Inhaltspezifische Aktionen

SPECTRES GHOSTS EERINESS

Wir schnitten philosophische Gedanken wie die der Dekonstruktion zum Thema Spur und Abwesenheit ebenso an wie zeitgenössische Praktiken des schon geschehenen Umgangs mit unserem Phänomen. Wir kommunizierten unsere indivuellen Arbeitsweisen und Interessen, bauten Luftschlösser, gingen Möglichkeiten durch, wägten ab. 
Im Interview hatte uns der Ladenbesitzer noch erzählt: "But stones don´t talk". Wie aber diese Geschichten zum Sprechen bringen? 
Zehn Tage lang arbeiteten wir in dem leer stehenden Erdgeschoß eines alten Gebäudes in Groningen. Anfangs waren wir noch sehr fokusiert auf das Spiel mit Wahrnehmungsweisen, erzeugten bsp. mit bewegten Scheinwerfern künstliche Schatten von fiktiven Ereignissen auf der Straße draußen, warfen sie auf die Wände drinnen, filmten das Ergebnis ab, postproducten es, projizierten es wieder in den Raum. Filmten die gläserne Eingangstür ab, manipulierten das Bild live im Computer, warfen es - mit zwei sich überlagernden Delay-Effekten versehen - auf einen Holzrahmen vor einer zugemauerten Tür in den Eingangsraum des ehemaligen Optikerladens. Montierten das Interview mit dem Optiker und stellten es den gewonnen visuellen Materialen gegenüber. Machten Aufnahmen in einem real noch existierenden Optikergeschäft, nahmen Sehtests akustisch auf, das Klackern der Sehmaschine, wenn sie die Linse wechselt, die wiederholte Frage "Können Sie das lesen?", wieder das Klackern und die neue Linse, brachten die ebenfalls ins Spiel.
Und neben der Arbeit am Material immer wieder ernsthaft geführte, nicht auf Konsens ausgerichtete, erbittliche und wichtige Diskussionen innerhalb unseres temporären Kollektivs, bis wir unser Problem formulieren konnten: Wir brauchten noch etwas Konkretes, physisch Präsentes, nicht zu sehr symbolisch Eindeutiges, aber doch etwas von starker metaphorischer Tragweite, um einen weiteren Aspekt in unser Projekt einfließen zu lassen: Den des Zerfalls. Des Zerfalls von (historischen) Gebäuden, des Zerfalls von Körpern, des Zerfalls von geschichtlicher Zeit. Wir brauchten Fliegen.

Eine Kooperation zwischen dem Frank Mohr Institut (Groningen) und dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaft (Gießen), mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturamt Gießen.

www.mohr-i.nl

 

Installation
von Florian Krauss, Franzis Wiese, Freya Eshuijs, Marc Schröppel, Mirko Hecktor, Rebecca Egeling, Stefan Hölscher, Yaron Abulafia und Zuzana Hudekova 

 

Bisherige Aufführungen

  • 17.3.2007, Premiere , Nieuweweg 3, Groningen (NL)