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Papyri

Die Gießener Papyrussammlungen

Insgesamt sind in Gießen drei abgeschlossene Papyrussammlungen mit zusammen über 2.300 Papyri bzw. Papyrusfragmente zu unterscheiden. Die Sammlungen wurden im Wesentlichen vor dem 1. Weltkrieg mit Hilfe des "Deutschen Papyruskartells" aufgebaut und befinden sich alle in der Universitätsbibliothek:

  • Die "Papyri bibliothecae universitatis Gissensis (P.b.u.G.)" – Diese begründeten die Klassischen Philologen Otto Immisch (1862-1936) und Alfred Körte (1866-1946) seit 1908 als eigene Sammlung für die Universitätsbibliothek. Sie sollte Lehr- und Forschungszwecken dienen.
  • Die "Papyri Iandanae (P. Iand.)" – Bei dieser Sammlung handelt es sich um die 1905 begründete Privatsammlung des Gießener Klassischen Philologen Karl Kalbfleisch (1868-1946), der sie nach seinem Großvater Karl Reinhold Janda benannte. Kalbfleisch vermachte sie nach seinem Tod testamentarisch der Universitätsbibliothek. Besonders bedeutend ist ein sehr frühes Cicero-Fragment (s. Abb.) aus dessen 'Reden gegen Verres'.

 

Inhalt und Aufbewahrung der Papyrussammlungen

Die in Gießen aufbewahrten Papyri datieren vom 4. Jahrhundert vor bis zum 8. Jahrhundert nach Christus. Sie bestehen u.a. aus Verwaltungsschriftgut, literarischen und religiösen Texten, juristischem Material, Quittungen, Abrechnungen und zahlreichen Briefen. Darunter finden sich vor allem griechische, aber auch hieroglyphische, hieratische, demotische, lateinische, koptische und arabische Texte. Besonders hervorzuheben sind 3 Wachstafeln.

Die Papyri waren zunächst nur teilweise verglast und während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert: Die "Papyri Iandanae" überstanden den Krieg im Keller der Universitätsbibliothek nahezu unbeschadet, obwohl die Bibliothek 1944 durch eine Bombe getroffen worden war. Die "Papyri Gissenses" sowie die "Papyri bibliothecae universitatis Gissensis" verbrachte man in den Tresor der Dresdner Bank in Gießen, wo sie im Frühjahr 1945 durch einen Grundwasserschaden zum Teil stark beschädigt wurden. Ab 1950 inventarisierte der Gießener Althistoriker Hans Georg Gundel (1912-1999) erstmals alle Stücke und restaurierte sie teilweise. Die Gießener Papyri wurden im Rahmen eines DFG-Projektes (1999-2001) vollständig verzeichnet, kommentiert, verglast und digitalisiert.

Die Papyri können Sie nach Voranmeldung im Sonderlesesaal für Forschungszwecke einsehen.

 

Recherche

  • Die im Rahmen des DFG-Projekts ausführlich kommentierten Digitalisate können Sie in der Gießener Papyrus- und Ostrakadatenbank online recherchieren. Die alte Version wurde 2012 abgebrochen und eingestellt. Seit 2013 steht die Datenbank in neuer Form über die Universität Leipzig zur Verfügung. Der aktuelle Stand der zur Publikation vergebenen Stücke wird hier nachgewiesen.
  • Die Gießener Papyrussammlungen können Sie ebenfalls im Papyrusportal recherchieren, über das Sie auch Zugang zu weiteren Papyrussammlungen in Deutschland haben.
  • Hier finden Sie digitalisierte Literatur und weitere Informationen zu den Gießener Papyri.
  • Die UB pflegt eine umfangreiche papyrologische Handbibliothek (die älteren Signaturen beginnen mit „Pap …“, die neueren mit „000 AM 45000 - AM 45900“).
    Die Bestände können Sie in JUSTfind und im Katalog (OPAC) recherchieren.

 

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