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Aggressivität und Altruismus in der menschlichen Evolution

Publikation von Gießener Wirtschaftswissenschaftler in „Proceedings of the Royal Society B”

Nr. 174 • 25. September 2014
Das Ausmaß und die funktionale Differenzierung von Kriegen, also gewalttätigen Zwischengruppenkonflikten, unterscheiden den Menschen von allen anderen Lebewesen. Gleichzeitig sind Menschen zu ebenso beispielloser Kooperation und zu altruistischem Verhalten fähig. Dieser scheinbare Widerspruch beschäftigt die Forschung in einer Vielzahl von Disziplinen schon seit Jahrhunderten. Der Gießener Wirtschaftswissenschaftler und Biophilosoph Dr. Hannes Rusch setzt sich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ kritisch mit dem neueren Forschungsansatz „parochial altruism“ (zu Deutsch etwa: diskriminierender Altruismus) auseinander. Der Ansatz geht auf Charles Darwins Hypothese zurück, dass die beiden Eigenschaften Altruismus und kollektive Aggressivität eine enge Verbindung in der menschlichen Evolution eingegangen sein könnten.

Laut Dr. Rusch muss in der Diskussion dringend geklärt werden, welche Rolle Verwandtschafts- und Geschlechterverhältnisse als Ursachen und moderierende Faktoren von prähistorischen Zwischengruppenkonflikten spielen. Auch die bisherigen strategischen Analysen in der „parochial altruism“-Literatur seien erweiterungsbedürftig: Zum einen vernachlässigten sie potenzielle individuell-egoistische Anreize, die das Entstehen von Zwischengruppenkonflikten begünstigen. Zum anderen, und hier werde die Aktualität besonders deutlich, fehle bislang eine systematische Untersuchung friedensfördernder Faktoren.

Der Artikel liefert somit systematische Ansatzpunkte zur Erweiterung des Verständnisses der Evolution von Altruismus innerhalb von Gruppen und von Aggression zwischen Gruppen.

Publikation
Rusch H. 2014: The evolutionary interplay of intergroup conflict and altruism in humans: a review of parochial altruism theory and prospects for its extension. Proc. R. Soc. B 20141539.
http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.1539

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Forschung