Forschung
Die Forschungsarbeiten der Professur unterteilen sich in die Arbeitsgebiete Tierschutz und Versuchstierkunde.

Seit der Veröffentlichung ihres Buches „The Principles of Humane Experimental Technique“ 1959 prägen Russell und Burch die Arbeit von Versuchstierkundler_innen, Wissenschaftler_innen, Vertreter_innen von Behören, Tierschutzbeauftragten, Tierärzt_innen und Tierpfleger_innen wesentlich. Das von Ihnen vorgestellte 3R-Prinzip ist richtungsweisend für alle Personen, die mit Tieren im Versuch arbeiten und dient ihnen dabei als Leitfaden, durch welchen die eigenen Handlungen stetig hinterfragt und Verfahren immer weiter verbessert und angepasst werden. Auf diese Weise entspricht die Forschung auf Grundlage des 3R-Prinzips stets den höchsten Standards der Wissenschaft und sichert eine Reduzierung der Tierzahlen bei gleichzeitigem verantwortungsbewussten, tierschutzgerechten Umgang mit allen sich im Versuch befindenden Tieren.
Das 3R-Prinzip verfolgt das Ziel, auf den Einsatz von Versuchstieren zu verzichten ( R eplace ). Ist dies nicht möglich, soll die Zahl der Tiere so gering wie möglich gehalten werden ( R educe ) und die potenzielle Belastung der Tiere im Versuch reduziert werden ( R efine ). Um ein Höchstmaß an Humanität für jedes sich im Versuch befindende Tier zu erzielen, sollen immer Maßnahmen zur Erhöhung des Wohlbefindens, Konzepte zur Vermeidung von Schmerzen und Leiden sowie Aspekte der Haltung umgesetzt werden.
Dieses Prinzip bildet das Herzstück der Forschungsarbeit der Professur. Mit den Forschungsbeiträgen soll der 3R-Gedanke nachhaltig in alle Bereichen der biomedizinischen Forschung implementiert und gefestigt werden. Der Tierschutz, welcher eine zentrale Verantwortlichkeit aller Tierärztinnen und Tierärzte darstellt, wird auf die Bedürfnisse der Gesellschaft adaptiert, sowie im Bereich der Forschung durch die Entwicklung von Refinement methoden umgesetzt.
Education
Der Kontakt zu Tieren in der tierärztliche und wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung ist von herausragender Bedeutung um eigenverantwortliche, praktisch arbeitende zukünftige Generationen auszubilden. Die aus dieser Nutzung von Tieren entstehenden Verantwortlichkeiten und Pflichten resultieren an der Professur in der Entwicklung neuer innovativer Lehrkonzepte die, mit Hilfe vielfältiger didaktischer Methoden, den Ansprüchen an eine tierschutzgerechte und nachhaltige Ausbildung zukünftiger Tierärztinnen und Tierärzten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gerecht wird.
- Bereits jetzt ist das Skills Lab “PETS: Practical Experience of Technical Skills” fest im Curriculum der Veterinärmedizin verankert.
Arbeiten zur Implementierung des Skills Labs in der versuchstierkundlichen Ausbildung sollen auch in Zukunft dafür sorgen, die Tierzahlen weiter zu senken und ein R efinement im Handling ermöglichen.
- Mit Hilfe von Virtuellem Training kann die Ausbildung am Tier optimal vorbereitet werden. Ziel ist es, das Virtuelle Training immer weiter zu optimieren und an die Anforderungen an die Arbeit mit dem lebendigen Tier anzupassen.
- Durch Medical Training kann die Kooperation von tierischen Patienten ohne Zwangsmaßnahmen durch die Anwendung von positiver Verstärkung erreicht werden. Die Professur setzt sich für die stärkere Ausbildung der Studierenden der Veterinärmedizin auf diesem Gebiet ein und erforscht außerdem, wie die Lehre durch den Einsatz von Medical Training verbessert werden kann.
Refinement forschung
Die Belastungsbeurteilung nimmt im Tierversuch eine zentrale Rolle ein, um den Tieren einen bestmöglichen Schutz im Rahmen tierexperimenteller Forschung zu bieten. Die Beurteilung ist rechtlich in der EU-Versuchstierrichtlinie 2010/63 vorgeschrieben und stellt einen kontinuierlichen Prozess von der Versuchsplanung bis zur Versuchstiermeldung dar.
