Grundbedingungen von Demokratie: Ungleichheit als Störfaktor der demokratischen Konsolidierung (B. Philipp Kleer)
Bearbeiter: B. Philipp Kleer
Betreuung: Prof. Dr. Simone Abendschön
Laufzeit: 2016-2022 (abgeschlossen)
Prüfungskommission: Prof. Dr. Simone Abendschön, Dr. Dieter Segert, Prof. Dr. Andrea Gawrich, Prof. Dr. Helmut Breitmeier
Kurzbeschreibung:
In den 1990er und frühen 2000er Jahren wurde der ökonomische Schock in Ostmitteleuropa nach der Transformation noch geduldet, mit dem Beitritt zur EU wurde aber deutlich, dass das erwartete Wohlstandsniveau nicht erreicht wird. Trotzdem konnten die politischen Systeme Ostmitteleuropas als konsolidiert gelten. Die jüngsten Entwicklungen in Ostmitteleuropa sind dagegen beunruhigend: In Ungarn wie Polen ist sichtbar, dass anti-liberale Parteien mit dem liberalen Konsens brechen. Diese Parteien greifen das Dilemma der erwarteten Wohlstandsentwicklung auf und weisen der liberalen Demokratie die Schuld an diesem zu. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher zu beurteilen, inwieweit sich Effekte zwischen den Ebenen politischer Unterstützung zeigen und wie Ungleichheit auf die politische Unterstützung in konsolidierten liberalen Demokratien in Ostmitteleuropa wirkt.
Für das Ziel dieser Arbeit werden die Ursprünge der Theorien der politischen Unterstützung, der politischen Kultur, der empirischen Demokratieforschung und der Konsolidierungstheorie miteinander verbunden. Durch die Analyse von drei Wellen des European Social Survey (2004, 2012 und 2018) ist es möglich, die Entwicklung im Zeitverlauf zu betrachten. Zunächst werden im Vergleich der Regionen innerhalb von Staaten Items zur politischen Unterstützung betrachtet, die erste innerstaatliche Unterschiede sichtbar machen. Zweitens werden in Multi-Level-Modellen individuelle und regionale Effekte auf die politische Unterstützung getestet.
Die Ergebnisse zeigen auf der individuellen Ebene, dass die erwarteten Effekte bestätigt werden: Personen, die auf den unteren Ebenen politischer Unterstützung eine geringere Unterstützung aufweisen, weisen auch auf der höheren Ebene eine geringere Unterstützung auf. In Teilen konnte ein Interaktionseffekt von den jeweils unteren Ebenen und der Outcome-Bewertung bestätigt werden. Weiterhin konnten zwar regionale Unterschiede zwischen den top/bottom-Regionen sichtbar gemacht werden, in den Multi-Level-Modellen zeigte sich aber kein klarer Effekt ökonomischer Entwicklung. Anstatt objektiver ökonomischer Kriterien ist vielmehr die subjektive Einschätzung ausschlaggebend. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass der Anteil der Unzufriedenheit ein wichtiger Erklärungsfaktor für die Höhe der politischen Unterstützung ist und dass die Unterstützung emanzipatorischer Einstellungen innerhalb einer Region auch einen deutlichen Einfluss auf die politische Unterstützung hat.
Das Zusatzmaterial der gesamten Arbeit ist als Online-Appendix unter folgender DOI bei JLUpubs abrufbar: http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-6455. Ebenso ist das Material kurzfristig hier einsehbar.