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Perlenschnursträhnen

 

Verfasserin: Waltrud Wamser-Krasznai

 

Kleiner Kopf mit Perlenschnursträhnen, Inv. T I-7

Provenienz: unbekannt.

 

Massiv. Vorderseite aus der Matrize. Rückseite von Hand modelliert, Kopf gerundet. Grob geglättet.

Sehr feiner, hellgelber (10YR 8/3) Ton, stark versintert, keine Engobe, keine Farbspuren.


Erhaltung: Unterhalb des Halses abgebrochen. Aus zwei Teilen zusammengesetzt. Untergesicht beschädigt, Mund abgerieben.

Maße: H: 6,8 cm; B: 5,0 cm; T: 4,2 cm.


Lit.: Unpubliziert.

 

Beschreibung: Kurze Haarzungen rahmen im Bogen die Stirn. Zu beiden Seiten des Halses fallen dicke Bündel aus perlschnurartigen Strähnen herab.
Das länglich-ovale Gesicht, das von der prominenten Nase bestimmt wird, verjüngt sich gegen das spitz hervortretende Kinn. Dicht neben der Nasenwurzel liegen große, tiefe Augenhöhlen, während die Augen selbst kaum abzugrenzen sind. Auch die Lippen lassen sich nicht erkennen; allenfalls deuten sich die Mundwinkel an.

Kommentar: Das Fragment gehört zu einer weiblichen Statuette, die nur an der Vorderseite als Hochrelief ausgearbeitet ist. Die Abmessungen des Kopfes lassen auf eine Gesamthöhe der Figur von ca. 28 cm schließen. Anzeichen für Bekleidung oder eine Kopfbedeckung finden sich nicht. Ob in der Gestalt eine Adorantin, eine Kultperson oder eine Göttin zu sehen ist muss offen bleiben.
Nach Ikonographie, Umriss und Detail-Wiedergabe ähnelt T I-7 einer Statuette aus dem Heiligtum der Hera Limenia in Perachora[1], die auf Grund der Fundumstände an den Anfang des 6. Jhs. v. Chr. datiert ist; ferner einer etwa gleichzeitig entstandenen Terrakottabüste aus dem Ortheia-Bezirk in Sparta[2]. Die stilistischen Merkmale archaischer Zeit, nämlich die Art der Haartracht, der breite Oberkopf, die langen glatten Wangen und die groß dimensionierten Sinnesorgane, wiederholen sich bei Terrakottafiguren und figürlichen Gefäßen, die sowohl im Bereich der östlichen Ägäis[3] als auch in Westgriechenland zu finden sind[4]. Daher lässt sich der kleine Kopf derzeit nicht landschaftlich zuordnen.

Einordnung: 1. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr.



[1] R. Miller Ammerman, The naked standing Goddess, AJA 95, 1991, 225 Abb. 22; bei G. Richter trotz der eindeutig weiblichen Brüste als Kouros geführt, dies., Kouroi (London – New York 1970) 68 Abb. 163-165; ferner P. G. Leyenaar-Plaisier, Les terres cuites grecques et romaines (Leiden 1997) 47 Nr. 78 b Taf. 16; R. A. Higgins, Cat. (London 1954) 898 Taf. 130

[2] H. Jucker, Der archaische griechische Standspiegel in Cincinnati. In memoriam Otto J. Brendel (Mainz 1976) 33-34, Taf. 9a.

[3] Chr. Blinkenberg, Lindos. Les petits objets (Berlin 1931) 514 Nr. 2118 Taf. 95; Clara Rhodos 6-7, 1932-33, 152 f. Abb. 181. 182. 185; F.Işik, Die Stilentwicklung der ionischen Vogelkoren, in: F. Krinzinger (Hrsg.), Die Ägäis und das westliche Mittelmeer (Wien 2000) 330, Abb. 221.

[4] Spadea vermutet jedoch eine korinthische oder peloponnesische Werkstatt, R. Spadea, Ricerche nel Santuario di Hera Lacinia a Capo Colonna di Crotone (Rom 2006) 25. 27, Abb. 18.