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balancing on the edge as if holding its breath

Für den von Natur aus zur Bodenständigkeit neigenden Menschen verbleibt jeder Zustand des Schwebens zunächst einmal ein offenes Wagnis. Denn aus physikalischer Perspektive zeichnet sich ein Zustand des Schwebens gerade durch die Nihilierung jeglicher Kräfteverhältnisse (und damit zugleich durch den Verlust jeglicher Bodenständigkeit) aus. Obwohl eine solche Abwesenheit von bindenden Kräften im ersten Moment zweifellos ein hohes Maß an Freiheit verspricht, scheint der Mensch letztlich dennoch nur unzureichend für diesen Zustand gerüstet (Dialektik der Aufklärung). Denn wie sich fortbewegen, orientieren, fixieren, annähern, die fragile Balance halten, wenn einen stets grundlegende Bodenlosigkeit (oder ähnlich fatal: ein unendliches Entgleiten) umschwingt? Zuvorderst würde es wohl neue Sensoria, Instrumente und Strategien verlangen, um dieser Bodenlosigkeit zu begegnen. Doch wie hartnäckig bodengläubig der menschliche Körper selbst nach Jahrtausenden des Fortschritts bleibt, mag sich nicht zuletzt darin zeigen, dass im (physikalischen) Kern auch heute noch jeder Schritt kaum mehr als ein abgefangenes Fallen ist.

Aus: Studie zum Schweben, von Stefan Vicedom

 

Ausstellung
von Tanja Kodlin Performance mit: Friederike Haug, Lea König, Julia Turbahn 

 

Bisherige Aufführungen

  • 7.5.2016, Simultanhalle, Köln