Publikationen (nicht aktualisierte Website)
Sabine Maschke, Ludwig Stecher, Thomas Coelen, Jutta Ecarius & Frank Gusinde Appsolutely smart! Ergebnisse der Studie Jugend.Leben 278 Seiten, ISBN: 978-3-7639-5270-0 W. Bertelsmann Verlag
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"Appsolutely smart" wurde auf Amazon von Dr. Werner Fuchs wie folgt rezensiert:
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, weshalb renommierte Unternehmen und hoch bezahlte Marketingverantwortliche einen 18jährigen „Unternehmensberater“ einladen, um mehr über die Zielgruppe „Jugendliche“ zu erfahren. Wenn es daran liegt, dass die letzte große wissenschaftliche Studie zu diesem Thema bereits 12 Jahre alt ist, gilt dieses Argument nicht mehr, um den subjektiven Eindrücken von Philip Riederle Allgemeingültigkeit zuzusprechen. Denn nun liegt eine aktuelle Studie vor, die auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.
Auch wenn „Visual Storytelling“ an den meisten Fachhochschulen und Universitäten noch immer ein unübersetzbares Fremdwort scheint, gibt man sich zumindest Mühe, Zahlenmaterial anschaulicher als üblich zu vermitteln. In diesem Buch trifft der Leser zwar noch keine zeitgemäßen Infografiken an, wird aber mit einem Layout entschädigt, das über die unzähligen Balkendiagramme hinwegtröstet. Zudem gelang es den Herausgebern die Fülle an Ergebnissen so zu ordnen, dass man sich bei der Suche nach bestimmten Themengebieten nicht durch Bleiwüsten kämpfen muss.
Wer Studien prinzipiell misstraut, beginne mit der Lektüre am besten auf Seite 272. Denn in einer selbst für Laien verständlichen Sprache wird das genaue Setting erklärt und auf Aspekte hingewiesen, die für die Interpretation der Ergebnisse wichtig sind. Und für Eilige gibt es zu Beginn eine zehnseitige Zusammenfassung, aus der sich das Porträt einer Generation herauskristallisieren lässt.
Die Ergebnisse im Einzelnen werden im zweiten Teil vorgestellt, wobei 15 Kapitelüberschriften die Orientierung wesentlich erleichtern. Auf ein ausführliches Register konnte verzichtet werden, weil im dritten Teil „Blitzlichter“ die wichtigsten Erkenntnisse nochmals unter knapp dreißig markanten Stichworten zusammengefasst werden.
Mit Interpretationen des Zahlenmaterials halten sich die Autoren vornehm zurück, wenn Folgerungen allzu spekulativ sein könnten. Aber wer über ein Grundwissen in Statistik verfügt und dieses mit seinem gesunden Menschenverstand sowie guter Beobachtungsgabe kombiniert, kommt meist zu aussagekräftigen Bildern.
Wie viel Arbeit hinter einer solchen Studie steckt, wird auch im Dankeschön ersichtlich, das die Autoren an über 150 Schulen und über 300 Klassenverbände richten. Der Aufwand hat sich zweifellos gelohnt, wie das differenzierte Porträt einer Generation zeigt. Kulturpessimisten mag es erstaunen, dass Kinder und Jugendliche von heute oft die gleichen Sehnsüchte und Ängste haben wie ihre Eltern und Großeltern. Auch die Jungen suchen nach verlässlichen sozialen und kulturellen Ordnungen, fühlen sich oft überfordert, halten konservative Werte hoch und sind angesichts verwischter Grenzen ziemlich ratlos. Aber sie entwickelt oft andere Strategien als die ältere Generation, um ihren Platz in dieser Welt zu finden oder zu sichern.
Mein Fazit: Für alle, die sich ein wirklichkeitsnahes Bild der heutigen Kinder und Jugendlichen machen wollen, ist diese Studie Pflichtlektüre. Denn sie beruht auf Zahlenmaterial, das statistisch signifikant ist und geht auch wichtigen Fragen nach, die bei gängigen Blitzumfragen meist vergessen werden. Und obwohl auf modernes „Visual Storytelling“ verzichtet wurde, werden Daten und Ergebnisse so präsentiert, dass man Wesentliches leichter erkennt als in den meisten Studien aus akademischen Häusern.“
Referenzstudien
Die Studie Jugend Leben NRW 2012 ist auf mehrfache Vergleichsmöglichkeiten hin angelegt. Als Basisuntersuchungen dienen neben der vor 10 Jahren in Nordrhein-Westfalen durchgeführten Studie NRW-Kids 2001 verschiedene Kinder- und Jugendstudien, die seit den 1990er-Jahren in NRW und bundesweit durchgeführt wurden. Hierzu zählt auch die Studie LERNenBILDung, die im Auftrag des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des 8. Kinder- und Jugendberichts 2003 durchgeführt wurden. Weitere Vergleichsstudien sind die Shell-Jugendstudien der 2000er-Jahre (14. bis 16. Shell-Jugendstudie), die in NRW durchgeführte Schülerstudie 1990 sowie die World-Vision-Studien.
