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Bau des neuen Forschungsgebäudes für Bioressourcen in Gießen hat begonnen

Erstes Fraunhofer-Institut in der Region Mittelhessen geplant – Feierlicher Spatenstich für den Forschungsneubau im Beisein des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier – Neue Wirkstoffe für Medizin, Pflanzenschutz und Industrie aus Insekten, Bakterien und Pilzen

Nr. 215 • 17. November 2016

Das geplante Fraunhofer-Institut für Bioressourcen in Gießen entsteht am Leihgesterner Weg / Ecke Ohlebergsweg. Grafik: Heinle, Wischer und Partner

Es sind die Insekten und ihre gigantische Vielfalt an Wirkstoffen, die Gießen einen Forschungsneubau bescheren: Mit einem symbolischen ersten Spatenstich wurde der Baubeginn heute im Beisein des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier gefeiert. Der rund 30 Millionen Euro teure Bau am Leihgesterner Weg/Ecke Ohlebergsweg wird je zur Hälfte vom Land Hessen und vom Bund finanziert. Er soll im Jahr 2019 fertig sein. Geplant ist, dass hier das neue Fraunhofer-Institut für Bioressourcen entsteht. Es wäre das erste Fraunhofer-Institut in der Region Mittelhessen.
Spatenstich für den Fraunhofer-Neubau (v.l.): Prof. Dr. Alfred Gossner, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft für den Bereich Finanzen, Controlling und IT; Dietlind Grabe-Bolz, Oberbürgermeisterin der Universitätsstadt Gießen; Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen; Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Koordinator des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen und Leiter der Projektgruppe Bioressourcen des Fraunhofer IME; Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Reiner Fischer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME. Foto: Rolf K. Wegst


Mit dem Neubau entsteht in Gießen ein neues Zentrum für die Erschließung von Bioressourcen für die Bioökonomie. Zu den Bioressourcen, in denen nach neuen Biomolekülen für die Medizin, den Pflanzenschutz und die Industrie gesucht wird, gehören neben den Insekten auch Bakterien und Pilze sowie Tiergifte.
Empfang nach dem Spatenstich für den Fraunhofer-Neubau mit einem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Koordinator des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen und Leiter der Projektgruppe Bioressourcen des Fraunhofer IME über die Gießener Lebenswissenschaften als Heimat für einen neuen Fraunhofer-Standort. Foto: Rolf K. Wegst


„Insekten gehören zu den erfolgreichsten Tier- und Organismengruppen der Welt. Aus ihnen können neue Produkte und Wirkstoffe für die Medizin, im Pflanzenschutz und der industriellen Biotechnologie entwickelt und für uns Menschen nutzbar gemacht werden. Dieser relativ junge Forschungsbereich hat enorme Wachstumschancen und potenzielle Anwendungsbereiche. Deshalb fördert das Land Hessen die sogenannte Gelbe Biotechnologie mit einem beachtlichen Startkapital. Mit dem Neubau für das geplante Fraunhofer-Institut für Bioressourcen machen wir die Justus-Liebig-Universität Gießen zum deutschland- und europaweit einzigartigen Standort für Spitzenforschung“, sagte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Spatenstich.

„Das LOEWE-Zentrum Insektenbiotechnologie, aus dem ein Fraunhofer-Institut hervorgehen soll, hat mit seiner Pionierarbeit bereits Arbeitsplätze für hochqualifizierte Spezialisten geschaffen und Anreize zur Ansiedelung von biotechnologischen Unternehmen in Gießen gegeben. Das weiterentwickelte Institut am Campusbereich Seltersberg wird als erste außeruniversitäre Forschungseinrichtung darauf aufbauen und wissenschaftliche Exzellenz sowie die wirtschaftliche Innovationskraft Mittelhessens weiter fördern“, so der Ministerpräsident.

„Die Biologisierung der Technik, die Integration von Prinzipien der Biologie in technische Systeme, hat das Potenzial für technologische Durchbrüche. Das Thema kann deshalb eine der treibenden Kräfte bei der Modernisierung der deutschen Wirtschaft werden“, sagte Prof. Dr. Alfred Gossner, Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft für den Bereich Finanzen, Controlling und IT. „Fraunhofer ist für die branchenübergreifende, interdisziplinäre Bioökonomie hervorragend aufgestellt. Ein Beispiel dafür ist unser Engagement im LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen. Fraunhofer, die Justus-Liebig Universität Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen entwickeln hier seit fast drei Jahren erfolgreich neue Produkte und Dienstleistungen basierend auf Insekten, der Gelben Biotechnologie. Der heutige Spatenstich des Forschungsneubaus ist ein weiterer Schritt dieser Erfolgsgeschichte.“

„Die geplante Ansiedlung des ersten außeruniversitären Forschungsinstituts in Gießen ist ein Meilenstein für die Weiterentwicklung der Universitätsstadt Gießen und der Wissenschaftsregion Mittelhessen“, so Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). „Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit dem LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen gemeinsam mit der Technischen Hochschule Mittelhessen in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME die Grundlage für diese Entwicklung legen konnten.“

