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Von Pferde-Chirurgie bis Schlaganfall-Medizin

Das neue Veranstaltungsprogramm der Med. Gesellschaft Gießen e.V. im Sommersemester 2023

Nach einer längeren durch die Corona-Pandemie bedingten Unterbrechung nimmt die Medizinische Gesellschaft Gießen e.V. (MGG) die Reihe ihrer öffentlichen Vortragsveranstaltungen im Sommersemester 2023 wieder auf, zu denen alle medizinisch interessierten Fachleute wie Laien herzlich eingeladen sind. Es wirkt wie eine befreiende Medizin, den Vortragsreigen wieder aufzunehmen, bemerkt der Vorsitzende der MGG, Prof. em. Klaus T. Preissner. 

Am 19. April 2023 beginnt die Reihe mit einem etwas ungewöhnlichen Thema, das nicht nur Pferdeliebhaber interessieren dürfte: Prof. Michael Röcken (Fachbereich Veterinärmedizin der JLU Gießen) wird über: „Moderne Operationsverfahren in der Pferde-Medizin: Bestehen Analogien zur Human-Medizin?“ referieren. In der Bundesrepublik Deutschland haben sich Pferdesport und -zucht in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Die sportlichen Erfolge von Pferden aus deutscher Zucht nehmen in und außerhalb Europas eine Spitzenposition ein und genießen weltweit hohe Anerkennung. Entsprechend sind die Erwartungshaltungen an die moderne Pferde-Medizin enorm gestiegen, was speziell in den chirurgischen Fachgebieten zu einem grundlegenden Umdenken und einer methodischen Neuausrichtung geführt hat. Dementsprechend folgte die chirurgische Neuorientierung in der Pferdemedizin den Trends und den methodischen Entwicklungen in der Human-Chirurgie. 

Am 17. Mai 2023 werden Prof. Florian Wagenlehner und Prof. Adrian Pilatz (Urologie, UKGM, JLU Gießen) über „Komplizierte Harnweginfektionen: Wie kann man die Herausforderungen meistern?“ referieren, das sicher nicht nur ein Männerthema ist. Harnweginfektionen gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen und sind mit zunehmender Antibiotikaresistenz assoziiert. Die schwere Form der Harnweginfektionen, die Urosepsis, ist in der Häufigkeit zunehmend, was ursächlich u.a. auf den demographischen Wandel und auch vermehrte Fremdkörper im Harntrakt zurückzuführen ist. Um diesen Herausforderungen zu entgegnen, ist die Entwicklung neuer Antibiotika von entscheidender Bedeutung. Alternative Strategien sollten jedoch ebenfalls verfolgt werden. Die Klinik für Urologie ist an unterschiedlichen Studien zu diesem Themenbereich beteiligt. 

Am 21. Juni 2023 tragen Prof. Yeong-Hoon Choi & Dr. Nemanja Zugic (Herzzentrum, Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim) über die Problematik von „Herztransplantationen im Spannungsfeld der Organverfügbarkeit“ vor. Es ist hinläufig bekannt, dass das Herz die zentrale Pumpe des Organismus ist, die das Blut durch den Körper befördert. Wenn ein endgültiges Herzversagen (Herzinsuffizienz) vorliegt und andere medizinische Behandlungen zu keiner Besserung des Gesundheitszustandes führen, stellt eine Herztransplantation die letzte Therapiemöglichkeit dar. Allerdings beträgt die Wartezeit für ein neues Herz laut der Stiftung "Eurotransplant" derzeit im Schnitt acht bis zehn Monate. So wurden im  Jahr 2021 in Deutschland 329 Herzen transplantiert, während 727 Patienten auf der Warteliste für eine Herztransplantation standen. Jedoch verbessern sich die Erfolgsaussichten einer Herztransplantation mit neuen Entwicklungen in der Medizin (wie der ex-vivo Herzperfusion), die im Vortrag diskutiert werden. 

Am 19. Juli 2023 präsentiert Prof. Hagen Huttner (Neurologie, UKGM, JLU, Gießen) „Neue Erkenntnisse in der Schlaganfall-Medizin“ und macht damit auf ein wachsendes medizinisches Problem aufmerksam. Unter dem Begriff "Schlaganfall" werden Hirnblutungen, Hirninfarkte und Thrombosen der Hirnvenen zusammengefasst, wobei Schlaganfälle die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine dauerhafte Behinderung und Pflegebedürftigkeit darstellen. Durch einen plötzlichen Verschluss einer blutzuführenden Hirnarterie kommt es zu einer abrupten Durchblutungsstörung eines bestimmten Hirnareals, und es treten neurologische Ausfälle wie Taubheitsgefühl, Sprech-, Wortfindungs- und Sehstörungen oder Störungen des Bewusstseins auf. Derartige Symptome werden oft von Patienten nicht ernst genommen, dennoch sind sie als Warnzeichen zu betrachten und häufig Vorboten eines schweren Schlaganfalles mit bleibenden Lähmungen. Über die akute Behandlung des Hirninfarktes (Neurologische Notfallambulanz), neue Therapiekonzepte und eine gezielte Sekundärprophylaxe wird berichtet. 

  • Die Vorträge finden jeweils um 18 Uhr im Hörsaal 2 des Medizinischen Lehrzentrums, Fachbereich Medizin der JLU Gießen, Klinikstraße 29, 35392 Gießen, statt. Alle interessierten Gäste sind herzlich willkommen.
  • MGG-Veranstaltungsreihe im Sommersemester 2023: Programm