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Syrien-Konferenz in Gießen

Geflohene Geographen vernetzen sich für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Universitäten – Tagung vom 19. bis zum 21. Februar

Nr. 26 • 18. Februar 2016

Während der Krieg in Syrien mit unverminderter Heftigkeit weiter anhält, in den letzten Wochen an Intensität sogar zugenommen hat und das Leid der Flüchtlinge mit jedem Tag wächst, scheitern Friedenskonferenzen auf breiter Front: Die Verhandlungen in Genf, Wien, London und München haben kaum greifbare Ergebnisse erbracht. Was soll da, was kann da eine weitere Syrien-Konferenz bringen? „Da haben wir relativ klare Vorstellungen“, sagt Prof. Dr. Andreas Dittmann vom Institut für Geographie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). „Es wird einmal eine Zeit nach dem Bürgerkrieg in Syrien geben. Dann steht der Wiederaufbau der zerstörten Gebiete an, und darauf wollen wir vorbereitet sein.“ Die Gießener Geographen können auf einige Erfahrungen beim akademischen Wiederaufbau in kriegszerstörten Bereichen zurückblicken. Sie sind seit etwa zwölf Jahren in Afghanistan engagiert.

Die Gießener Syrien-Konferenz, zu der syrische Geographen und Geologen eingeladen wurden, steht unter dem Motto „Syrien als Failed State (gescheiterter Staat)“. Die eingeladenen Geowissenschaftler berichten in Vorträgen über unterschiedlichste geographische Themen: von der Zerstörung der Städte in Syrien, von Raub und Kulturgutvernichtung bis zur Bedeutung von Smartphones bei der Flucht nach Europa. Die Redner stammen von unterschiedlichen syrischen Universitäten. Nur ein Teil kommt jetzt direkt aus Syrien, die meisten sind schon seit einigen Wochen oder Monaten auf der Flucht und kommen aus europäischen Ländern oder der Türkei zur Gießener Konferenz.

Organisiert hat die Zusammenkunft Prof. Dr. Hussein Almohamad, der seit zwei Jahren mit seiner Familie in Gießen lebt. Die Universität Gießen und der Syrian Scientist Rescue Fund (New York) finanzieren seine Gastdozentur am Geographischen Institut. Über soziale Netzwerke und andere Verbindungen ist es ihm gelungen, den Aufenthaltsort vieler syrischer Geographen ausfindig zu machen und sie zur Konferenz, die von der Thyssen-Stifung gefördert wird, einzuladen.

Alle Interessierten sind eingeladen, mitzuhören und mitzudiskutieren. Die dreitägige Syrien-Konferenz beginnt am Freitag, 19. Februar 2016, um 14 Uhr und findet im Hörsaal des Zeughauses, Senckenbergstr. 3 in Gießen statt. Mit den auf der Konferenz geknüpften Kontakten soll ein Netzwerk entstehen, das in – einer noch nicht klar zu prognostizierenden – Zukunft die Basis für den Aufbau akademischer Strukturen in den Geowissenschaften in Syrien sein kann. „Wenn wir dann unsere Universitäten wieder aufbauen“, sagt Almohamad, „können wir direkt auf die in Gießen gegründeten Netzwerke zurückgreifen“. Gießen soll so zu einem Knotenpunkt der syrischen Geographie werden. Die Gießener Geographen verfügen über Erfahrungen beim Universitätsaufbau in kriegszerstörten Gebieten. Die jetzige Aufgabe ist umso schwieriger – aber auch dringender, denn die meisten Geflohenen wollen so bald wie möglich zurück in ihre Heimatgebiete.

  • Weitere Informationen

http://www.uni-giessen.de/fbz/fb07/fachgebiete/geographie/institut/aktuelles/Symposium

  • Termin

Freitag, 19. Februar 2016, 14 Uhr, Hörsaal im Zeughaus, Senckenbergstraße 3, Gießen

  • Kontakt

, Institut für Geographie
Senckenbergstraße 1, 35390 Giessen
Telefon 0641 99-36200