Gießens Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz erwartet ebenfalls einen Schub für die Stadtentwicklung. Der angrenzende Technologiepark schaffe dafür Raum, die Universitätsstadt sei zudem ein guter Resonanzboden für innovative Forschung und deren Anwendung. „Hier wird ein weiterer Grundstein dafür gelegt, dass in Gießen Entwicklungen angestoßen werden, die die Welt verbessern können“, sagte die Oberbürgermeisterin und fügte hinzu: „In Gießen wird Wissen für die Menschen geschaffen. Mit dem geplanten Fraunhofer-Institut wird dies noch mehr werden.“

„Das Forschungsprofil des geplanten Fraunhofer-Instituts ergänzt komplementär die angewandten Lebenswissenschaften an der JLU und an der Technischen Hochschule Mittelhessen und trägt damit grundlegend zur Profilbildung in der translationalen Forschung bei“, so Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Koordinator des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen und Leiter der Projektgruppe Bioressourcen des Fraunhofer IME. „Die JLU hat inzwischen deutschlandweit eine führende Rolle bei der Entwicklung von modernen biotechnologischen Methoden zur umweltschonenden und nachhaltigen Bekämpfung von Schad- und Vektorinsekten. Durch die Vernetzung mit starken Partnern im Fraunhofer-Verbund wird dieses innovative Forschungsgebiet am Standort Gießen weiter gestärkt.“

Im Neubau wird die Fraunhofer-Projektgruppe Bioressourcen mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern forschen. Von der JLU werden die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Andreas Vilcinskas  (Professur für Angewandte Entomologie) und von Prof. Dr.  Marc F. Schetelig (Professur für Insektenbiotechnologie im Pflanzenschutz) einziehen. Besondere Bedeutung hat zudem der Einzug des 2014 gegründeten Sanofi-Fraunhofer-Exzellenzzentrums für Naturstoffforschung. Damit kommt eine der weltweit größten industriellen Stammsammlungen von Mikroben nach Gießen.

Insekten stellen aufgrund ihrer Biodiversität eine gigantische, noch weitgehend unerforschte Naturstoffbibliothek dar, die in Gießen erschlossen wird. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen unter anderem nach Wirkstoffen, aus denen neue Antibiotika entwickelt werden können. Weltweit boomt gerade der Einsatz von Insekten, um in einer ökologisch sinnvollen Weise aus organischen Abfällen hochwertige Proteine und Fette zum Beispiel für die Tierernährung zu gewinnen. Insekten sind aber auch die größten Nahrungskonkurrenten des Menschen und Überträger vieler Infektionskrankheiten.

Das Layout des Forschungsneubaus basiert auf einem klar strukturierten Erschließungs- und Grundrisskonzept: Das nahezu quadratische Gebäude gliedert sich in einen abgrenzbaren Laborbereich und einen „öffentlichen“ Büro- und Foyerbereich. Im Zentrum liegt das überglaste Atrium, um das sich dreiseitig in den Obergeschossen die Büros gruppieren. Daran angrenzend, mit teilweiser Belichtung von innenliegenden Räumen über das Atrium, liegt der Laborbereich. Durch diese Baustruktur können alle Räume mit Tageslichtanforderung so an den Fassaden angeordnet werden, dass keine „Rückseiten“ entstehen. Das Gebäude steht sehr exponiert, an der Straßenkreuzung entstehen gleichwertige Ansichten.

  • Der Fraunhofer-Neubau in Stichworten:

Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.
Nutzer: Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME, Projektgruppe Bioressourcen
Planung/Bauleitung: Heinle, Wischer und Partner
Hauptnutzfläche: ca. 4.000 m2
Bruttogeschossfläche: ca. 9.200 m2
Baukosten: rund 30 Millionen Euro
(davon Ersteinrichtung bzw. Gerätekosten: 6,5 Millionen Euro)
Baubeginn: November 2016
Geplante Fertigstellung: 2019

  • Weitere Informationen

http://www.ime.fraunhofer.de/
http://www.insekten-biotechnologie.de/

 

 

  • Kontakt:



Institut für Insektenbiotechnologie und
Fraunhofer-Projektgruppe Bioressourcen
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-37601


Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:

Forckenbeckstraße 6, 52074 Aachen
Telefon: 0241 6085-13354



Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Unter ihrem Dach arbeiten 67 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten das jährliche Forschungsvolumen von mehr als 2,1 Milliarden Euro. Davon fallen über 1,8 Milliarden Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Über 70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Die internationale Zusammenarbeit wird durch Niederlassungen in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien gefördert.

Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME betreibt Forschung auf dem Gebiet der angewandten Lebenswissenschaften von der molekularen Ebene bis zu ganzen Ökosystemen in den Bereichen Pharmazie, Medizin, Chemie, Landwirtschaft sowie Umwelt- und Verbraucherschutz. Aufgabe des IME ist die Entwicklung und Anwendung neuartiger Technologien zur Diagnose und Therapie menschlicher und tierischer Krankheiten sowie zum Schutz von Kulturpflanzen und Nahrungsquellen.

 

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12048

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Forschung