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Gemeinsame europäische Werte – Fiktion oder Wirklichkeit?

Die Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen beleuchtet Krisenphänomene und Chancen, die ein vereintes Europa für die Zukunft bietet – Vortrag von Prof. Dr. Angelika Nußberger am 19. November 2018

Nr. 209 • 14. November 2018

Europa sei eine Welt von gestern, so lautete das verzweifelte Vermächtnis des Schriftstellers Stefan Zweig mitten in der Katastrophe des Kontinents. Nach 1945 ist der Westen wie ein Phönix aus der Asche auferstanden, im Jahr 1990 wurde die auf der Konferenz von Jalta beschlossene Teilung Deutschlands überwunden. Doch heute mehren sich Stimmen, die Europa erneut bedroht sehen – von innen und von außen. Die Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nimmt in diesem Wintersemester unter dem Titel „Europa. Eine Welt von gestern?” aus verschiedenen Blickwinkeln eine Zeitdiagnose vor und behandelt aktuelle Krisenphänomene, aber auch die Chancen, die ein vereintes Europa als Welt von morgen hat. Im Jahr vor der Wahl zum neunten Europäischen Parlament bietet die JLU damit wertvolle Einblicke in einen hochaktuellen Themenkomplex.

Unter dem Titel „Gemeinsame europäische Werte – Fiktion oder Wirklichkeit?“ richtet Prof. Dr. Angelika Nußberger am 19. November 2018 in ihrem Vortrag den Fokus darauf, dass auch Selbstverständliches in Frage gestellt werden kann. Eine Vielzahl von Verträgen lassen sich aufzählen, die ein rechtsstaatliches, gemeinsamen Grundwerten verpflichtetes Europa formen: die Römischen Verträge und ihre mit Städtenamen wie Maastricht und Lissabon verbundenen Neuauflagen, die Satzung des Europarats, die Europäische Menschenrechtskonvention und ihre Protokolle. Sie alle verweisen auf ein europäisches Erbe, auf gemeinsame Traditionen. Im Mittelpunkt stehen die Menschenrechte, die nicht nur als Lippenbekenntnisse, sondern als gegen den Staat einforderbare Rechte verstanden werden. War es eine Fiktion, für Europa gemeinsame Klammern zu definieren – Rechtsstaat, Demokratie, Sozialstaat? Sind diese Klammern so locker, dass darunter letztlich alles zu fassen ist? Oder bricht nach Jahrzehnten auseinander, was bereits gut zusammengefügt zu sein schien?

Prof. Dr. Angelika Nußberger ist seit Februar 2017 Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg. Sie wurde von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats im Jahr 2010 als deutsche Richterin für ein neunjähriges Mandat gewählt und trat ihr Amt im Januar 2011 an. Vor ihrer Tätigkeit in Straßburg war sie u. a. Prorektorin für Akademische Karriere, Diversität und Internationales an der Universität zu Köln und stellvertretendes Mitglied der Venedig-Kommission des Europarats. Im Jahr 2010 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Universität Tiflis verliehen; 2015 hat sie den Schader-Preis erhalten. Sie ist Mitglied der Ständigen Deputation des Deutschen Juristentags, des Präsidiums des Instituts für Rechtspolitik, des Senats der Schader-Stiftung, des Kuratoriums des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht und der Deutschen Staatsrechtslehrervereinigung sowie Alumna der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

  • Termin

19. November 2018 • Prof. Dr. Angelika Nußberger
Gemeinsame europäische Werte – Fiktion oder Wirklichkeit?

  • Weitere Termine

10. Dezember 2018 • Dr. Emmanuel Alloa
Wider die Silikonisierung Europas: Plädoyer für eine andere digitale Öffentlichkeit

21. Januar 2019 • Prof. Dr. Peter-André Alt
Universitäten für Europa

28. Januar 2019 • Prof. Dr. Steffen Mau
Europäische Vergesellschaftung: Das Europa der Leute

7. Februar (Donnerstag) 2019 • Lesung und Autorengespräch • Navid Kermani
Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan

Alle Vorträge finden jeweils um 19.15 Uhr in der Aula im Universitätshauptgebäude, Ludwigstraße 23, 35390 Gießen, statt.
Der Eintritt ist frei.

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/ringvorlesung

  • Kontakt


Inhaber der Ludwig-Börne-Professur an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Zentrum für Medien und Interaktivität
Ludwigstraße 34, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-16351

Pressestelelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041