Aktuelles
Sowohl im deutschen als auch im internationalen Raum wird seit Jahren eine stärkere Verzahnung von theoretischem Wissen und praktischem Professionswissen gefordert. Digitale Medien bieten vielfältige Möglichkeiten, diese Verzahnung zu stärken. So kann beispielsweise der Einsatz geeigneter Serious Games in der Lehramtsausbildung Studierenden die Möglichkeit eröffnen, die Anwendung theoretischer Kenntnisse aus dem Studium in einem sicheren Rahmen zu erproben und zu reflektieren. Ein hierfür potenziell gut geeignetes Serious Game ist die Entscheidungssimulation Ich als Lehrkraft. Diese wurde im Teilprojekt "Serious Games in der Lehrerbildung“ des Arbeitsbereichs „Digitalisierung in der Lehrerbildung“ des HessenHub-Netzwerks digitale Hochschullehre Hessen in Kooperation mit dem Zentrum für Lehrerbildung, den Campusschulen und einzelnen Akteuren der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung entwickelt. Die digitale Entscheidungssimulation legt den Fokus auf die Erprobung zentraler Aspekte der Lehramtsausbildung und bietet daher einen potentiell großen Mehrwert für die nachhaltige Verbesserung der Lehre im Lehramt. Ob sie jedoch innerhalb realer Lehrveranstaltungen wie intendiert genutzt werden würde und wie sie didaktisch möglichst sinnvoll in die Lehramtsausbildung eingebettet werden kann, ist derzeit noch ungeklärt. Das Projekt „Ich als Lehrkraft in der Lehre: Verzahnung von Theorie und Praxis“ verfolgt daher zwei zentrale Ziele:
- Die Beobachtung der Auswirkungen der Nutzung des Spiels auf zentrale Outcome-Maße im Hinblick auf die dargestellten Potentiale von Serious Games im Lehramtsstudium
- Die Einbindung des Spiels in ein digital gestütztes Seminarkonzept mit Fokus auf den Transfer von theoretischem Wissen in praktische Lehrsituationen.
Gefördert wird das Projekt mit 4.000 Euro in der dritten Runde der Linked Learning-Förderlinie durch das im Rahmen des HMWK geförderten hessenweiten Verbundprojekts „HessenHub – Netzwerk digitale Hochschullehre Hessen“ (Teilprojekt an der JLU Gießen).
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Wir freuen uns mit unserer Doktorandin
Anna-Sophia Dersch
, die den Nachwuchspreis der
Fachgruppe Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs)
erhalten hat.
Ausgezeichnet wurde ihr Beitrag „Does Processing the Specialist Problem Improve Learning About Math-Gender Stereotypes?“, der untersucht, wie das Lernen über Mathe-Genderstereotype verbessert werden kann. Die Studie ist Teil ihres Dissertationsprojekts zur Reduktion von (Mathe-Gender-)Stereotypen in Lehr-Lern-Kontexten . Anna-Sophia Dersch hatte den Beitrag auf der diesjährigen Konferenz der Special Interest Group Comprehension of Text and Graphics (SIG 2) der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI) in Kiel gemeinsam mit ihrer Koautorin, der Masterandin Johanna Bohm, vorgestellt. Der Gewinn finanziert die Konferenzreise nach Kiel mit bis zu 1000 € und beinhaltet zudem die finanzielle Unterstützung für die englischsprachige Überarbeitung eines Manuskripts. Der Preis wurde Anna-Sophia Dersch auf der Tagung der DGPs am 12. September 2022 in Hildesheim verliehen. Herzliche Glückwünsche! |
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Mathe-Gender-Stereotype sind in westlichen Kulturen immer noch weit verbreitet. Einiges spricht dafür, dass diese Stereotype auf wissenschaftlich widerlegten Konzepten (Fehlkonzepten) basieren. Um die Verbreitung dieser Fehlkonzepte unter Lehrkräften zu untersuchen, entwickelten die Forschenden einen Fehlkonzepte-Fragebogen, den sogenannten „Math-Gender Misconception Questionnaire“. Dieser wurde in der Studie, über die im Artikel berichtet wird, mit 303 angehenden Lehrkräften evaluiert. Der Fragebogen maß das Vorliegen von drei Mathe-Gender-Fehlkonzepten anhand drei Skalen à je fünf Fehlkonzept-Items.
