Inhaltspezifische Aktionen

Gießener Physiker an internationalen Großprojekten der Elementarteilchenphysik beteiligt – BMBF-Förderung

Informationsbesuch des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Helge Braun, im Fachgebiet Physik der Justus-Liebig-Universität am 2. August 2012 – Projekte ATLAS und BELLE II im Fokus

Handout • 2. August  2012


Welche Kräfte wirken im Innersten der Materie? Was geschah kurz nach dem Urknall des Universums? Wie sind die verschiedenen chemischen Elemente entstanden? In der Kern- und Teilchenphysik sind diese Fragen zu den Grundlagen unseres physikalischen Weltbildes eng miteinander verknüpft. Ihre Erforschung erfordert eine besonders enge Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der theoretischen und experimentellen Physik. Zehn Forschergruppen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) werden dafür in den kommenden drei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über fünf Millionen Euro gefördert.  Im Rahmen dieser Gesamtförderung für den Bereich der subatomaren Physik in Gießen ermöglicht das BMBF auch die Beteiligung von zwei Arbeitsgruppen des II. Physikalischen Instituts an internationalen Großprojekten der Elementarteilchenphysik, ATLAS und BELLE II.

Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Helge Braun, besuchte aus diesem Anlass am 2. August 2012 die Justus-Liebig-Universität, informierte sich im Hörsaalgebäude Physik insbesondere über die Projekte ATLAS und BELLE II und ließ sich in den verschiedenen Laboren einige Versuchsaufbauten zeigen.

Die Elementarteilchenphysik sucht nach Antworten auf grundlegende Fragen zum Ursprung des Universums und dem Aufbau der Materie. Dabei werden zwei komplementäre Strategien verfolgt. Mit Beschleunigern höchster Energie (LHC am europäischen Zentrum CERN für Elementarteilchenphysik in Genf) kann unmittelbar nach neuen Elementarteilchen gesucht werden. Dies wird ergänzt durch Experimente mit Beschleunigern höchster Luminosität (SuperKEKB in Japan), deren Präzision Aussagen über Energieskalen erlaubt, die am LHC nicht direkt erreichbar sind.

ATLAS –
Beschleuniger höchster Energie (Large Hadron Collider (LHC ) am europäischen Zentrum CERN für Elementarteilchenphysik in Genf)


Physiker am europäischen Forschungszentrum für Elementarteilchenphysik CERN in Genf haben vor kurzem die Beobachtung eines neuen Teilchens bekannt gegeben. An den Messungen war die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Düren und Dr. Hasko Stenzel am II. Physikalischen Institut der JLU beteiligt. Vieles spricht dafür, dass es sich bei der Beobachtung um das lange gesuchte Higgs‐Boson handelt, dem letzten fehlenden Baustein im Standardmodell der Teilchenphysik. Ein Schwerpunkt der Gießener Gruppe war die Bestimmung der Luminosität für die jetzt ausgewerteten Daten, die ein Maß für die Intensität der Proton‐Proton‐Kollisionen im LHC‐Beschleuniger darstellt.

BELLE II –
Beschleuniger höchster Luminosität (SuperKEKB in Japan)

Das im Aufbau befindliche Experiment Belle II am SuperKEKB-Beschleuniger in Japan soll eine der großen fundamentalen Fragen der Physik lösen:  Warum gibt es im heutigen Universum fast nur Materie, obwohl beim Urknall Materie und Antimaterie in gleichen Anteilen entstanden sein sollte? 
Für dieses Ungleichgewicht machen die Physiker die bereits im Jahr 1964 beobachtete Verletzung der sogenannten CP-Symmetrie verantwortlich, durch die Materie und Antimaterie sich unterschiedlich verhalten.  Allerdings reicht das Ausmaß der beobachteten CP-Verletzung bei weitem nicht aus, um den beobachteten Materieüberschuss im Universum quantitativ zu erklären. Zur genaueren Untersuchung solcher CP-verletzender Prozesse werden im neuen SuperKEKB-Beschleuniger in Tsukuba, Japan, durch Annihilation von Elektronen und Positronen große Mengen sogenannter B-Mesonen erzeugt, deren Zerfall wird im Belle II-Detektor mit höchster Präzision vermessen wird.

SuperKEKB soll Ende 2014 die ersten Teilchen beschleunigen, der Detektor Belle II soll dann im Jahr 2015 in den regulären Betrieb gehen. Als zentrale Komponente von BELLE II wird ein Pixel-Vertexdetektor von der europäischen DEPFET  Kollaboration und an acht Standorten in Deutschland entwickelt. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolfgang Kühn und Dr. Sören Lange ist dabei für die Entwicklung des Datenerfassungsystems verantwortlich.

  • Weitere Informationen

Im Themenfeld sind zahlreiche weitere JLU-Projekte angesiedelt:
www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb07/fachgebiete/physik
www.cern.ch
belle2.kek.jp

  • Kontakt

Prof. Dr. Michael Düren, Prof. Dr. Wolfgang Kühn
II. Physikalisches Institut der JLU Gießen
Heinrich‐Buff‐Ring 16, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99‐33220
/ 33240

 

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041

Schlagwörter
Forschung