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Konferenzen

Böse. Interdisziplinäre Perspektiven. WiSe 2023/24

Was ist das Böse?

Über diese Frage möchten wir in dieser Vortragsreihe aus verschiedenen interdisziplinären Perspektiven diskutieren. Prof. Dr. Elif Özmen und Bastian Klug (M.A.) laden ein, über die Existenz, Praxis und Wirkung böser Taten, böser Personen und dem Bösen an sich aus ganz unterschiedlichen, dezidiert auch nicht-philosophischen Blickwinkeln nachzudenken.

28.11.2023 - Dr. Dietrich Schotte (Regensburg, Philosophie): Bestien, Monstren & Unmenschen. Oder: Was uns Nachdenken über Grausamkeit über das Böse lehren kann.

12.12.2023 - Prof. Dr. Petra Wittig (Rechtswissenschaft, München): Kriminell, abweichend, schuldig oder böse? Eine kriminologische und strafrechtliche Perspektive.

16.01.2024 - Dr. Nahlah Saimeh (Forensik/Psychiatrie, Düsseldorf): Psyche und Straftat - forensisch-psychiatrische Aspekte zur Delinquenz.

30.01.2024 - Prof. Dr. Hanna Pfeifer (Politikwissenschaft, Frankfurt): Absolut und relativ böse. Inszenierungskarrieren von "Terroristen" aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive.

 

 

Collegium Gissenum 2023: Frieden und Krieg. Philosophische Perspektiven

Normative Gesichtspunkte und Fragestellungen sind charakteristisch für die Philosophie von Krieg und Frieden: Ist Krieg immer übel und Frieden unter allen Umständen gut? Kann es nicht doch gute Gründe zur Kriegsführung geben oder überwiegen pazifistische Gründe unter allen Umständen? Welche Handlungen sind im Krieg, zur Beendigung des Krieges und nach dem Krieg erlaubt und welche sind moralisch verboten? Was beinhaltet das Recht auf humanitäre Interventionen und auf Selbstverteidigung der Staaten eigentlich? Welche Rolle spielt die Autorität der Moral, der Politik und des Rechts für Fragen von Frieden und Krieg? (Wie) Lässt sich ein dauerhafter globaler Frieden realisieren? Welche Funktion haben mediale Darstellungen von Krieg und Frieden, sei es in Zeiten des Krieges oder des Friedens?

Prof. Dr. Elif Özmen vom Institut für Philosophie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat die Vortragsreihe organisiert, die sich auf die ethischen, politischen, völkerrechtlichen und medienwissenschaftlichen Fragen von Frieden und Krieg konzentriert. Die Vorträge beschäftigen sich damit, wie wir über die Berechtigung, die Gerechtigkeit und über die moralischen Grenzen von militärischen Konflikten nachdenken. 

Collegium Gissenum 2022: Die gesellschaftliche Macht künstlicher Intelligenz: Ein Problem für Ethik und Politik

Maschinell basierte Entscheidungen beeinflussen unser Leben in immer größerem Umfang – manchmal, ohne dass wir es bemerken. Wir stützen uns nicht nur auf maschinell basierte Entscheidungen, wenn wir über Google recherchieren und mit Siri kommunizieren, auch in weniger offensichtlichen Bereichen spielen Algorithmen eine zentrale Rolle. So werden unsere Kreditwürdigkeit, unser Gesundheitsrisiko und unsere Bewerbungen bereits heute häufig maschinell vorprozessiert, bevor sie von Menschen beurteilt werden. Ein weit verbreitetes Missverständnis besteht in der Annahme, dass künstliche Intelligenz dabei unabhängig von der Gesellschaft und normativen Vorannahmen operiert. Aufgrund ihrer mathematischen Grundlage wirken selbstlernende Algorithmen neutral und objektiv. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein zunehmendes Bewusstsein darüber gebildet, dass sie nicht nur rassistische, sexistische und klassistische Diskriminierungsstrukturen reproduzieren, sondern durch ihre vermeintliche Neutralität auch eine problematische Vorstellung von Gleichbehandlung und Leistungsgerechtigkeit befördern, die im Widerspruch zu aktuellen Statistiken über Chancenungleichheit, politische Teilhabe und Vermögensverteilung steht. 