Die Skalenreliabilität der drei Skalen war jeweils akzeptabel bis gut. Die Struktur des Fragebogens mit drei Faktoren konnte mittels eines Strukturgleichungsmodells und dem Vergleich mit einem weiteren einfaktoriellen Modell belegt werden. Erwartungskonform bestand auch ein Zusammenhang mit einem Mathe-Gender-Stereotypen, was für die konvergente Validität des Maßes sowie einen Zusammenhang zwischen Mathe-Gender-Fehlkonzepten und Mathe-Gender-Stereotypen spricht. Um eine deutliche Aussage über die Art des Zusammenhangs zu treffen, ist jedoch noch weitere Forschung notwendig.
Innerhalb der untersuchten Stichprobe zeigte sich, dass die angehenden Lehrkräfte zwar keine starken Mathe-Gender Fehlkonzepte hatten, jedoch 48% von ihnen mindestens einem Fehlkonzept-Item mit hoher Sicherheit zustimmten. Dies lässt darauf schließen, dass angehende Lehrkräfte keine vollständig korrekten Konzepte zu Mathe und Gender haben. Entsprechend könnte es hilfreich sein, Konzeptveränderungen zu den drei untersuchten Mathe-Gender-Fehlkonzepten anzuregen.
Referenz: Dersch, A.-S., Heyder, A., & Eitel, A. (2022). Exploring the Nature of Teachers’ Math-Gender Stereotypes: The Math-Gender Misconception Questionnaire. Frontiers in Psychology , 1728. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.820254
Unter diesem Link können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen.
Der Artikel mit dem Titel " Personalized Refutation Texts Best Stimulate Teachers'Conceptual Change About Multimedia Learning " wurde in der Zeitschrift "Journal of Computer Assisted Learning" veröffentlicht. In der Studie, über die im Artikel berichtet wird, untersuchten die Autor:innen anhand einer Stichprobe mit 129 teilnehmenden Lehrkräften die Wirksamkeit digital präsentierter personalisierter Refutationstexte zum Lernen mit Multimedia.
(Angehende) Lehrkräfte haben oft Fehlkonzepte über das Lernen mit Multimedia, welche der Gestaltung von Unterricht und Unterrichtsmaterial abträglich sein können. Entsprechend sollten diese Fehlkonzepte reduziert und ein Konzeptwechsel (Conceptual Change) angeregt werden.
„Lernende lernen am besten lernen, wenn Lernmaterialien an ihren Lerntypen angepasst sind.“ Diese Aussage ist auf Basis des aktuellen Wissensstandes widerlegt und stellt somit ein Fehlkonzept dar. Stattdessen lernen Lernende dann am besten, wenn Lernmaterialien stattdessen an die Lerninhalte angepasst sind. Wenn zum Beispiel Lernmaterialien zu Wahrscheinlichkeitsrechnung mit einem Baumdiagramm kombiniert werden, während bei einem Gleichungssystem ergänzende Abbildungen die Lernenden eher ablenken und keinen Mehrwert bieten. Dies ist unabhängig davon, ob Lernende sich einem sogenannten „visuellen Lerntyp“ zuordnen würden.
Der soeben präsentierte Satz ist ein Refutationstext. Refutationstexte sind immer wie im obigen Beispiel aufgebaut: Zunächst benennen sie das vorhandene Fehlkonzept, dann wird es entkräftet und schließlich wird das nach aktuellem Wissenschaftsstand korrekte Konzept eingeführt und erläutert. Refutationstexte sind eine wirksame und niederschwellige Maßnahme zur Reduktion von Fehlkonzepten und zur Anregung von Konzeptveränderung.
In der vorliegenden Studie wurden folgende Textarten als Maßnahme zur Aufklärung über Fehlkonzepte in Bezug auf das Lernen mit Multimedia miteinander verglichen: 1) Traditioneller Lehrbuchtext, 2) klassischer Refutationstext, 3) personalisierter Refutationstext. Es zeigte sich, dass die personalisierten Refutationstexte, die auf die Antworten der Teilnehmenden in einem Prätest angepasst wurden, einen stärkeren Conceptual Change der Lehrkräfte anregten und somit einen besseren Abbau von Fehlkonzepten im Vergleich zu Lehrbuchtexten und klassischen Refutationstexten ermöglichten. Die klassischen Refutationstexte (ohne Personalisierung) waren hingegen nicht signifikant wirksamer als reiner Lehrbuchtext.
