Worum geht's?
Die Textgattung des Gutachtens bzw. Peer-Reviews besitzt im Wissenschaftsbetrieb einen hohen Stellenwert und hat somit auch zentrale Bedeutung für die Bildung von Netzwerken. Es fungiert sowohl als Werkzeug der Qualitätssicherung als auch als Beitrag zur Förderung des innerwissenschaftlichen Diskurses. Die Tätigkeit als Gutachter:in oder Herausgeber:in sowie die positive Begutachtung eigener Publikationen durch andere Begutachtende können insofern als wichtige karriereförderliche Aspekte für Wissenschaftler:innen aller Fachbereiche betrachtet werden.
Daher erscheint es problematisch, dass Frauen wesentlich seltener in Gutachter:innen-Tätigkeiten vertreten sind. Felizitas Sagebiel (2015) arbeitet als Grund dafür die Nutzung männlicher Netzwerke bei der Auswahl von Gutachter:innen heraus und konstatiert zudem, dass Frauen, u.a. als Folge dessen, von geschlechterdiskriminierenden Praktiken betroffen sind. Sagebiel (2015, S. 145) hebt die besondere Problematik hervor, da es „beim Peer Review auch darum geht, wie die Macht in Wissenschaft und Hochschule verteilt wird, wer Einfluss nehmen kann und wer ausgeschlossen wird“. Zahlreiche Studien zeigen, dass Frauen seltener als Männer als Herausgeberinnen oder in Beiräten von Peer-Review-Journalen auftreten, sowie dass sie seltener als Gutachterinnen fungieren.
Damit sich dies ändert, braucht es eine stärkere Förderung der Repräsentation von Wissenschaftlerinnen als Gutachterinnen.
Quellen:
Sagebiel, F. (2015). Peer Review-Verfahren. Legitimation oder ein geschlechtergerechtes Verfahren zur transparenten Qualitätssicherung? (Vol. 24, No. 2, pp. 143-157).
*Wenn von Frauen und Männern, weiblich und männlich die Rede ist werden damit alle Personen angesprochen, die sich mit dieser Zuschreibung identifizieren.