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Warum zu viel Grübeln ungesund ist

Dr. Ulrike Weik vom Institut für Medizinische Psychologie für Kongressbeitrag zum Zusammenhang von negativen Erfahrungen, Grübeln und Stressreaktion ausgezeichnet

Nr. 180 • 1. Oktober 2014

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Dr. Ulrike Weik. Foto: Fotoland Gießen

Für ihren herausragenden Beitrag zur Stressreaktion nach unangenehmen Vorerfahrungen ist die Gießener Psychologin Dr. Ulrike Weik als eine von drei Preisträgerinnen beim gemeinsamen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie und der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie ausgezeichnet worden. Dr. Weik, Mitarbeiterin des Instituts für Medizinische Psychologie (Leitung: Prof. Dr. Renate Deinzer) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), berichtete auf dem Kongress über die Ergebnisse einer Studie zum grüblerischen Verhalten nach einer unangenehmen Vorerfahrung und dessen Auswirkungen auf die hormonelle Stressreaktion bei Frauen.

Grübeleien beziehen sich in der Regel auf vergangene Erlebnisse, die als unangenehm erlebt und negativ interpretiert werden. Häufig gehen sie mit negativen Gefühlen einher und können zu depressiver Verstimmung führen. Dabei scheinen Frauen eher zum Grübeln zu neigen als Männer.

Dr. Weik konnte zeigen, dass die Erfahrung von sozialer Zurückweisung bei Frauen zu negativen Gedanken führt, die zunächst keine weiteren Auswirkungen zu haben scheinen. Sie verändern jedoch die Fähigkeit, physiologisch adäquat auf eine psychische Belastungssituation zu reagieren. Erfasst wurde die Stressreaktion über die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Nach der sozialen Zurückweisung zeigten die Frauen auf die psychische Belastung nur eine reduzierte Stressreaktion, sie schütteten weniger Cortisol aus. Dies ist ungünstig, denn die Produktion von Stresshormonen versetzt den Organismus in die Lage, die Anforderungen einer Belastungssituation zu bewältigen. Reduzierte Stressreaktionen wurden auch schon bei Patientinnen und Patienten mit chronischer Depression nachgewiesen.

Die Studie zeigte zudem, dass die Art der Gedanken das Ausmaß der Cortisolreaktion bei den ausgegrenzten Frauen beeinflusste. Insbesondere das Grübeln, die ziellos kreisenden Gedanken über die unangenehme  Vorerfahrung, ging mit einer geringeren Cortisolreaktion auf den Stress einher. Waren die Gedanken eher zielgerichtet und zum Beispiel auf das eigene Verhalten und dessen Wirkung auf Andere gerichtet, war dies nicht der Fall. Inwieweit dieses Ergebnis spezifisch ist für eine unangenehme soziale Vorerfahrung oder generell unangenehme Ereignisse betrifft, soll nun in weiteren Studien geklärt werden.

  • Publikation

Weik U, Ruhweza J, Deinzer R, 2014: „Soziale Ausgrenzung und ihre Auswirkungen auf die Stressreaktion auf einen Laborstressor: ruminative Gedanken als Prädiktor?“
Hannich H-J, Pötz U, Altenstein C, Hannöver W, Wiesmann U (Hrsg.). Abstractband des gemeinsamen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie und Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie, Greifswald.

  • Kontakt


Institut für Medizinische Psychologie
Friedrichstraße 36, 35392 Gießen
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