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Antrittsvorlesung Sarikaya (13.11.2014): Bericht

„Islamische Religionspädagogik als Medium der Erneuerung islamisch-religiösen Wissens“

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Sarıkaya

 

Am 13. November 2014 hielt Prof. Dr. Yaşar Sarıkaya seine Antrittsvorlesung vor zahlreich erschienen Gästen aus Politik, Wissenschaft und den in Hessen anerkannten religiösen Gemeinschaften. Der Dekan des Fachbereichs 04 der JLU, Herr Prof. Dr. Stefan Tebruck, stellte in seiner Begrüßungsansprache Meilensteine der akademischen Biographie Sarıkayas vor und würdigte seine wissenschaftlichen Leistungen, darunter explizit seine Dissertation über den osmanischen Gelehrten al-Khadimi.

 

In seiner Antrittsvorlesung mit dem Titel „Islamische Religionspädagogik als Medium der Erneuerung islamisch-religiösen Wissens“  kristallisierte Prof. Dr. Sarıkaya anhand der koranischen Offenbarungskonzeption sowie Beispielen aus der Frühgeschichte des Islam heraus, dass  Erneuerung und Wandel von Beginn an zentrale Bestandteile des islamisch-religiösen Denkens waren. Eine Reihe von Propheten bis hin zu Mohammed übernahm als Verkünder der göttlichen Botschaft die Aufgabe, das offenbarte Wissen in die jeweilige Sprache ihrer Adressaten zu übersetzen und unter Einbeziehung der vorgefundenen sozialen und kulturellen Bedingungen zeitgemäß zu vermitteln und umzusetzen. Sarıkaya legte ausführlich dar, dass der Koran das Beispiel par excellence für Kontextualität und Diskursivität des offenbarten Wissens ist, griff er doch über den Offenbarungszeitraum die Fragen der Ersthörer auf und ging auf ihre Sorgen und Nöte ein. Die Dynamik und Flexibilität, die den Auslegungen der ersten Jahrhunderte eigen waren, ging im Verlauf der Zeit verloren, wobei einschneidende Ereignisse wie z.B. politische und gesellschaftliche Umbrüche in den verschiedenen Regionen des islamischen Reiches sowie der Mongolensturm eine entscheidende Rolle spielten. Prof. Sarıkaya erläuterte die fatalen Auswirkungen der sich ausbreitenden und bis in unsere Tage fortwirkenden geistigen Stagnation und verwies ausdrücklich auf das Erfordernis, das islamisch-religiöse Wissen zeit- und kontextbezogen zu aktualisieren und zu dynamisieren. Neben der islamischen Theologie, der insbesondere an den Standorten der noch jungen Zentren in Deutschland eine wegweisende Rolle zukommt, sieht er auch die Islamische Religionspädagogik als gleichberechtigte Schwesterdisziplin der Theologie in der Pflicht. Sarıkaya betonte, dass er seine Aufgabe als Vertreter der Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik in diesem Sinne versteht und unter der Maxime der Erziehung zur Religionsmündigkeit sowohl die Studierenden des Fachs als auch künftige Schülergenerationen zur kritisch-reflektierten Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und der Tradition anregen will.