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Heiner Goebbels’ Inszenierung von De Materie eröffnet die Ruhrtriennale

Heiner Goebbels’ Inszenierung von De Materie eröffnet die Ruhrtriennale


Ruhrtriennale
Der Zeppelin über der Schafherde im vierten Teil von De Materie. Foto: Wonge Bergmann/Ruhrtriennale

Das dritte (und letzte) Jahr der Ruhrtriennale unter der künstlerischen Leitung von Heiner Goebbels hat am Wochenende in Duisburg und Dortmund begonnen. Im Zentrum stehen große Musiktheaterproduktionen und die Bildende Kunst im Verhältnis zu Tanz, Performance, Film und Konzert. Aus Heiner Goebbels‘ Editorial: „Was die Ruhrtriennale auszeichnet, sind die Wechselwirkungen zwischen Künstlern und Räumen. Sie ermöglichen uns starke künstlerische Erfahrungen und haben für mich oberste Priorität; wo sonst hat man die Freiheit, kompromisslos etwas entstehen zu lassen. So hat es auch mit den besonderen ästhetischen Herausforderungen des Landschaftsparks zu tun, wenn am Eröffnungswochenende die große Präsenz des Festivals in Duisburg unübersehbar ist. Musiktheater, das die Grenzen zu den anderen Künsten nicht mehr kennt: zum Theater, zum Tanz, aber auch zur Ästhetik der Installation und Performance.“

Mit der Oper De Materie des niederländischen Komponisten Louis Andriessen kommt eine exzeptionelle Musiktheaterarbeit des 20. Jahrhunderts zur Aufführung, die neue Perspektiven jenseits der Oper ermöglicht.  Heiner Goebbels‘ Inszenierung in der Duisburger Kraftzentrale ist die erste szenische Realisierung seit der Uraufführung in Amsterdam 1989. Michael Stallknecht in der SZ: „Am Eröffnungsabend im Landschaftspark Duisburg-Nord überwältigt allein die Raumtiefe der ehemaligen Kraftzentrale des Eisenwerks mit ihren 160 Metern, in dem ‚De Materie‘ (…) stattfindet. Kaum ein Stück könnte besser hierher passen.“ - „Packendes Objekt- und Maschinentheater“ schreibt Friederike Felbeck auf http://www.nachtkritik.de/:  „Mit der Neuinszenierung von "De Materie" ehrt die Ruhrtriennale den niederländischen Komponisten Louis

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Heiner Goebbels am Eröffnungswochenende im Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert. Foto: Sabine Heymann

Andriessen, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Die (…)Oper kreist um das Wechselspiel von Geist und Materie, Eros und Glaube, Natur und Wissenschaft. Gemeinsam mit dem Ensemble Modern Orchestra unter der Leitung von Peter Rundel und dem ChorWerk Ruhr gelingt in der größten Spielstätte des an ehemaligen Industriestandorten des Ruhrgebiets beheimateten Festivals ein packendes Musiktheaterspektakel, das viel Raum für Assoziationen lässt.“ Und Eleonore

Büning in der FAZ: „Anders als [seine Vorgänger] Jürgen Flimm und Willy Decker vergibt Goebbels keine

Uraufführungsaufträge. Er ruft dafür Stücke zurück ins Gedächtnis, die ihrer Zeit so weit voraus waren

oder nach Aufwand und Anspruch so unaufführbar schienen, dass sie gleich wieder eingemottet wurden. (…) Gleich Anfangs tauchten, als leuchtende Vollmonde, die sich ins Längliche drehen, drei Zeppeline auf. (…) Einer der Zeppeline (…) beleuchtet den Auftritt von hundert Schafen aus dem Raum Düsseldorf. Die Tiere sind bestens trainiert und folgen ihren Hütern auf den Klick genau. Eine stille Herde, die aus dem Background nach vorne trottet, friedlich ein bisschen vor sich hin müffelt und köttelt und ab und zu (…) ein ‚Mäh‘ in den Fluss der Musik streut. Dann treten die Tiere wieder ab.“

Vom 15. August bis 28. September 2014 liegt der Fokus der Ruhrtriennale auf grenzauflösenden Uraufführungen und Neuinszenierungen internationaler Künstlerinnen und Künstler.  2015 übernimmt der niederländische Theaterregisseur Johan Simons die künstlerische Leitung der Ruhrtriennale.

 

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Expeditions- (oder Flüchtlings-)zelte im ersten Bild von De Materie, vorne das Ensemble Modern Orchestra, das später auf einer Plattform aus dem Graben hoch in die Tiefe des Raums und wieder zurückfahren wird. Foto: Wonge Bergmann/Ruhrtriennale


(Sabine Heymann, 19.08.2014 )