Künstliche Intelligenz stellt unsere Gesellschaft daher nicht nur vor enorme ethische, sondern auch vor soziale, kulturelle und politische Herausforderungen. Wie funktionieren (selbst-)lernende Entscheidungssysteme, was hat es mit der darin operierenden Black Box auf sich und wie beeinflussen sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Mit welchen konkreten Risiken und Chancen ist der Einsatz von KI verbunden und wie können wir als Gesellschaft darauf reagieren? Während die technologische Forschung immer neue Innovationen auf den Markt bringt und einige wenige Unternehmen daran arbeiten, eine auf maschinellem Lernen basierte, zunehmend alternativlose, globale Infrastruktur zu etablieren, ist der gesellschaftliche Diskurs weiterhin von einer Mischung aus Enthusiasmus und Faszination auf der einen Seite und Skepsis, Ängsten und Kritik auf der anderen Seite geprägt. Die Reihe versammelt unterschiedliche Perspektiven, die KI-basierte Entscheidungsprozeduren mit Blick auf ihren gesellschaftlichen Kontext beleuchten.

Gießen Summer School in Philosophy with Prof. R. Jay Wallace (UC Berkeley) 18./19. Juni 2019

We are pleased to announce the third Giessen Summer School in Philosophy with Professor R. Jay Wallace, Judy Chandler Webb Distinguished Chair for Innovative Teaching and Research at UC Berkeley.

The Summer School will be opened by a public evening lecture on Monday,17th June 2019, at Margarete-Bieber Lecture Theater, Ludwigstrasse 24, Giessen, at 6 pm. Prof. Wallace will be speaking about „Resentment and Power: On The Social Dynamics of Blame“. No registration required.

The two-day Summer School on the 18th and 19th June will address a broad range of topics from Prof. Wallace’s recent book, The Moral Nexus (Princeton 2019). The Summer School is open to gratuate students, PhD candidates and PostDocs; however familiarity with at least the first four chapters of The Moral Nexus is required.

 

Wissen.schafft.Freiheit? Epistemische Offenheit als Wagnis? 24./25 April 2019

Demokratie als Herrschafts- und Lebensform gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung zu sein und sie auch frei äußern und verbreiten zu dürfen. Analog verhält es sich innerhalb der Institutionen der freien Wissenschaft und der kritischen Universität: Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, behindert das Bemühen um Wahrheit, d.h. wissenschaftliche Tätigkeit und Fortschritt als solche. Folgerichtig fällt die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre als Grundrecht (Art. 5, GG) unter einen Artikel mit Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit sowie Kunstfreiheit. Der Verbund dieser Grundrechte als Kommunikationsgrundrechte dient dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit, die als unverzichtbar gilt für den Bestand der freiheitlich-demokratischen Ordnung.

Aber bedeutet das Recht, alles sagen zu dürfen, auch, dass es richtig wäre, alles zu sagen? Jedenfalls meinte schon John Stuart Mill, einer der vehementesten philosophischen Verteidiger der freien Meinungsäußerung, dass ihre förderlichen Effekte – „die Gelegenheit, Irrtum gegen Wahrheit auszutauschen“ – auf „Geboten der Sittlichkeit in Sachen der öffentlichen Erörterung“ beruhen. Es stellt sich daher nicht nur die Frage, wie frei die Meinung sein sollte, sondern auch, wie die freie Meinung sein sollte. Unter welchen Bedingungen entwickelt sie kreatives Potential in und außerhalb der Wissenschaft oder ist z.B. Provokation, Widerrede, Dissens an sich fruchtbar? Gibt es eine Grenze zwischen Freiheit und Zügellosigkeit? Und wer sollte diese Grenze zwischen dem legitimen Wettbewerb um Meinungen einerseits und dem Austausch von Beleidigung, Diskriminierung und unverhohlener Verachtung des Gegners andererseits ziehen? Nur der Gesetzgeber? Oder gibt es normative Grundlagen für den Gebrauch dieser Kommunikationsfreiheiten, die ihre Grenzen zu bestimmen erlauben?

