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Blick auf das Marginale und Kleine

Bildwissenschaftliche Neuorientierung der Kunstgeschichte – Institut für Kunstgeschichte der Universität Gießen lädt ein zum Gedenkkolloquium für Prof. Dr. Silke Tammen († 2018)

Nr. 130 • 14. Juni 2019

 

Der Ring als Ausdruck von Beziehung und Erinnerung, die Leinwand als Malgrund und die auf ihr gemalten Stoffe, der Bildbegriff des Marginalen: Die Palette der Themen ist breit, die im Fokus eines wissenschaftlichen Kolloquiums stehen, zu dem das Institut für Kunstgeschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am 24. und 25. Juni 2019 interessierte Fachvertreterinnen und -vertreter sowie die Öffentlichkeit einlädt. Mit dem Kolloquium erinnern die Gießener Kunsthistorikerinnen und -historiker an Prof. Dr. Silke Tammen, eine sehr geschätzte Kollegin, die mit ihrer Forschung zu einer bildwissenschaftlichen Neuorientierung der Kunstgeschichte des Mittelalters maßgeblich beigetragen und die inhaltliche Ausrichtung des Gießener Instituts geprägt hat, die jedoch im April 2018 viel zu früh verstorben ist.

Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Silke Tammen (25. Juni 1964 – 2. April 2018) hat in ihrer Gießener Zeit Herausragendes für die Erforschung und die Vermittlung der Kunst des Mittelalters geleistet. Wo viele andere immer nur die vermeintlich „großen“ Werke sahen, hat sie sich den kleinen Dingen zugewandt. Objekte in kleinster Dimension, darunter reich bemalte Bücher in Form von Schmuckanhängern, haben faszinierende Einblicke in eine höchst kunstvolle Bildwelt des Mittelalters eröffnet. Mit dem Gedenkkolloquium soll anlässlich ihres 55. Geburtstages ihre wissenschaftliche Lebensleistung gewürdigt werden.
 
Im Kontext einer bildwissenschaftlichen Neuorientierung der Kunstgeschichte des Mittelalters, aber auch weit über diese Epoche hinaus, hat Prof. Tammen methodisch und theoretisch Bahnbrechendes für die Disziplin geleistet und damit auch den kunsthistorischen Standort Gießen weithin sichtbar gemacht. Die besondere wissenschaftliche Leistung liegt darin, dass Prof. Tammen durch ihren analytischen Blick auf eine enorme Vielfalt an Medien, Gattungen und Objekten die Perspektive für das Spezifische vormoderner Bildlichkeit geweitet und damit neue Forschungen jenseits ausgetretener Pfade ermöglicht hat.

Methodik zieht sich als roter Faden durch ihr Schaffen. Die Herausforderung einer Kunstgeschichte, die sich – auch zur Bespiegelung der eigenen Größe – an monumentalen Werken der Malerei und Architektur orientiert, war Silke Tammen ebenso wichtig wie die notwendigerweise kritische Herangehensweise.  Sie richtete den Blick auf das „Marginale“, das „Ornament“, das „Kleine“, das heißt auf oft übersehene Phänomene und Artefakte, die gleichwohl unsere ästhetische Erfahrung und Erkenntnis wesentlich prägen. Mit der Fokussierung kleinster Kunstwerke, wie beispielsweise Schmuckstücke, denen Silke Tammen eine Fülle von Inhalten entnahm, hinterfragte sie die tradierte Kunstgeschichtsschreibung, nicht zuletzt in geschlechterpolitischer Hinsicht. Das Kolloquium zeigt auf, welche neuen methodischen und theoretischen Perspektiven ihre Forschungen ermöglicht haben und wie diese weiterverfolgt wurden bzw. werden.


  • Termin

Gedenkkolloquium für Prof. Dr. Silke Tammen am 24. und 25. Juni 2019 (Beginn 13.30 Uhr)
Veranstaltungsort: Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, 35390 Gießen

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/kunstgeschichte
www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/kunstgeschichte/personen/tammen-silke/nachruf_tammen

  • Kontakt


Institut für Kunstgeschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10, Haus G
35394 Gießen
Telefon: 0641-99-28287

 

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