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Inga Paslaviciute

Biographie

 

10. 2009 – 12. 2013

 

 

 

 

 

 

Kollegiatin im Initiativkolleg der Universität Wien

„Europäische Historische Diktatur- und Transformationsforschung“

Dissertationsprojekt:

„Petitionen an das Regime. (Rhetorische) Strategien in der Kommunikation mit der kommunistischen Bürokratie in der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik 1953-1989“

Betreut von Mag. Univ.-Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb & PD Dr. Karin Liebhart

 

 10. 2007 – 10.2009

 

 

 

 

Promotionsstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschichte Ost- und Südosteuropas

11.2008 – 06.2009: Research Assistant  bei Prof. Thomas M. Bohn & Office of International Relations (Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes)

 

06.2005 – 09.2009

 

 

Masterstudiengang „Osteuropastudien“ im Elitenetzwerk Bayern, Ludwig-Maximilians-Universität München und Universität Regensburg

Koordinationstätigkeit im internationalen interdisziplinären Masterprogramm

 

 12.2005 – 01.2008

 

 

Forost (Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa), wiss. Assistentin

Wissenschaftsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit für den Forschungsverbund

 

10.2002 – 12.2004

 

 

 

Magisterstudiengang EDV-Philologie (Stipendium des DAAD)

Bayerische Julius-Maximilians-Universität, Würzburg

Magisterarbeit „Analyse elektronischer morphologischer Analyse-Software“; Abschluss Magister Artium

 

09.1998 – 06.2002

 

 

Studium Germanistik, Universität Klaipeda (Litauen)

10.2000 - 03.2001
Auslandssemester an der Universität Rostock(Stipendium des DAAD)

Abschluss Bakkalaureus Artium

 

Forschungsschwerpunkte

  • Kultur und Alltagsgeschichte

  • Historische Kommunismusforschung

  • Eigensinn und Dissens

  • Herrschaft und Loyalität

 

Publikationen

‘Privatisierung des Staates‘ und ‚Politisierung des Privaten‘ als Kommunikationsstrategien der Petitionen in der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik 1953-1964. In: Staat oder privat? Akteure und Prozesse zwischen Staaten und Gesellschaften in Osteuropa. Beiträge für die 18. Tagung junger Osteuropa-Experten. Arbeitspapiere und Materialien, Forschungsstelle Osteuropa Bremen. Nr. 109, 2010, S. 69-71.

 

Dissertationsprojekt

„Petitionen an das Regime. (Rhetorische) Strategien in der Kommunikation mit der kommunistischen Bürokratie in der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik 1953-1989“

 

Petitionen bildeten eine besondere Variante der öffentlichen Meinungsäußerung beziehungsweise privaten Kommunikation mit den Herrschaftsträgern in der Sowjetunion. Es handelte sich um Bittschriften, Beschwerden und sonstige Stellungnahmen der Bevölkerung an die verschiedenen Instanzen von Staat und Partei. Ziel des Schreibens war es, private Interessen durchzusetzen beziehungsweise auf gesellschaftliche Mängel aufmerksam zu machen. Auf diese Weise vermittelten die Briefe der Werktätigen dem Staat Störungen in allen Bereichen öffentlichen (zum Beispiel Arbeit, Konsum) und privaten Lebens (zum Beispiel Wohnen).

Der politisch-ideologisch aufgebaute Staat führte die Kommunikation mit dem Bürger, um einerseits in dessen Sorgen und Nöte Einblick zu haben (Signalisierungseffekt), andererseits um die Kontrolle in der „sozialistischen Demokratie“ zu behalten (Dampfkesseleffekt). Aus diesem Grunde förderte der Staat das Petitionswesen, beispielsweise, indem Beschwerdebüros eingerichtet oder Beschwerdekästen in staatlichen beziehungsweise öffentlichen Einrichtungen aufgestellt wurden. Unter diesen Bedingungen unternahmen die Bürger einzeln, kollektiv oder anonym Schreibversuche, um sich aus den Zwängen der Mangelwirtschaft zu befreien. Somit stellte das Petitionswesen ein Kommunikationsparadigma zwischen Staat und Gesellschaft dar. Es führte zu einer Praxis der Bitt- und Beschwerdekultur seitens der Bevölkerung und der Sozialdisziplinierung seitens des Staates. De facto trat der Zustand einer verkehrten Wirklichkeit ein: Im Sinne der Partei übernahm der Bürger eine aktive Gestaltungsrolle am Aufbau des sozialistischen Ideals, während die Verfasser von Briefen sich eigentlich nicht selten mit einem letzten Hilferuf aus dessen Zwängen zu befreien versuchten.

Neben der Erforschung der alltagskulturellen und -historischen Diskurse in den Briefen der Werktätigen umfasst der Schwerpunkt der Dissertation folgende Bereiche: die Reflexion des Konsens/Dissens hinsichtlich der Politik der Sowjetunion, Beobachtung der Kritikäußerung, Feststellung der sprachlichen Dependenzverhältnisse der forcierten Öffentlichkeit in den Medien und der „Ersatzöffentlichkeit“ in den Briefen, Verifizierung des Einsatzes der Denunziation, Gewalt und Drohung sowie sprachliche Analyse der Quellen (Formation der rhetorischen Strukturen).

Die Absicht der empirischen Analyse ist die Erschließung des bewussten beziehungsweise unbewussten Handelns in einer fragmentierten Öffentlichkeit unter herrschaftlichen Zusammenhängen sowie der inneren Werthaltung in Bezug auf die Sowjetisierung Litauens. Im historischen und sprachwissenschaftlichen Rahmen wurde untersucht, inwieweit innerhalb der Kommunikation mit der kommunistischen Elite ein nonkonformes, systemresistentes beziehungsweise systemangepasstes sprachliches Denken und Handeln vorhanden war, konstant blieb oder sich veränderte. Die Untersuchung des Petitionswesens half dabei, die Grenzen der Loyalität aufzuspüren, und lieferte Antworten darauf, in wieweit ein absoluter Herrschaftsanspruch „die Stimme des Volkes“ in die (Non)Konformität drängte.