Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung
In den Jahren 1941/42 wurden 15.500 jüdische Menschen aus mehr als 250 hessischen Dörfern und Städten über die Sammellager Frankfurt, Kassel und Darmstadt deportiert.
- https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/veranstaltungen/ausstellungen/Vernichtungsort%20Malyj%20Trostenez
- Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung
- 2018-12-04T09:00:00+01:00
- 2019-01-17T20:00:00+01:00
- In den Jahren 1941/42 wurden 15.500 jüdische Menschen aus mehr als 250 hessischen Dörfern und Städten über die Sammellager Frankfurt, Kassel und Darmstadt deportiert.
04.12.2018 09:00 bis 17.01.2019 20:00 (Europe/Berlin / UTC100)
Kongresshalle am Berliner Platz 2
Zu den Vernichtungsorten des hessischen Holocaust zählen Kaunas, Lodz, Majdanek, Minsk, Riga, Sobibor, Theresienstadt und Treblinka. Wenig bekannt ist in Deutschland bisher noch der Vernichtungsort Malyj Trostenez bei Minsk.Das Ghetto Minsk war das Ziel des Frankfurter Deportationszuges vom November 1941 mit über 1000 Juden. Einem Gedenkbuch des Bundesarchivs zufolge lassen sich die Geburtsorte von 23 deportierten hessischen Juden auf die Stadt oder den Kreis Gießen zurückführen. Zieht man Deportationszüge aus anderen Städten in Betracht, lassen sich die Namen von 48 Opfern kenntlich machen, die einen Bezug zu Gießen hatten. 2015 hat die Stadt Minsk mit der Errichtung einer Gedenkstätte am Vernichtungsort Malyj Trostenez begonnen, in die dank des Engagements des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dortmund, der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte »Johannes Rau« (IBB) Minsk sowie weiterer Initiativen seit 2018 auch die Erinnerung an die im Wald von Blagowschtschina ermordeten Holocaust-Opfer integriert ist. Die von IBB Dortmund und Minsk gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas konzipierte Wanderausstellung ist seit November 2016 unterwegs und wird in Gießen als erste hessische Station gezeigt. Die Gießener Ausstellung erfährt lokale Fallbeispiele eine Ergänzung, die von Studierenden der Justus-Liebig-Universität präsentiert werden.
SCHIRMHERRSCHAFT
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz
GIESSENER TRÄGERKREIS
Arbeitsstelle Holocaustliteratur
Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Regionale Arbeitsgruppe Mittelhessen
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar
Gießener Zentrum östliches Europa (GiZo)
Jüdische Gemeinde Gießen
Justus-Liebig-Universität Gießen
Oberhessischer Geschichtsverein Gießen e.V.
Stadt Gießen /Stadtarchiv
Volkshochschule Gießen
PROGRAMM
Mi., 5. Dezember, 14 Uhr, Vortragsraum der Kongresshalle
Eröffnung
Öffentliche Informationsveranstaltung für Presse und Bildungseinrichtungen mit Positionen des Gießener Trägerkreises unter Beteiligung Gießener Studierender mit Präsentation des Katalogs und Führung durch die Ausstellung. Moderation: Dr. Ludwig Brake
Di., 11. Dezember, 18. Uhr, Kongresshalle
Einführung
Moderation: Prof. Dr. Thomas Bohn
Musikalischer Rahmen: Streichquartett des Universitätsorchesters
Claude Debussy; aus Streichquartett op.40, g-moll, 1. Satz
Grußworte
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz
Vizepräsidentin der Justus-Liebig-Universität Prof. Dr. Verena Dolle
Botschafter der Republik Belarus Denis Sidorenko
Geschäftsführerin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) Dr. Astrid Sahm
Vorsitzender des Landesverbandes im Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Karl Starzacher
Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Dr. Dow Aviv
Arnold Schönberg; aus dem 2. Streichquartett op.10, 1. Satz
Einführung in die Ausstellung durch Dr. Aliaksandr Dalhouski (Geschichtswerkstatt Minsk)
Philip Glass; aus dem Streichquartett Nr.3 (Mishima), 1. Satz (1957: Award Montage)
Stehempfang
Do., 13. Dezember, 19 Uhr im KiZ/Literarisches Zentrum Gießen in der Südanlage 3 a (rechter Flügel der Kongresshalle)
Johannes Winter (Frankfurt am Main): „Die verlorene Liebe der Ilse Stein“ - Erinnerung und Zeitzeugenschaft oder: was tun, wenn keine Überlebenden mehr zu befragen sind?
