphorae from the Kerameikos: some new aspects and results, in: O. Palagia - A. Choremi (Hrsg.), The Panathenaic Games. Papers of the International Conference, 11-12/5/2004 (2007).
Teilprojekt 2: Der Fund Athen, Odos Lembesi- Porinou, Grab III (1969)
Neben dem Bestand auf dem Kerameikos in Athen sind drei weitere umfangreiche und wichtige Fundgruppen Panathenäischer Preisamphoren noch unveröffentlicht. Dank der Genehmigung der 3. Ephorie der prähistorischen und klassischen Altertümer, Athen, können nun zwei Fundgruppen bearbeitet und publiziert werden. Der Fund auf dem Grundstück Odos Lembesi-Porinou umfaßt dabei zahlreiche Fragmente von möglicherweise 10 Gefäßen der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr., darunter eine fast vollständige Amphora.
Das Projekt wird gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung.
Athen, Magazin der 3. Ephorie, Inv. A 6367
A-Seite: Athena nach rechts, Teil des Schildes (Innenansicht)
Säulenfiguren auf der rechten Säule: Aphrodite und Plutos (?)
Archontat des Lykiskos (344/3 v. Chr.)
Literatur:
O. Alexandri, ADelt 25 B, 1970, 71 Taf. 62.
M. Bentz, Panathenäische Preisamphoren. Eine athenische Vasengattung und ihre Funktion vom 6.-4. Jh. v. Chr. (s. Index Standort).
Teilprojekt 3: Der Fund Athen, Odos Achilleos-Plataion (1966)
Widersprüchliche Angaben liegen zu diesem Fund in einer frühhellenistischen Abfallgrube auf dem Grundstück vor: bis zu acht Preisamphoren ein und desselben Jahrgangs, aus dem Archontat des Polemon 312/11 v. Chr., sollen es sein. Eine erste Erfassung beider Fundgruppen (Teilprojekt 2 und 3) konnte im Nov. 2007 vorgenommen werden. Danach sind sicher eine fast vollständige Amphora und teils umfangreiche Fragmentgruppen von insgesamt 12 Gefäßen dieses Jahrgangs geborgen worden. Die bislang völlig unbekannte bildliche Gestaltung dieser Gefäße ist in mehrfacher Hinsicht überraschend – und von außerordentlicher Qualität!
Das Projekt wird gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung
Athen, Magazin der 3. Ephorie, Inv. A 3801
B-Seite: Kampfrichter, Kopf und Schulter eines Ringers nach rechts.
Archontat des Polemon (312/11 v. Chr.)
Literatur:
O. Alexandri, ADelt 22 B, 1967, 58 Taf. 73 a (B).
M. Bentz, Panathenäische Preisamphoren. Eine athenische Vasengattung und ihre Funktion vom 6.-4. Jh. v. Chr. (s. Index Standort).
Ansprechpartner: apl. Prof. Dr. Norbert Eschbach
Bislang geben - neben alten Inventaren und einigen älteren Publikationen - zwei Bände des internationalen Corpus Vasorum Antiquorum, kurz "CVA", Auskunft über die Originalbestände antiker Keramik in der Sammlung des Archäologischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen. Im Juli 2006 wurde die Bearbeitung der schwarzfigurigen Gefäße und Fragmente abgeschlossen, der Band befindet sich in Vorbereitung zum Druck. Er umfaßt 234 Gefäße, größere Fragmentgruppen und Einzelfragmente; nur ein geringer Teil davon war bisher der Forschung zugänglich.
Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen, durchgeführt von der Restauratorin Jorun Ruppel, begleiteten die Bearbeitung und förderten einige Überraschungen zutage (s. Abb. 1).
Zahlreiche teils anpassende Fragmente von der Vorderseite einer Bauchamphora waren in einem dicken Gipsmantel zusammen mit einer nicht zugehörigen B-Seite verbunden (s. CVA Göttingen [3] Taf. 1, 3 (Inv. K 200) und Taf. 3, 3 (Inv. K 201). Nach Trennung und Reinigung konnten zahlreiche weitere Fragmente hinzugefügt und eine zweite Fragmentgruppe mit der B-Seite des Gefäßes hinzugefügt werden (s. CVA Taf. 2). Die vervollständigte A-Seite s. Abb. 2.
Eine Halsamphora der Standardform (Inv. K 211) wurde komplett zerlegt, von brüchigen Ergänzungen und übergipsten Partien befreit und neu aufgebaut (s. CVA Göttingen [3] Taf. 10, 2). Dabei fanden sich - neben weiteren zugehörigen Fragmenten - lang 'vermißte' Inventarschildchen auf den Rückseiten einiger Scherben, die Fundort und Herkunft sichern: Die Scherben der Amphora wurden um 1900 gemeinsam mit einem größeren Kontingent von K. Dilthey bei R. Mancini in Orvieto erworben (s. Abb. 3).
Während der sorgfältigen Instandsetzung fielen an zahlreichen Fragmenten und Fragmentgruppen Bruchflächen mit Spuren älterer Klebungen (mit Schellack) und mitunter auch Paßmarkierungen auf den Innenseiten der Scherben auf, für die es im Bestand der Vasensammlung keine zugehörigen Fragmente gab. In einigen Fällen konnten die zugehörigen Teile in anderen Sammlungen entdeckt werden; ein schönes Beispiel bietet Abb. 4.
Photo: N. Eschbach
Literatur zur Sammlung:
M. Bentz - F. Rumscheid, CVA Deutschland Bd. 58, Göttingen Bd. 1, Unteritalische Keramik (1989).
M. Bentz - Chr. Dehl-von Kaenel, CVA Deutschland Bd. 73, Göttingen Bd. 2, Korinthische und Etruskische Keramik (2001).
Der vierte Band des CVA zur Göttinger Sammlung beinhaltet die attisch rotfigurige Keramik; die Arbeiten haben im Juni 2006 begonnen. J. Beazley besuchte die Sammlung 1936 und schenkte den Gefäßen und Fragmenten seine besondere Aufmerksamkeit; 51 Objekte sind in seinem Standardwerk zur rotfigurigen Vasenmalerei (ARV 2 = Attic Red-Figure Vase-Painters, 2. Auflage [1963]) erfaßt, die Datenbank des Beazley-Archivs in Oxford notiert 55 Eintragungen.
Literatur:
s. die Angaben zum CVA Göttingen (3) auf dieser homepage
Ansprechpartner: apl. Prof. Dr. Norbert Eschbach