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Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen

In ganz Gunung Kidul leben insgesamt 750.000 Menschen (vgl. BPS 2003). Bei einer Fläche von 1.485 km2 errechnet sich eine Bevölkerungsdichte von gut 500 Einw./km2 (Deutschland 2003: 230 Einw./km2). Im Vergleich zum restlichen Java (950 Einw./km2) ist dieser Wert niedrig, aber für eine Region mit geringem landwirtschaftlichen Potenzial sehr hoch.

Aufgrund der naturräumlichen Benachteiligungen wird Gunung Kidul als das ‚Armenhaus Javas’ bezeichnet [vgl. NIBBERING 1991, 104 (110 f.)] In der Vergangenheit prägten Hungersnöte die Region. In erster Linie aufgrund fehlender Bewässerungsmöglichkeiten sind die landwirtschaftlichen Erträge bis heute sehr gering.

Eine durchschnittlich große Familie besteht aus fünf Mitgliedern. Aufgrund mangelnder Einkommensmöglichkeiten zieht nach Beendigung der Mittelstufe mindestens ein Kind aus der Region fort. Es arbeitet in einer der größeren Städte Javas als Bauarbeiter, Hausmädchen, in der Industrie oder im informellen Sektor. Die soziale Bindung zwischen dem weggezogenen Kind und der Familie ist weiterhin sehr eng. In ärmeren Familien bezahlen die Migranten häufig das während der Trockenzeit benötigte Wasser, das mit einem Tanklastwagen angeliefert wird.

Auch der Familienvater sucht sich Einkommensmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft. In der Regel findet er ein Zweiteinkommen im informellen Sektor in der nahe gelegenen Provinzhauptstadt Yogyakarta. Sein Tagesverdienst liegt in Yogyakarta bei etwa 15.000 bis 20.000 Rp. (= 1,50-2 €), d.h. etwa das Doppelte der Tagelöhne in Gunung Kidul.

Jede Familie besitzt durchschnittlich 0,2 ha große Felder. Darauf bauen sie zu Beginn der Regenzeit im Oktober/November Trockenreis, Maniok, Mais und Erdnüsse im sog. Mischanbau-Verfahren an. Neben dem Feld bewirtschaftet die Familie einen Hausgarten, in dem sie Gemüse und Obst zur Eigenversorgung anbaut. Des Weiteren ist die Rinderhaltung in Gunung Kidul sehr wichtig. Rinder arbeiten als Zugtiere beim Pflügen der Felder, liefern Dünger, dienen als Geldreserve für größere Anschaffungen oder Familienfeste und gelten als Prestigeobjekt. Allerdings verursacht die Rinderhaltung einen erheblichen Arbeitsaufwand für die Futterversorgung und das Tränken. Ein Rind trinkt durchschnittlich 20 l Wasser pro Tag. Dieses Wasser muss – je nach Wasserversorgungssituation der Familie – zusätzlich zu Trink- und Brauchwasser oft über mehrere Kilometer in stundenlanger Arbeit von Hand herbeigeschafft werden.

Bedeutung der Rinderhaltung im Gunung Sewu
Abb. 9: Bedeutung der Rinderhaltung im Gunung Sewu [Quelle: IfG]

Die Verkehrsinfrastruktur ist in den vergangenen Jahren erheblich verbessert worden. Alle Dörfer sind zumindest über eine Schotterpiste erreichbar. Eine Basisversorgung an Bildung ist gewährleistet. Auch eine gesundheitliche Grundversorgung ist in allen Gemeinden gesichert. Das einzige Krankenhaus liegt in der Bezirkshauptstadt Wonosari. Aber in jeder Gemeinde gibt es kleine Krankenstationen Gut 90% der Haushalte werden mit Elektrizität versorgt. Als Energiequelle zum Kochen benutzen die Menschen Feuerholz, das in den Baumpflanzungen, in den Hausgärten oder auf den Feldern als Erntereste (u.a. Maniokstängel) reichlich anfällt. Kerosin als Alternative ist zu teuer.