llse Stein und ihre Familie wurden 1939 aus ihrem oberhessischen Heimatdorf Geiß-Nidda nach Frankfurt am Main vertrieben, weil sie Juden waren. Im November 1941 wurde die Familie von Frankfurt in das Ghetto in Minsk in Weißrussland deportiert. Dort rettete der Wehrmachtsangehörigen Willi Schulz, der zeitweise auch nach Malyj Trostenez abkommandiert war, dem größten nationalsozialistischen Vernichtungsort in Weißrussland, nur wenige Kilometer von Minsk entfernt, die siebzehnjährige Ilse.
Sa., 15. Dezember, 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung von Gießener Studierenden
So., 16. Dezember, 11 Uhr, Treffpunkt am Mahnmal für die ehemalige Synagoge in der Südanlage vor der Kongresshalle
Führung zu Stolpersteinen und ehemaligen Nachbarschaften rund um Roonstraße und Kongresshalle von Monika Graulich
Di., 8. Januar, 19.30 Uhrim Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34
Film „Die Jüdin und der Hauptmann“ – Ein Dokumentarfilm von Ulf von Mechow, Deutschland 1994, s/w, 92 Minuten
Der Film erzählt die Geschichte der ungewöhnlichen Flucht von Ilse Stein, deportiert aus dem hessischen Nidda ins Getto Minsk, ihrem Geliebten, Willi Schulz, zuständig für den Einsatz jüdischer Zwangsarbeiter, mit ihren Schwestern und anderen Gettobewohnern im Jahr 1943 zu den Partisanen. Er zeigt die Orte ihrer Leiden, folgt ihren Berichten auf der Fluchtstrecke und rekonstruiert das Geschehen von damals. Er schildert schließlich die Bemühungen der Überlebenden, als Juden mit ihrer Geschichte der Verfolgung anerkannt zu werden, was erstmals nach dem Ende der Sowjetunion in der weißrussischen Hauptstadt Minsk mit einer ihnen genehmigten öffentlichen Veranstaltung 1992 ihren sichtbaren Ausdruck erhielt.
Sa., 12. Januar, 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung von Gießener Studierenden
Di., 15. Januar, 18 Uhr im Vortragsraum der Kongresshalle
Prof. Dr. Christian Gerlach (Universität Bern): Die NS-Vernichtungsstätte Malyj Trostenec bei Minsk
In Maly Trostenec wurden von 1942 bis 1944 etwa 50-60.000 Menschen ermordet. Der Vortrag behandelt die Entstehung und die Abläufe dieser in Deutschland wenig bekannten Stätte des Massenmords und das Schicksal von verschiedenen Gruppen, die zu ihren Opfern wurden: mitteleuropäische und weißrussische Juden wie auch nichtjüdische weißrussische Zivilisten verschiedenen Hintergrunds. Auch wird es um die Frage gehen: warum gab es eigentlich solche regionalen, sozusagen multifunktionalen Vernichtungslager?
Do., 17. Januar, 18 Uhr im Vortragsraum der Kongresshalle
Gespräch zum Abschluss der Ausstellung
Auch fast vergessen: Die Deportation von Ost- nach West – Berichte ehemaliger Zwangsarbeiter.
Moderation: Dr. Ludwig Brake/Pfarrer Christoph Geist
Malyj Trostenez war ursprünglich ein Lager für Zwangsarbeiter. Auch in Deutschland gehörte die verbrecherische, erpresste Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte – Zwangsarbeit - während des Zweiten Weltkrieges und die damit einhergehende menschenverachtende Behandlung und rassistische Geringschätzung der betroffenen Menschen zum Alltag. Erst seit Anfang der neunziger Jahre wurde auf dieses Thema durch eine Initiativgruppe aus Linden neu aufmerksam gemacht, die über Jahre hinweg Besuchsprogramme organisierte. Aus den Erfahrungen dieser Arbeit wird berichtet.
Resümee: Prof. Dr. Thomas Bohn
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-16 Uhr; Sa/So 10-17 Uhr (außer 8./9. Dezember)
Geschlossen am 8./9. Dezember sowie an den Feiertagen 24.-26. Dezember und 1. Januar
Eintritt frei
Führungen durch die Ausstellung für Schulklassen nach Anmeldung: Volkshochschule Gießen (waltraud.burger@giessen.de)