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Internationale Tagung: Trans*Time in TV Series: (Inter)National Projections

Internationale Tagung: Trans*Time in TV Series: (Inter)National Projections

 

Trans*Time In (TV) Series: (Inter)national Projections

Vor etwa einem Jahrzehnt, im März 2007, wurden die international anerkannten Yogyakarta-Prinzipien festgehalten, die erste systematische Menschenrechtsgewährleistung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT). In ihnen wurden zum ersten Mal Anforderungen formuliert, die die Menschenrechtsstandards in Bezug auf sexuelle Minderheiten festschrieben. Punkt 18 geht explizit auf die Pathologisierung der Geschlechtsidentität ein und verlautbart, dass „niemand [...] aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität gezwungen werden [darf], sich irgendeiner Form von medizinischer oder psychologischer Behandlung, Untersuchung oder Maßnahme zu unterziehen, oder in eine medizinische Einrichtung eingewiesen zu werden“ (Hirschfeld-Eddy-Stiftung, 2008: 28). Dieser Meilenstein kristallisierte die Arbeit von trans* Aktivist:innen weltweit. 

In den letzten Jahrzehnten heraus und diente als Sprungbrett für weitere Aktionen. Die Bemühungen zielten besonders auf die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und trugen zur Verbesserung der Situation von trans* Personen in verschiedenen Ländern bei, z. B. durch Gesetzesänderungen, wie sie die internationale Kampagne STP ,Stop Trans Pathologization‘ herbeiführte.

Zehn Jahre später, 2017, ist das Bild widersprüchlich. Einerseits ist Studien von The Human Rights Campaign Foundation und Trans People of Color Coalition zufolge die Zahl der registrierten Morde an trans* Personen die höchste aller Zeiten. Andererseits war in diesem Jahr die World Pride in Madrid dem trans* Kollektiv gewidmet, was ein Zeichen für die Anerkennung und Unterstützung innerhalb der LGTBIQ*-Bewegung ist.

Was die Sichtbarkeit von trans* Personen in den Medien angeht, was in der LGBTIQ*- Bewegung nahezu einstimmig als unabdingbarer Voraussetzung zur gesellschaftlichen Normalisierung von Minderheiten betrachtet wird, ist in den letzten Jahren ein Höhepunkt zu konstatieren. Das GLAAD-Media Institute begrüßte 2016 die zunehmende Präsenz von trans* Figuren aus verschiedenen identitären Intersektionen in Crenshaws Sinne in Serien (vgl. Loughrey 2016). Sophia Burset in Orange is the New Black oder die Protagonistin der Serie Transparent, Maura, sind gute Beispiele. Allerdings kritisiert GLAAD die einseitige und/oder oberflächliche Darstellung, die die Pathologisierung und/oder Stigmatisierung des Kollektivs reproduziere (vgl. Respers France 2017).

Auch in den letzten Jahrzehnten ist eine deutliche Popularisierung der Serien sowohl im Fernsehen als auch auf international verfügbaren Online-Streaming Plattformen, wie z. B Netflix, Amazon Prime und Hulu, festzustellen, sodass die Rede von einer Art Golden Age von Serien ist (vgl. Smith 2018: 72; de Gorgot 2014). Die Zuschauerquoten von Serien steigen ständig, was auch ihre zunehmende gesellschaftliche, akademische und wissenschaftliche Anerkennung bedingt. Das renommierte Filmfestival von Cannes beispielsweise hat eine separate Sektion für Serien eingerichtet, was diesen Anerkennungsprozess spiegelt (vgl. Muñoz Fernández 2016: 69).

Wie diese Beispiele zeigen, ist eine vergleichende Annäherung seitens der Medienwissenschaften methodisch sinnvoll und gesellschaftlich relevant. Dem Verständnis folgend, dass Serien Gesellschaftsmodelle anbieten und gewissermaßen befördern, zielt unsere Tagung darauf ab, die multisemiotischen Darstellungen (vgl. Kress 2010) von trans* Personen in den letzten Jahrzehnten in Serien zu untersuchen. Spezifischer geht sie der Hypothese nach, dass die Popularisierung von trans* Personen in kommerziellen Serien den „good-Trans*“ herstellt und dadurch die von Ihnen potenziell verkörperte Transgression verschleiert. Ferner setzt sich diese Tagung als Ziel, zu erläutern, durch welche - gerade medialen - Mittel dies stattfindet.

 

Die englischsprachige Tagung findet vom 30. bis 31. Januar 2020 im Margarete-Bieber-Saal der JLU Gießen statt.

Kontakt: Dr. Danae Gallo González

 

(19.09.2019, Berit Beckers)