iFZ Masters 2021 - Marie Schneider
Bewertung des Klimawandels als existenzielles Risiko
Der anthropogene Klimawandel stellt die Menschheit vor ungeahnte Herausforderungen. Es existieren hierzu Überlegungen, dass er deutlich extremer bis existenziell bedrohlich werden könnte. Dennoch scheint der wissenschaftliche Fokus bisher nicht auf extreme Temperaturanstiege gerichtet zu sein, die infolge der globalen Erwärmung auftreten könnten. Um dies zu verifizieren, wird im ersten Teil der Arbeit eine umfangreiche Literaturanalyse durchgeführt: Es wird überprüft wie viele veröffentlichte Artikel verfügbar sind. Dazu werden neben ausgewählten Temperaturanstiegen (1,0 - 10,0°C in 0,5°C Schritten) neun als Kategorien bezeichnete Themengebiete, die mit dem Klimawandel zusammenhängen wie z. B. "Klimaextreme" oder von diesem betroffen sind wie z. B. "Biodiversität" in die Suche miteinbezogen. Dadurch wird ein gewisses Themenspektrum zum Klimawandel erfasst. Insgesamt wurde mit zunehmenden Temperaturanstiegen sowohl eine abnehmende Gesamtzahl an Literatur als auch weniger thematisch zutreffende Ergebnisse gefunden. Ab einer Temperaturerhöhung von 5,0°C machte sich eine besonders deutlich abfallende Tendenz bei der Anzahl an Artikeln bemerkbar. Damit weisen die Ergebnisse auf mögliche Defizite in der Forschung zu extremen Temperaturbereichen hin. Methodik und Umfang reichen jedoch nicht aus, um nachweisbare Forschungslücken speziell zu einzelnen Kategorien zu identifizieren. Im zweiten Teil der Arbeit verschafft ein Literatur-Review einen Einblick in das existenzielle Risiko des Klimawandels. Anthropogene Treibhausgasemissionen scheinen nicht als alleiniger Faktor Temperaturerhöhungen zu bewirken, die eine Bedrohung des menschlichen Überlebens auf der Erde darstellen. Sie haben jedoch das Potenzial, das Klimasystem zu einer Schwelle zu treiben, bei der Rückkopplungsprozesse bis hin zu Kaskadeneffekte ausgelöst werden könnten, die den Klimawandel zusätzlich beschleunigen würden. Weder die hier betrachteten Rückkopplungsprozesse noch die untersuchten Klimarisiken deuten nach derzeitigem Wissensstand auf eine direkte existenzielle Gefahr in diesem Jahrhundert hin. Einige fundamentale Unsicherheiten - die Forschung spricht von noch unbekannten Größen und Wissenslücken - verhindern jedoch den Ausschluss einer existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel.
Florian U Jehn et al 2021 Betting on the best case: higher end warming is underrepresented in research. Environ. Res. Lett. 16 084036
Für weitere Informationen:
Dr. Florian Jehn, Prof. Dr. Lutz Breuer, Landschafts-, Wasser- und Stoffhaushalt