Diesem philosophisch wie auch politisch kontroversen Themenzusammenhang nimmt sich eine Podiumsdiskussion sowie eine Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Philosophie an.

1. Gießener Workshop Praktische Philosophie: (Un)Moral. Zur philosophischen Relevanz asymmetrischer Gegenbegriff. 24. Januar 2019

Das Konzept der asymmetrischen Gegenbegriffe greift auf ein heuristisches Instrument der Diskursanalyse zurück, das von Reinhart Koselleck in einer einflussreichen ideengeschichtlichen Abhandlung skizziert worden ist. Gemeint sind Begriffspaare, die i.) binär, ii.) von universalem Anspruch und iii.) wertend sind. Zudem ergänzen sich die (Gegen-) Begriffe nicht, sondern sind iv.) asymmetrisch. Es handelt sich demzufolge um "auf ungleiche Weise konträre Zuordnungen", die eine wechselseitige Anerkennung geradezu ausschließen, indem stets eine abschätzige Bedeutung einfließt. Der Gegenbegriff soll also nicht nur verneint, sondern ausgeschlossen und schlussendlich aufgehoben werden.

Dass es solche radikalen begrifflichen Dualismen in der praktischen Philosophie gibt, steht außer Frage. Ihre philosophische Funktion und Wirksamkeit scheint allerdings noch nicht ausreichend geklärt zu sein. Diesem Desiderat nimmt sich der 1. Gießener Workshop Praktische Philosophie mit ihrem Fokus auf die philosophische Relevanz von asymmetrischen Gegenbegriffen - etwa (Un)Moral, (Un)Gerechtigkeit, (Un)Sichtbarkeit, (In)Humanität, (Un)Versehrtheit, (Miss)Achtung, (Un)Würde – an.

Die Tagung wurde gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung.

 Collegium Gissenum 2017: Über Menschliches - Wer wir sind und was wir werden können

Die anthropologische Grundfrage, Was ist der Mensch?, ist für die Philosophie keineswegs neu, sondern disziplin- und identitätsstiftend. Anders gesagt: Vom Menschen handelt die Philosophie immer schon und sowieso. Bemerkenswerterweise wird gegenwärtig dennoch von einer „anthropologischen Wende“ gesprochen mit Bezug auf eine Reihe von bahnbrechenden Entwicklungen in den neuen Lebenswissenschaften und konvergierenden Technologien, die eine Veränderung, Manipulation und Optimierung der charakteristischen menschlichen Lebensform ermöglichen (werden). Die soziokulturellen, politikethischen und ethischen Probleme solcher körperlicher, kognitiver, psychischer und genetischer Modifikationsmöglichkeiten werden seit rund zwei Jahrzehnten in der praktischen und theoretischen Philosophie kontrovers diskutiert. Die transhumanistischen Manifeste und Verheißungen bieten ebenso wie die Debatte um die Digitalisierung und Maschinisierung der menschlichen Lebenswelt hochaktuelle Anknüpfungspunkte für die althergebrachte Frage, wer wir sind und was wir werden können.

Dem Menschlichen – den Voraussetzungen, Merkmale und Spezifika des Mensch-Seins – und dem Übermenschlichen – den anthropologischen Transformationen, Fiktionen und Utopien – nehmen sich die Vorträge des Collegium Gissenum 2017 aus verschiedenen philosophischen Perspektiven an.