In der vorliegenden Studie zeigte sich der positivere Effekt der personalisierten Refutationstexte lediglich in Bezug auf das theoretische Wissen der Teilnehmenden. Der positivere Effekt ließ sich nicht auf das praktische Handeln der Lehrkräfte (Auswahl von bestimmten Multimedialehrmaterialien) übertragen. Hier fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Die Konsequenzen für die Gestaltung und Auswahl von Multimedia-Lernmaterialien sollten weiter untersucht werden.
Fazit: Die digitale Umsetzung eines adaptiven Systems, welches persönliches Feedback ermöglicht, ist eine Stärke der Studie. Die Intervention gelingt so sparsam auch bei Personengruppen, die wenig Zeit haben – wie etwa praktizierende Lehrkräfte.
Referenz: Dersch, A.-S., Renkl, A., & Eitel, A. (in press). Personalized Refutation Texts Best Stimulate Teachers'Conceptual Change About Multimedia Learning. Journal of Computer Assisted Learning. https://doi.org/10.1111/jcal.12671
Wie kann die Förderung von (digitalem) selbstgesteuertem Lernen gelingen? Welche Handlungsempfehlungen lassen sich hierfür aus der Forschung für die Praxis ableiten? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich Prof. Dr. Alexander Eitel am 09.02.2022 in seinem interaktiven Vortrag im Rahmen des Pädagogischen Tags der Lehrkräfte an der Gesamtschule Gießen-Ost.
Wir freuen uns sehr, Frau Anna Kienitz als neue Doktorandin in unserer Abteilung Lehren und Lernen mit Medien begrüßen zu können. Ab dem 15.10.21 arbeitet Frau Kienitz als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-geförderten Projekt „Prozesse der Selbstregulation bei der Bearbeitung einer digitalen aufgabenbasierten Lernumgebung im Physikstudium“ und forscht hier zum Thema „Selbstreguliertes Lernen in digitalen Lernumgebungen“. Herzlich Willkommen!
Der Artikel mit dem Titel "Do prior knowledge, model-observer similarity and social comparison influence the effectiveness of eye movement modeling examples for supporting multimedia learning?" wurde in der Zeitschrift "Instructional Science" veröffentlicht.
In der Studie, über die im Artikel berichtet wird, untersuchten die Autorinnen anhand einer Stichprobe mit 180 Teilnehmenden mögliche Einflussfaktoren auf die Effektivität von Blickbewegungsmodellierungen (EMME; Eye Movement Modeling Examples) für multimediales Lernen. Im Fokus standen hier sowohl ein möglicher Einfluss von Vorwissen als auch ein möglicher Einfluss von sozialen Hinweisreizen wie die (wahrgenommene) Ähnlichkeit zwischen den Lernenden und dem dargebotenen Modell. Die Ergebnisse der Studie unterstützen bisherige Forschungsbefunde, dass Blickbewegungsmodellierungen ein effektives instruktionales Tool sein können, um Lernenden effektive Strategien zur Text-Bild-Verarbeitung zu vermitteln. Im Gegensatz zu früheren Studien zeigte sich jedoch kein Einfluss von Vorwissen oder (angenommener) Modell-Beobachter-Ähnlichkeit. Um die Frage potenzieller Einflussfaktoren näher zu untersuchen, führten die Autorinnen "small-scale Metaanalysen" anhand der bisherigen Forschung durch. Auch hier zeigte sich kein Einfluss von Vorwissen oder (angenommener) Modell-Beobachter-Ähnlichkeit. Weitere Ergebnisse der Studie deuten daraufhin, dass individuelle Unterschiede, wie beispielsweise die soziale Vergleichsorientierung den Einfluss von Modellinstruktion beeinflussen können. Die Frage nach potenziellen Einflussfaktoren auf die Effektivität von Blickbewegungsmodellierungen auf multimediales Lernen bleibt daher noch offen.
Referenz: Krebs, M.-C., Schüler, A., & Scheiter, K. (in press). Do prior knowledge, model-observer similarity and social comparison influence the effectiveness of eye movement modeling examples for supporting multimedia learning? Instr Sci . https://doi.org/10.1007/s11251-021-09552-7
Im Buchkapitel „Die Vorlesung – nur schlecht, wenn schlecht vorgelesen: Warum eine gut gemachte Vorlesung einen Platz im Methodenrepertoire verdient“ argumentieren die Autor*innen Alexander Renkl, Alexander Eitel und Inga Glogger-Frey warum eine (gute) Vorlesung in jeden Werkzeugkasten der im Studium zu verwendenden Lehr-Lern-Methoden gehört und stellen potenzielle Lösungen vor, wie man Problematiken (typischer) Vorlesungen durch den Einsatz geeigneter didaktischer Elemente begegnen kann.
Das Buchkapitel ist Teil des neu erschienenen Buches „Lob der Vorlesung – Vorschläge zur Verständigung über Form, Funktion und Ziele universitärer Lehre“. In aufeinander abgestimmten Buchkapiteln beleuchten und diskutieren verschiedene Autor*innen wie eine hochschul- und wissenschaftsdidaktisch schlüssige Verbindung von Lehren und Lernen, Lehr- und Lernhandlungen aussehen sollte, und welche Rolle die Vorlesung als ein wichtiges Format der Wissensvermittlung im Rahmen von Hochschuldidaktik hierbei spielen kann.
Referenz: Renkl, A., Eitel, A., & Glogger-Frey, I. (2020). Die Vorlesung–nur schlecht, wenn schlecht vorgelesen: Warum eine gut gemachte Vorlesung einen Platz im Methodenrepertoire verdient. In R. Egger & B. Eugster (Hrg.), Lob der Vorlesung (pp. 113-136). Springer, Wiesbaden.
Der Artikel mit dem Titel: " Self-management as a bridge between cognitive load and self-regulated learning: The illustrative case of seductive details " wurde in der Zeitschrift Educational Psychology Review veröffentlicht.
Inhaltlich fokussiert der Artikel auf die theoretischen Zusammenhänge zwischen kognitiver Belastung und selbstreguliertem Lernen. Hierzu integrieren die Autoren die Konzepte „Selbstkontrolle“ und „Selbstmanagement“ in den von de Bruin et al. (2020) entworfenen Theorierahmen zur Aufwandsüberwachung und -regulierung (EMR; Effort Monitoring and Regulation Framework). Im Artikel argumentieren die Autoren, dass kognitive Belastung beim Lernen nicht nur aus der Gestaltung, sondern auch aus der Verarbeitung der Instruktion resultiert (vgl. Selbstmanagement-Effekt) und dass die Art und Weise, wie der Unterricht von Lernenden verarbeitet wird, (auch) von den Fähigkeiten und dem Willen der Lernenden zur Selbstkontrolle abhängt. Auf Basis dieser Annahmen gehen die Autoren davon aus, dass die kognitive Belastung durch die Selbstkontrolle der Lernenden beeinflusst wird. Ihre Annahmen stützen die Autoren mit theoretischen Argumenten, die aus der bisherigen Forschung im Bereich des Lernens mit multiplen Repräsentationen abgeleitet werden können.
Referenz: Eitel, A., Endres, T., & Renkl, A. (2020). Self-management as a bridge between cognitive load and self-regulated learning: the illustrative case of seductive details. Educational Psychology Review . https://doi.org/10.1007/s10648-020-09559-5
Der Artikel zum Einfluss von Zeichnen auf Metakognitives Monitoring mit dem Titel: " Is Drawing After Learning Effective for Metacognitive Monitoring only when Supported by Spatial Scaffolds? " wurde in der Zeitschrift Instructional Science veröffentlicht.
In der Studie untersuchten Kollmer, Schleinschok, Scheiter und Eitel, ob der Einsatz von Zeichnen nach einer Lernphase das metakognitive Monitoring von Schülerinnen und Schüler insbesondere dann fördert, wenn sie bei ihren Zeichenbemühungen unterstützt werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass (unterstütztes) Zeichnen hilfreich für metakognitives Monitoring sein kann.
Referenz: Kollmer, J., Schleinschok, K., Scheiter, K., & Eitel, A. (in press). Is Drawing After Learning Effective for Metacognitive Monitoring only when Supported by Spatial Scaffolds? Instructional Science. https://rdcu.be/b5yz8
Gegeben der aktuellen Situation: Hier ein kurzes Video, das Tipps für das Lernen von zuhause aus gibt. Diese Tipps basieren auf Ergebnissen der Forschung im Bereich des selbstregulierten Lernens.