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Hitze und Starkregen beschleunigen Klimawandel

Bei Extremwetter nimmt Grünland weniger Kohlendioxid auf – Veröffentlichung von Klimaforschern des LOEWE-Projekts FACE2FACE in „Nature Climate Change“

Pressemitteilung des Forschungscampus Mittelhessen

Aktuell keine Spur von Starkregen und Hitze: Die FACE-Systeme der Klimafolgenforschungsstation der Universität Gießen. Foto: Christoph Müller


23. Januar 2017

Das sogenannte Grünland – Flächen, auf denen hauptsächlich Gras wächst – bedeckt etwa 26 Prozent der Landmasse der Erde und etwa 76 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen. Ähnlich wie Wälder binden Grünland-Pflanzen das Treibhausgas Kohlendioxid und stellen damit eine bedeutende Senke für die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre dar. Wie Wissenschaftler des LOEWE-Projekts „FACE2FACE“ aus Marburg, Gießen und Geisenheim herausgefunden haben, profitiert Grünland aber unter extremeren Wetterbedingungen wie Starkregen, Hitze und Trockenheit weniger bis gar nicht von höheren CO2-Konzentrationen in der Luft – und das, obwohl es Kohlendioxid für die Photosynthese benötigt. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) prognostiziert für weite Teile der Mittelbreiten eine Zunahme von Wetterextremen wie Trockenheit und Hitze. Die jetzt publizierten Forschungsergebnisse deuten deshalb darauf hin, dass globale Modelle zum Kohlenstoffkreislauf und Klimawandel, die die CO2-Senkenfunktion fest einrechnen, angepasst werden müssen. Offenbar ist die zukünftige Senkenfunktion der Grünländer in den Klimamodellen bislang überschätzt worden. Zu befürchten ist jetzt ein noch schnellerer Anstieg der globalen Temperaturen bedingt durch das Treibhausgas CO2. Bisher war man eher von gegenteiligen Effekten – einer verstärkten CO2-Aufnahme unter trockenen und heißeren Bedingungen – ausgegangen.

Die Klimaforscher Wolfgang Obermeier, Lukas Lehnert und Jörg Bendix vom Fachbereich Geographie der Philipps-Universität Marburg untersuchten in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Hochschule Geisenheim University, wie erhöhte CO2-Konzentrationen unter verschiedenen Umweltbedingungen im Grünland aufgenommen werden. Hierfür wird im Freiland ein sogenanntes „Free Air Carbon Dioxide Enrichment (FACE)“-System verwendet. Mit dem FACE-System der Universität Gießen unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Müller werden Untersuchungsflächen seit 1998 mit einer um 20 Prozent erhöhten CO2-Konzentration angereichert. Dies entspricht den Konzentrationen, wie sie für das Jahr 2050 vorhersagt sind. Das Forscherkonsortium analysierte die Biomasse und die Wetterdaten für eine Laufzeit von insgesamt 16 Jahren. Im extrem heißen Sommer im Jahr 2003 produzierte das Grünland unter CO2-reicher Atmosphäre sogar weniger Biomasse als unter heutigen Bedingungen.

Forscherinnen und Forscher aus Gießen und Marburg sowie von der Hochschule Geisenheim arbeiten im Projekt FACE2FACE gemeinsam daran, die komplexen Auswirkungen des Treibhausgases auf Grünland, Weinbau und Gartenbau besser zu verstehen. Das Projekt wird vom Land Hessen im Rahmen der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert.

  • Publikation:

Obermeier WA, Lehnert LW, Kammann C, Müller C, Grünhage L, Luterbacher J, Erbs M, Moser G, Seibert R, Yuan N, Bendix J (2016): Reduced CO2 fertilization effect in temperate C3 grasslands under more extreme weather conditions. Nature Climate Change (2016), doi:10.1038/nclimate3191
http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate3191.html  


  • Weitere Informationen: 

https://www.uni-giessen.de/forschung/einrichtungen/loewe/face2face  
- LOEWE-Schwerpunkt FACE2FACE

  • Ansprechpartner:

, Institut für Pflanzenökologie
Heinrich-Buff-Ring 26 (IFZ), 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35300

,
Philipps-Universität Marburg
Geographie – Klimageographie und Umweltmodellierung
Deutschhausstraße 12, 35032 Marburg
Telefon: 06421 28-24204

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041

Der Forschungscampus Mittelhessen ist eine gemeinsame Einrichtung der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen zur Stärkung der regionalen Verbundbildung insbesondere in der Forschung und der Nachwuchsförderung.

Schlagwörter
Forschung