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Ausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ über die Staatssicherheit der DDR

Ausstellung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen noch bis zum 19. Oktober 2016 an der JLU zu sehen

Pressemitteilung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BsStU) und der Justus-Liebig-Universität Gießen

27. September 2016

Wie erging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staats-sicherheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpolizei auch in der Bundesrepublik? Antworten auf die Fragen gibt die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU).


Sie wird am Samstag, 1. Oktober 2016, in der Justus-Liebig-Universität Gießen vom Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn und dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier im Vorfeld des Tages der Deutschen Einheit eröffnet. Die Schau dokumentiert, wie durch Überwachung, Bespitzelung und Unterdrückung von Men¬schenrechten die Macht der Staatspartei SED in der DDR gesichert wurde. Sondertafeln zeigen Stasi-Unterlagen mit Bezug zu Gießen.

  • Eröffnung: 1. Oktober 2016, 10 Uhr

Begrüßung:   Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen
Grußworte:    Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen und Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen
Im Anschluss Podiumsgespräch „Weg zur Deutschen Einheit“.

Ort:    Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ludwigstraße 23, 35390 Gießen, Eintritt frei.

  • Öffnungszeiten: 1./2. Oktober 2016, 10–16 Uhr; 4.–19. Oktober 2016, Mo–Fr: 10–18 Uhr
  • Führungen nach Voranmeldung unter 0172 - 8133134 oder per .
  • Lehrerfortbildung: 5. Oktober 2016, 14–17 Uhr, DDR und Stasi als Thema im Schulunterricht. Kontakt / Anmeldung: 030 - 2324-8937 oder per .

 

  • Pressematerial mit Fotos und Dokumenten ist erhältlich.

 

  • Zahlen zur Akteneinsicht bei der Stasi-Unterlagen-Behörde (1991 bis Juli 2016)

Anträge gesamt aus Hessen:        56.272
- darunter persönliche Akteneinsicht:    44.260
Anträge gesamt aus Gießen:         1.411
- darunter persönliche Akteneinsicht:    354


  • Im Visier der Stasi: Gießen und seine Bewohner

„Feindobjekt“: Das Zentrale Notaufnahmelager Hessens in Gießen
Bis 1989 war das Notaufnahmelager Gießen in der Bundesrepublik Deutschland eine erste Anlaufstelle für geflüchtete oder ausgereiste DDR-Bürger. Für die Staatssicherheit der DDR hingegen war das Lager ein „Feindobjekt“, eine „Einrichtung mit Feindtätigkeit gegen die DDR“. Die Stasi setzte vor Ort Inoffizielle Mitarbeiter (IM) ein und beauftragte diese, Informationen über die Struktur des Lagers, seine Mitarbeiter sowie zu den Abläufen in der Zentralen Aufnahmestelle des Landes Hessen zu sammeln. Das MfS erhoffte sich zum Beispiel, Informationen über Fluchtwege und „bestehende Lücken im Grenzsicherungssystem“ zu erhalten. Das Potenzial „geeigneter Kandidaten“ für die inoffizielle Mitarbeit war klar umschrieben: Beamte und Angestellte der Institutionen, potenzielle künftige Mitarbeiter wie Sekretärinnen.

Ziel Afrika: Ein IM-Paar bei „Stützpunktarbeit“ an der Uni Gießen
In den 1980er Jahren arbeitete eine zuvor in Leipzig studierende Frau für die Stasi in Gießen und kundschaftete unter anderem die Justus-Liebig-Universität aus. Dafür ließ sie ihren minderjährigen Sohn in der DDR zurück. Im Jahr 2006 wurde das Doppelleben dieser Frau öffentlich, die sich auch in Interviews zu ihrer Arbeit als „Inoffizielle Mitarbeiterin“ der Stasi äußerte. Sie wurde unter dem Decknamen „Swantje“ zur Inoffiziellen Mitarbeiterin im besonderen Einsatz (IME), weil sie für die DDR-Geheimpolizei wegen ihres damaligen Freundes, der aus Tansania stammte, interessant erschien. Dieser studierte im Auslandsstudium in Leipzig, sein Wechsel zur Promotion an die Universität Gießen stand bevor. Der Afrikaner war für die Stasi ein potenzieller Mitarbeiter, da „seine Verwandten in maßgeblichen Positionen der Regierung und Massenmedien Tansanias verankert“ waren.  Das langfristige Ziel der Stasi: Das Paar sollte später gemeinsam aus Afrika  berichten.


Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041