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Beitrag der Sektion „Kunst und Medien“ zum ZMI-Jubiläum: „Mediale Rekonfigurationen nicht unbedingt interaktiver Medien: Comic und Theater“

2. November 2021, 19:45 Uhr

Moderation: Prof. Uwe Wirth

Mit Prof. Jörn Ahrens, Prof. Kirsten von Hagen und Prof. Gerald Siegmund.


 

In dieser Veranstaltung will die Sektion „Kunst und Medien“ in einem Roundtable mit Prof. Jörn Ahrens, Prof. Kirsten von Hagen, Prof. Gerald Siegmund und Prof. Uwe Wirth der Frage nachgehen, wie sich Vorgänge medialer Rekonfiguration mit Blick auf komplexe künstlerische Formen wie Theater und Comic beschreiben lassen. Eingeleitet wird sie durch drei kurze Impulsreferate.
Jörn Ahrens wird in seinem Impulsvortrag grundsätzlich über die Graphikalität und die epistemische Qualität des Comics nachdenken: Zwar dient im Comic die Zeichnung als mediale Grundlage, doch das Konzept Comic verbindet sich mit einem qualitativen Differenzkriterium: Was die zeichnerische Anordnung auf der Seite unübersehbar macht, die die Zweidimensionalität des Mediums verdoppelt und sie als „Bildträger“ und „Bildobjekt“ gleichzeitig akzentuiert, ist die Gemachtheit des Comics, der die Modi seiner Fabrikation deutlich ausstellt.
Kirsten von Hagen wird sich mit einer Annäherung an die Genealogie der sequentiellen Kunst des Comics beschäftigen – beginnend mit Vorformen des Comics: meist werden Kirchenfenster und Karikaturen als Vorformen für den Comic gesehen, d. h. entweder reine Bildmedien, oder klar definierte Bild-Text-Komposita. Doch wie steht es mit andern Medienformaten? Hier gilt es zu zeigen, wie populäre Theaterformen, im Sinne einer Ästhetik des Spektakulären (Ahrens) als Vorformen des Comics begriffen werden können wie Vaudeville und Féerie, welche auf Präsentation in einzelnen Tableaux setzen und somit Interstitien zwischen den Bildern konstituieren, die imaginativ vom Betrachter gefüllt werden wollen.
Gerald Siegmund geht der Frage nach dem Verhältnis von Bild und Text auf der Bühne nach, und zwar ausgehend von der These, dass das Theater ein „Hypermedium“ ist, das alle anderen Medien in ihren spezifischen Funktionsweisen in die Aufführungssituation integrieren kann. Dabei erweitert sich die leibliche Ko-Präsenz von Akteur*innen und Zuschauer*innen, die das Theater als analoges Medium ausweist, durch technische Apparaturen. Der Einsatz von Film, Video und Ton wirft die Frage nach den Relationen zwischen den einzelnen Akteuren, zwischen Bild und Sprache, zwischen Körper und Technik auf. Was geschieht, wenn das analoge Medium des/der Schauspieler*in re-konfiguriert wird und der Körper durch Roboter ersetzt? Mit dem Einsatz von KI auf der Bühne wird der/die lebendige Schauspieler*in umgekehrt als Archiv verstehbar: als Medium zur Aufbewahrung und performativen Umsetzung von Texten.

 

 

WebEx-Link:

https://uni-giessen.webex.com/uni-giessen/j.php?MTID=m8326cea5e7efe442254f649dea47bfb4