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Die Arbeitssuche älterer Menschen

Karriereentwicklung über die Lebensspanne: Gießener Arbeits- und Organisationspsychologinnen entwickeln Modell zu Strategien der Arbeitssuche bei Älteren

Nr. 236 • 6. Dezember 2018


Ältere Menschen sind laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit sowohl häufiger als auch länger von Arbeitslosigkeit betroffen als der Durchschnitt. Mit der Arbeitssuche bei Älteren
beschäftigen sich Dr. Ulrike Fasbender und Prof. Dr. Ute-Christine Klehe vom Team der Arbeits- und Organisationspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Ihre Arbeit zum Thema „Jobsuche und (Wieder)Beschäftigung über die Lebensspanne“ ist nun in der jährlichen Sonderausgabe der Fachzeitschrift „Work, Aging and Retirement“ veröffentlicht worden.

Die Gießener Wissenschaftlerinnen haben ein Modell entwickelt, das die Arbeitssuche und die (Wieder-)Beschäftigung älterer Menschen mit Fokus auf deren Entwicklung über die Lebensspanne betrachtet. Ein besonderes Augenmerk haben sie auf das Altern als übergreifenden Prozess gelegt, der einen Einfluss auf ältere Arbeitssuchende ausübt. In ihrem Modell beziehen sie sich dabei nicht auf das chronologische Alter (entsprechend dem Geburtsdatum) sondern auf die persönlichen Erlebnisse, die jemand während des Älterwerdens macht. „Dieser Erfahrungsschatz ist sowohl von Zugewinnen als auch von Verlusten geprägt und hat Auswirkungen auf die persönliche Wahrnehmung der beruflichen Zukunft und die damit verbundenen beruflichen Perspektiven“, so Dr. Fasbender. „Diese Empfindungen beeinflussen wiederum verschiedene Selbstregulationsprozesse, die während der Arbeitssuche und damit einhergehender Zielsetzung notwendig sind.“

Das Modell behandelt  darüber hinaus den Einsatz von Strategien zur Kompensation altersbedingter Verluste und zur Optimierung hinzugewonnener Fähigkeiten im Rahmen der Jobsuche. So wird aufgezeigt, wie Selbstwirksamkeit, Proaktivität und Selbstkontrolle bei der Stellensuche von älteren Menschen zum Tragen kommen können. Zudem wird der Kontext der Arbeitssuche im fortgeschrittenen Alter mit einem Fokus auf Alters- und Arbeitslosigkeitsstereotype, die Arbeitsmarktbedingungen und das soziale Umfeld betrachtet.

Aktuell läuft ein Forschungsprojekt mit der Agentur für Arbeit sowie der Perspect GmbH in Marburg, mit dem die Gießener Forscherinnen die im Modell ausgeführten Prozesse mit praxisnaher Forschung untermauern wollen. „Unser Ziel ist es, einflussreiche Mechanismen zur Stellensuche und Karriereentwicklung über die Lebensspanne in die Praxis zu bringen“, so Prof. Klehe.

  • Publikation

Fasbender, U. & Klehe, U.-C. (2018). Job Search and (Re)employment from a Lifespan Development Perspective. Work, Aging and Retirement (Advanced Online Publication).
DOI: 10.1093/workar/way009

  • Kontakt


Arbeits- und Organisationspsychologie
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Telefon: 0641 99-26234

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