An der Professur werden Tools zur Belastungseinschätzung erarbeitet, um eine Einschätzung unter Versuchsbedingungen auf höchstem Niveau zu ermöglichen.
Des Weiteren werden Refinement maßnahmen in der Haltung zur Steigerung des Wohlbefindens identifiziert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden unmittelbar in Lehre und Weiterbildung übertragen und eingebunden.
Identifizierung von parametrischen und metrischen Indikatoren der Belastungseinschätzung in unterschiedlichen Tiermodellen.
Aktuelle Arbeiten zum Thema laufen in Kooperation mit der Universität Potsdam.
Metabolische Käfige (MK) stellen in der tierexperimentellen Forschung ein grundlegendes Instrument zur Untersuchung metabolischer Vorgänge bei Maus und Ratte dar. Sie ermöglichen eine kontinuierliche, sauber getrennte Sammlung von Kot und Urin über längere Zeiträume.
Für diesen Vorgang verfügen die Käfige über eine Gitterbodenkonstruktion, die das Sammeln der Ausscheidungen getrennt voneinander ermöglicht. Parallel lässt sich der Futter- und Wasserverbrauch individuell ermitteln. Für den Untersuchungszeitraum muss jedes Tier isoliert von anderen Artgenossen in die metabolischen Käfige verbracht werden. Dies stellt für die sehr sozial lebenden Mäuse und Ratten einen enormen Stress dar. Neben Aspekten der sozialen Deprivation weisen die Käfige Konstruktionsmerkmale auf, die auch zu metabolischen Beeinträchtigungen der Tiere führen könne. Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist es, die potentiellen Belastungen der Tiere mittels metrischer und parametrischer Kriterien neu zu bewerten und die Haltungssysteme derart abzuändern, dass die zu erwartenden Belastungen deutlich gesenkt werden können.
2022
- L Benner, S Krämer. Das stille Leiden der königlichen Hunde - Ein Porträt des Cavalier King Charles Spaniels. In: Wuff. Das Premium Hundemagazin. 5/22, S. 64-69. Hier abrufen.
- S Krämer, J Winkel. Wenn Selektion zur Qual wird: Ein kritischer Blick auf die Mensch-Hund-Beziehung. In: Wuff. Das Premium Hundemagazin. 02/22, S. 32-37. Hier abrufen.
- L Benner, D Best, K Büttner, S Krämer. Tierschutzrelevante Straftaten – na und? Eine Analyse der Sanktionspraxis vor dem Hintergrund, der Mensch-Tier-Beziehung beteiligter Personen, leidtragender Tiere und anzeigender Instanzen. In: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 2022, https://doi.org/10.1515/mks-2021-0151
-
W Neuhaus, B Reininger-Gutmann, B Rinner, R Plasenzotti, D Wilflingseder, J De Kock, T Vanhaecke, V Rogiers, D J´ırov´a, K Kejlov´a, L Knudsen, R Normann Nielsen, B Kleuser, V Kral, C Thöne-Reineke, T Hartung, G Pallocca, M Leist, S Hippenstiel, A Lang, I Retter,
S Krämer
, P Jedlicka,
K Ameli
, E Fritsche, J Tigges, M Buettner, A Bleich, N Baumgart, J Baumgart, M Meinhardt, R Spanagel, S Chourbaji, B Kränzlin, B Seeger, M von Köckritz-Blickwede, J Sánchez-Morgado, V Galligioni, D Ruiz-Pérez, D Movia, A Prina-Mello, A Ahluwalia, V Chiono, A Gutleb, M Schmit, B van Golen, L van Weereld, A Kienhuis, E van Oort, J van der Valk, A Smith, J Roszak, M Ste˛pnik, Zuzanna Soba´ nska, A O, N Henrique Franco, B Sevastre, H Kandarova, S Capdevila, J Johansson, C Cederroth, J Sandström, I Ragan, N Bubalo and H Spielmann. The Rise of Three Rs Centres and Platforms in Europe. In: Alternatives to Laboratory Animals, Vol. 0(0) 1–31
- K Ameli (2022, i.E.). Multispezies-Ethnographie. In: Poferl, Angelika/ Schroer, Norbert (Hrsg.): Handbuch Soziologische Ethnographie. Wiesbaden: Springer VS.