Durch die Verknüpfung mit den genannten Studien wird es zum Beispiel möglich, die Situation der Kinder und Jugendlichen in NRW mit der Situation Gleichaltriger in der BRD insgesamt zu vergleichen und auch zeitbezogene Veränderungen und Entwicklungen zu dokumentieren.
Vorgängerstudie NRW-Kids 2001
Im Rahmen der Studie „NRW-Kids 2001“, die vom Siegener Zentrum für Kindheits-, Jugend- und Biografieforschung (SiZe) im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit durchgeführt wurde, sind zwischen August und Oktober 2001 über 6.000 zehn- bis 18-Jährige schriftlich befragt worden. Beteiligt waren rund 350 Schulklassen an über 160 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen vom 4. bis zum 12. Jahrgang.
Die für Nordrhein-Westfalen repräsentative Untersuchung war als sogenannte „Panoramastudie“ konzipiert, d.h., dass ein breites Spektrum an Themen und Lebensbereichen von Kindern und Jugendlichen in den Blick genommen wurde. Zur Umsetzung der Themenvielfalt wurden verschiedene Fragebogen-Module eingesetzt: Einige Fragen – wie zum Beispiel nach Alter, Geschlecht oder besuchter Schulform – waren dabei für alle Befragten gleich. Sie bildeten den Basisteil des Fragebogens. Daran schlossen sich jeweils Fragen an, die sich auf spezifische Themenbereiche bezogen und die jeweils nur von einem Teil der Jugendlichen auszufüllen waren. Ein Verfahren, das bereits in der Schülerstudie 1990 mit Erfolg eingesetzt worden war. Die Kinder und Jugendlichen erhielten dabei unterschiedliche, aufeinander bezogene Versionen der Fragebögen. Die Verwendung von Fragebogen-Modulen ermöglichte eine – rechnerische – Befragungszeit von etwa sechs Stunden. Den quantitativen Hauptteil des Fragebogens bildeten geschlossene und offene Fragen. Diese Verengung auf Vorgegebenes kann aber in der Kinder- und Jugendforschung nicht befriedigen. In der Tradition der Shell Studien der 1980er-Jahre und der Schülerstudie 1990 wurden die Befragten deshalb in einem Modul aufgefordert, einen freien Aufsatz über ihre Zukunftspläne und -ängste zu schreiben (Thema: „Wie ich mir meine persönliche Zukunft vorstelle“). Hier bot sich den Heranwachsenden die Möglichkeit, unabhängig von den Schablonen standardisierter Fragen- und Antwortvorgaben über sich und ihre Zukunft zu reflektieren. Die systematische qualitative Analyse dieser Aufsätze eröffnete eine Vielzahl unerwarteter und ungewöhnlicher Einblicke in das Leben von 10- bis 18-Jährigen.
Zu den Ergebnissen siehe:
Zinnecker, Jürgen; Behnken, Imbke; Maschke, Sabine; Stecher, Ludwig (2003): null zoff & voll busy. Die erste Jugendgeneration des neuen Jahrhunderts. 2. Aufl. Opladen: Leske + Budrich.
Vorgängerstudie LERNenBILDung
Im Mittelpunkt der Studie „LERNenBILDung“, die im Herbst 2003 mit knapp 2.000 10- bis 18-jährigen Schüler/-innen durchgeführt wurde, standen die Themen Bildung, Lernen und Schule aus Sicht von Kindern und Jugendlichen. Um die Perspektive der jungen Menschen zu erfahren wurden unterschiedliche methodische Wege gewählt. Einer dieser Wege bestand in einer schriftlichen Befragung mittels standardisierter Fragebögen. Die Fragebögen waren in zwei Teile (Module) aufgegliedert – ein Verfahren, das so auch in der Studie „NRW-Kids 2001“ eingesetzt wurde.
Neben der Übernahme erprobter Instrumente aus der Forschung – wie zum Beispiel die Fragen nach der Unterrichtsqualität oder den Fragen zur intrinsischen Lernmotivation – stand im Mittelpunkt die Konstruktion eigener Instrumente, um die Lebenswelt und die Perspektive der jungen Menschen so authentisch wie möglich einzufangen. Zu diesen Instrumenten gehörten beispielsweise Fragen danach, wie sich die Heranwachsenden beim Lernen in der Schule fühlen, was man tun muss, um in der Klasse beliebt zu sein und welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die jungen Leute für sich selbst als wichtig erachten bzw. gerne besitzen würden. Neben der standardisierten Befragung wurde im Rahmen der Studie noch eine Reihe von Gruppendiskussionen mit Kindern und Jugendlichen geführt. So verknüpft die Studie „LERNenBILDung“ – wie bereits die Studie „NRW-Kids 2001“ – quantitative mit qualitativen Datenerhebungsverfahren.
Zu den Ergebnissen siehe:
Behnken, Imbke; Beisenkamp, Anja; Hunsmann, Margitta; Kenn, Silke; Klöckner, Christian; Kühn, Deborah; Maschke, Sabine; Wenzel, Leyla; Zimmermann, Meik (2005): Lernen, Bildung, Partizipation. Die Perspektive der Kinder- und Jugendlichen. Düsseldorf: Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen.