Naturräumliche Rahmenbedingungen
Das Untersuchungsgebiet ist von einem tropischen Klima beeinflusst. Im Schnitt fallen in der Region jährlich gut 2.000 mm Niederschlag, der durch den Wechsel der Monsune sehr unregelmäßig verteilt ist. Einer Regenzeit von Oktober bis April mit ca. 20 Regentagen pro Monat steht eine Trockenzeit von Mai bis September mit durchschnittlich drei Regentagen pro Monat gegenüber, in der aufgrund der hohen Versickerungsraten und fehlenden Speichermöglichkeiten im Karstgebiet ein akuter Wassermangel entsteht. Die jährliche Evapotranspirationsrate liegt bei ca. 1.500 mm. |
![]() |
Abb.: Gunung Sewu in der Regenzeit (links) und in der Trockenzeit (rechts) [Quelle: IfG] |
Erschwerend kommt das etwa alle fünf Jahre auftretende El-Niño-Phänomen (hier: ENSO – El Niño Southern Oscillation) hinzu. Während der ENSO die Niederschläge in der Regenzeit nur geringfügig beeinflusst, wirkt er sich in der Trockenheit umso verheerender aus [vgl. KIRONO/KHAKHIM 1998, 21(24)]. So kann sich in ENSO-Jahren die Trockenperiode auf bis zu sieben Monate verlängern. Im Durchschnitt reduzieren sich die Niederschläge in der Trockenzeit um 30-50% [vgl. YOSHINO ET AL. 1997, 33 (44)]. In solchen Jahren wird das Problem der Wasserknappheit noch deutlich verschärft. |
![]() |
Abb.: Durchschnittliche jährliche Niederschlagsverteilung in Gunung Kidul im Zeitraum 1971-2000 (Abb. links) und während der ENSO-Jahre 1991, 1993, 1994, 1997 (Abb. rechts) [Quelle: Badan Meteorologi dan Geofisika Indonesia] |
Die Insel Java liegt am Rande einer geologisch aktiven Subduktionszone zwischen der Indio-australischen und der Eurasischen Platte. Die Kalkformationen von Gunung Kidul stammen aus dem Tertiär bis Quartär. Der Name der Karstlandschaft Gunung Sewu, „tausend Hügel“ ist auf die auffälligen, durch tropische Karsterosion entstandenen Kegelformationen („Kegelkarst“) zurückzuführen. Die von Ost nach West verlaufende Gebirgskette ist zwischen 150 und 300 Meter hoch; im Nordosten erreicht sie jedoch eine Höhe von bis zu 500 Metern. Im Süden fällt die Karstplatte in einer steilen Küste zum Indischen Ozean ab. Im Norden neigt sich das Gebiet zum Wonosari Plateau mit einer mittleren Höhe von etwa 175 Meter. Zwischen den 30-70 m hohen Hügeln der Gunung Sewu erstrecken sich so genannte ‚Karstwannen’. Dies sind von Erosionsablagerungen aufgebaute Verebnungen mit teilweise mächtigen Bodenhorizonten. Größtenteils werden diese Karstwannen landwirtschaftlich genutzt [vgl. UHLIG 1980, 31 (33)]. Stellenweise ist der Boden so verdichtet, dass sich in der Regenzeit Niederschlagswasser anstaut und sich kleine Stehgewässer, die so genannten ‚Telaga’, bilden. Das gesamte Gebiet der Gunung Sewu ist von hunderten miteinander vernetzten Höhlen durchzogen, welche im Laufe der Jahrtausende durch Korrosion und Erosion des harten Riffkalkgesteins entstanden sind; daraus resultiert der komplette Austausch jeglichen Oberflächenabflusses durch ein weit verzweigtes Abflusssystem im Untergrund. Aufgrund der Speicher-/ Pufferkapazität des Karstaquifers führt das System auch in der Trockenzeit eine beträchtliche Abflussmenge. Das Wasser dieser unterirdischen Flüsse tritt fast vollständig erst wieder in Quellen an der Küste zutage. In der unteren Abbildung ist ein schematischer Schnitt durch den Aquifer der Gunung Sewu mit Darstellung der wesentlichen hydrogeologischen Merkmale gegeben. Hierbei wird nach dem Ursprung des Wassers
und nach den Mechanismen der Speisung unterschieden. Das Wasser aus beiden Quellen kann entweder in großen Mengen punktuell (Schwinden, Schächte) oder über viele kleine Wege (Sickerung) in den Untergrund einfließen. Diese Unterscheidung ist in Bezug auf die Wasserqualität, Geschwindigkeit und Menge des abfließenden Wassers von großer Wichtigkeit. |
![]() |
Abb.: Karsthydrologie der Gunung Sewu [Quelle: MacDonald und Partners] |
Auf dem durch plattige Mergelkalke aufgebauten Wonosari-Plateau findet man ebenso typische Anzeichen eines verkarsteten Gebietes. Oberflächengewässer gibt es nur zur Regenzeit bzw. kurz nach Starkregenereignissen. Ansonsten versickert das Wasser zügig und bildet in etwa 20-30 m Tiefe den Grundwasserspiegel. Der Aquifer entwässert nach Süden in Richtung Gunung Sewu und nach Norden in Richtung des Flusses Kali Oyo. In der Trockenzeit führt der Kali Oyo i.d.R. kein Wasser oder nur geringfügige Mengen. Die Vulkankette des Gunung Baturagung im Norden von Gunung Kidul erhebt sich bis zu 700 m. Das steile Relief erschwert die Bewirtschaftung der relativ fruchtbaren Böden. Ein gravierender Wassermangel besteht nach Aussagen der Distriktregierung aufgrund der vorhandenen Oberflächengewässer und natürlichen Speichermöglichkeiten in diesem Teilbereich Gunung Kiduls nicht. |