- K Ameli (2022, i.E.). Multispecies Ethnography: Methodology of a holistic research approach of humans, animals, nature, and culture. Maryland: Lexington.
2021
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- L Benner, D Best, K Büttner, S Krämer, Das Rechtsgut Tierschutz - retrospektive Untersuchung zur Verurteilungspraxis tierschutzrelevanter Straftaten in Deutschland. In: Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 28. Jahrgang - 3/2021, S. 171-176, ISSN: 0945-3296
- K Ameli. Eine "Lebendige Schule" (für alle) - eine Vision für Deutschland?! In: Der pädagogische Blick, 2021, 28 Jg., H.3. S. 162-171.
2020
- K Ameli. Dogs and Veterinarians in today's society. In: veterinary focus 2020, 30.3., S. 30-34.
- K Ameli / L Valdor. Geburt im Spannungsfeld zwischen Professionalisierung, Interaktion und Gewalt. In: Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft 3/2020. S. 141-156.
- L Benner, J Hornung und S Krämer, Neue Horizonte für die 3R Ausbildung: Implementierung von Medical Training in jeden Alltag. In: 26. Internationale DVG-Tagung zum Thema Tierschutz - Schwerpunktthema: 24/7 - Zur Verantwortung im Umgang mit Tieren; 26. - 28.03.2020 in München, ISBN: 978-3-86345-525-5
- K. Ameli. Gewalt in der Geburtshilfe. In Blätter der Wohlfahrtspflege 4(2020). S.147–148.
2019
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- L Benner, J Hornung, K Frey, M Lerch, B Pfeiffer-Morhenn, M Kuhlmann, S Krämer. Propädeutik - quo vadis? Tiergerechtheit im Fokus der veterinärmedizinischen Ausbildung. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2019, KTBL-Schrift 518, ISBN: 978-3-945088-72-2
- L Benner, K Siegeler, S Krämer. Die Krux der Belastungseinschätzung. Versuchstierkunde kompakt, 02/19, ISSN 2625-7394
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- P Jedlicka, A Zintzsch, S Krämer. “ICar3R” – a new interdisciplinary centre for 3Rs in animal research of the Justus Liebig University Giessen. Conference: EUSAAT Conference 2018 at: Linz, Austria, Volume: ALTEX Proceedings 7, 2/18
- T Nitezki, N Schulz N, S Krämer . Color matters: They would choose if they could (see)! Lab Anim 1:23677218766370, 2018.
- B Pfeiffer-Morhenn , A Schmitt , M Kuhlmann , A Dulleck , K Frey, J Hornung , S Krämer . Tierschutz von Anfang an: Das 3R-Konzept als Leitprinzip in der tierärztlichen Ausbildung. DVG-Tagungsband 1:101-112, 2018.
- T Nitzeki, S Krämer . Keine Zeit für die Kinder: Von Stereotypen Mausmüttern und ihren Problemen in der Aufzucht. DVG-Tagungsband 1:113-119, 2018.
- A Zintzsch . Diabetes, Blindheit & Co -Wie ist die Belastung genetisch veränderter Mäuse und Ratten einzuschätzen? DVG-Tagungsband 1:120-124, 2018.
-
T Nitezki, B Kleuser, S Krämer. Fatal gastric distension in a gold thioglucose mouse model of obesity.
Laboratory Animals
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- J Hornung , T Nitezki, S Krämer . Zieht die Schubladen auf! Ein Appell zur Veröffentlichung von Negativ-Ergebnissen in der tierbasierten Forschung. Berl Münch Tierärztl Wochenschrift 131:279-283, 2018.
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- J Henkel, CD Coleman, A Schraplau, K Jöhrens, D Weber, JP Castro, M Hugo, TJ Schulz, S Krämer , A Schürmann, GP Püschel. Induction of Steatohepatitis (NASH) with Insulin Resistance in Wild-type B6 Mice by a Western-type Diet Containing Soybean Oil and Cholesterol. Mol Med 23(1):70-82, 2017.
- A Zintzsch , E Noe, M Reissmann, K Ullmann, S Krämer , B Jerchow, R Kluge, C Gösele, H Nickles, A Puppe, T Rülicke. Guidelines on Severity Assessment and Classification of Genetically Altered Mouse and Rat Lines. Lab Anim 51(6):573-582, 2017.