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Ältester See Europas ermöglicht Blick in über eine Million Jahre Klimageschichte

JLU-Biologenteam an Untersuchung des Ohrid-Sees auf dem Balkan beteiligt – Ergebnisse der Tiefenbohrung in „Nature“ veröffentlicht

Nr. 174 • 3. September 2019

Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung von fünf Biologinnen und Biologen des Instituts für Tierökologie und Spezielle Zoologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat die Ergebnisse einer Tiefenbohrung im ältesten Süßwassersees Europas in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Das Team unter der Leitung von Geologen der Universität zu Köln konnte belegen, dass der Ohrid-See an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien vor genau 1,36 Millionen Jahren entstanden ist und seitdem kontinuierlich existierte. In dem See auf der Balkanhalbinsel gibt es über 300 Tier- und Pflanzenarten, die nur in diesem See vorkommen. Das ist eine ungewöhnliche hohe Zahl an so genannten Endemiten.

Das Projekt begann vor 15 Jahren mit ersten Voruntersuchungen und hatte zum Ziel, das Alter des Sees zu bestimmen, die Klimageschichte der Mittelmeerregion besser zu verstehen und die Gründe für den Endemitenreichtum und die hohe Biodiversität abzuleiten. Die sehr erfolgreiche Tiefbohrung mit einer maximalen Bohrtiefe von 568 Metern bei einer Wassertiefe von 245 Metern wurde im Rahmen des International Continental Scientific Drilling Program (ICDP), auch mit finanzieller Unterstützung der DFG, des BMBF und anderen Geldgebern, durchgeführt. Fünf Jahre haben die Untersuchungen an dem gewonnenen Material gedauert.

Die im See abgelagerten Sedimente ermöglichten es, hochaufgelöste Informationen über die Klimageschichte für die nördliche Mittelmeerregion zu erhalten. Die sedimentologischen Daten zeigen eine deutliche Erhöhung der Winterniederschläge in den Warmzeiten. Wie Modellierungsdaten im Rahmen des Forschungsprojektes aufzeigen, kam es dabei vor allem in den Herbstmonaten zu einer verstärkten Tiefdruckbildung über dem westlichen Mittelmeer, die durch eine Erhöhung der Oberflächentemperaturen des Mittelmeers ausgelöst wurde und für verstärkte Niederschläge sorgte.

Ähnliche Effekte könnten auch durch die gegenwärtige Klimaerwärmung hervorgerufen werden. Prognosen des Weltklimarates IPCC sagen für diese Region sehr unterschiedliche Szenarien voraus. Die neuen Erkenntnisse können erheblich dazu beitragen, dass die zukünftigen Klimamodelle mit den Daten der Vergangenheit abgeglichen werden und damit Prognosen präziser werden.

  • Publikation

Bernd Wagner, Hendrik Vogel et al: Mediterranean winter rainfall in phase with African monsoons during the past 1.36 million years. 2019/09/02, Nature
https://doi.org/10.1038/s41586-019-1529-0

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Schlagwörter
Forschung