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Molekulare Lichtschalter

Ergebnisse eines Kooperationsprojektes zwischen Chemikern der LMU München und Physiologen der JLU in Nature Chemistry publiziert

Nr. 144 • 21. Juli 2014

Ein neues molekulares Werkzeug steht zur Verfügung: Chemiker der Ludwig-Maximilians-Universität München und Tierphysiologen der Justus-Liebig Universität Gießen (JLU) haben im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes einen molekularen Lichtschalter entwickelt, mit dessen Hilfe Natrium-transportierende Proteine an- und ausgeschaltet werden können. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe von Nature Chemistry unter dem Titel Controlling epithelial sodium channels with light using photoswitchable amilorides publiziert.

Diese Proteine, so genannte epitheliale Natriumkanäle (ENaCs), stehen schon seit langem im Fokus der Arbeitsgruppe „Molekulare Zellphysiologie“ am Institut für Tierphysiologie der JLU. ENaCs bilden Poren in der Zellmembran, auch Ionenkanäle genannt, die den Eintritt von Natrium-Ionen in Zellen erlauben. In der Niere beispielsweise regulieren ENaCs den Salz- und Wasserhaushalt und sind somit an der Blutdruckregulation beteiligt. Klinisch häufig eingesetzte Entwässerungsmittel (Diuretika), wie die Substanz Amilorid, führen zu einer Blockade von ENaCs in der Niere und werden daher zum Beispiel zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt.

Den Münchener Chemikern Dr. Matthias Schönberger und Prof. Dr. Dirk Trauner gelang es nun, genau dieses Entwässerungsmittel chemisch so zu modifizieren, dass dessen Wirkung abhängig von bestimmten Licht-Wellenlängen an- und ausgeschaltet werden kann. Dass mit diesem „molekularen Lichtschalter“ tatsächlich auch ENaCs gesteuert werden können, konnte durch Zusammenarbeit mit den Gießener Physiologen Dr. Mike Althaus, Dr. Martin Fronius und Prof. Dr. Wolfgang Clauß nachgewiesen werden.

Im Rahmen der Studie stellte sich nun heraus, dass mit diesem „Lichtschalter“ insbesondere eine Variante der ENaCs gesteuert werden kann, die maßgeblich im menschlichen Nervensystem vorkommt. „Obwohl diese ENaC-Variante bereits seit den 90er Jahren bekannt ist, ist deren Funktion im Nervensystem bis heute völlig rätselhaft“, erklärt Althaus. Er hofft, der Lösung dieses Rätsels nun ein Stück näher zu kommen:  „Mit dem Münchener ,Lichtschalter‘ steht uns nun ein neues, molekulares Werkzeug zur Verfügung, mit dessen Hilfe die noch unbekannte Funktion dieser Ionenkanäle zukünftig erforscht werden kann.“

  • Weitere Informationen

Publikation:
Controlling epithelial sodium channels with light using photoswitchable amilorides
Matthias Schönberger, Mike Althaus, Martin Fronius, Wolfgang Clauss, Dirk Trauner
Nature Chemistry 2014
DOI: 10.1038/NCHEM.2004
www.nature.com/nchem/index.html
www.nature.com/nchem/journal/vaop/ncurrent/full/nchem.2004.html

www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb08/Inst/tphys/zel/AG%20Althaus

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Heinrich-Buff-Ring 26
35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35263

 

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Forschung