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Wie Kleinkinder in Entwicklungsländern besser ernährt werden können

Ernährungssicherheit und -bildung in Malawi und Kambodscha: Universität Gießen beteiligt an Projekt der Ernährungs- und Landwirtschaftorganisation der Vereinten Nationen (FAO)

Nr. 51 • 31. März 2015

Ernährungsberatung für Mütter in Malawi… Foto: Judith Kuchenbecker
Insbesondere in Entwicklungsländern ist die altersgerechte Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern ein Problem – erhöhte Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit sind die Folge von mangelhafter Kleinkindernährung. Doch um ihre Kinder gesund ernähren zu können, muss den Eltern genügend und geeignete Nahrung zur Verfügung stehen – und sie müssen wissen, was ihre Kinder wann brauchen. Die Wirkung von Ernährungsbildung auf die Entwicklung von Kindern unter zwei Jahren haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Ernährung in Entwicklungsländern am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in Kooperation mit der Ernährungs- und Landwirtschaftorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in landwirtschaftlichen Entwicklungshilfevorhaben in Malawi und Kambodscha untersucht. Der Gießener Anteil des im Jahr 2011 gestarteten Projekts zur Verbesserung von Ernährungssicherheit und Kleinkindernährung wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit insgesamt 1,35 Millionen Euro gefördert.

… und in Kambodscha.Foto: Anika Reinbott
Im Februar und März 2015 wurden Ergebnisse des IMCF-Projekts („Improving the dietary intakes and nutritional status of infants and young children through improved food security and complementary feeding counselling“ / Verbesserung der Nahrungsaufnahme und des Ernährungszustands von Säuglingen und Kleinkindern durch verbesserte Nahrungssicherheit und Ernährungsberatung) auf jeweils eintägigen Veranstaltungen in Lilongwe/Malawi und Phnom Penh/Kambodscha zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der Regierungen und von Nichtregierungsorganisationen präsentiert und mit diesen diskutiert.

In beiden Ländern führte die FAO die jeweiligen Maßnahmen für Ernährungsbildung und Förderung der landwirtschaftlichen Aktivitäten mit regionalen Projektpartnern durch. Aufgabe des Forscherteams war es, die Projektwirkungen anhand von mehreren Reihenuntersuchungen mit jeweils über 1.000 Haushalten in einer Cluster-randomisierten Studie zu untersuchen. Die Forschungsarbeit wurde geleitet von Prof. Dr. Michael Krawinkel (Institut für Ernährungswissenschaft, JLU) und Ellen Mühlhoff (FAO). Die Forschergruppe bestand aus jeweils einer Doktorandin aus Deutschland und einer Doktorandin aus Malawi sowie einem Master-Studierenden aus Kambodscha und der Projektleiterin von der JLU, zwei Professoren der Lilongwe Agricultural University (vormals Bunda College), einer Professorin der Mahidol University in Bangkok/Thailand sowie Mitarbeiterinnen der FAO und regionalen Partnern.

Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene ausschließliche Gabe von Muttermilch in den ersten sechs Lebensmonaten ist eine große Herausforderung für Mütter, die keinen Zugang zu Mutterschutz-  und Elternzeitprogrammen haben. Bis zu 24 Monate lang sollte Muttermilch zusätzlich zu anderer Nahrung gegeben werden. Zu frühe, zu späte und nicht dem Bedarf der Kinder angepasste Beikost im Säuglings- und Kleinkindalter führen zu Wachstums- und Entwicklungsverzögerung und auch zu einer höheren Krankheitsanfälligkeit.

Malawi: Kleinkindernährung verbessert

Die traditionelle erste Beikost in Malawi kennzeichnet sich durch eine sehr geringe Abwechslung aus, es werden nur wenige Lebensmittel eingesetzt. Zudem wird die Nahrung stark verdünnt gegeben in der Annahme, dass die Kinder sonst unter Verstopfung leiden. Die Häufigkeit der Mahlzeiten und auch die Energie- und Nährstoffdichte (Eiweiß, Vitamine etc.) entsprechen nicht den Bedürfnissen der Kinder. In Malawi konnte gezeigt werden, dass kurzfristig eine Verbesserung der Kleinkindernährung durch die Kombination von Maßnahmen zur Stärkung der Nahrungssicherheit  und der Ernährungsbildung gegenüber den Maßnahmen ohne die Bildungskomponente erzielt werden konnte. Eine nachhaltige Wirkung setzt jedoch eine langfristige und kontinuierliche Verfolgung dieses Ansatzes voraus.

Kambodscha: Abwechslungsreichere Kindernahrung, aber noch zu wenig

In Kambodscha wird die erste Beikost bereits im 9. Lebensmonat durch das Essen vom Familientisch abgelöst. Da die Kinder jedoch häufig noch nicht kauen können, ist dieses Essen nicht altersgerecht und deckt nicht den Nährstoff- und Energiebedarf. In Kambodscha zeigte sich, dass die Maßnahmen für Nahrungssicherheit und Ernährungsbildung die Diversität der Kost für die Kinder signifikant verbessert hat. Allerdings sind die dem Kind gefütterten Mengen weiterhin zu gering, sodass keine Steigerung des Wachstums nachgewiesen werden konnte. Hier könnte sich eine längere Projektlaufzeit positiv auswirken; die Dauer der Intervention war in Kambodscha kürzer als in Malawi.

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Institut für Ernährungswissenschaft
Zentrum für Kinderheilkunde & Jugendmedizin
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Forschung