Kolloquium: Zwischen Objektivität und Normativität: Wie kommt die Evaluation zu(m) Werten?
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- Kolloquium: Zwischen Objektivität und Normativität: Wie kommt die Evaluation zu(m) Werten?
- 2015-02-27T09:30:00+01:00
- 2015-02-27T16:30:00+01:00
27.02.2015 von 09:30 bis 16:30 (Europe/Berlin / UTC100)
JLU-Hauptgebäude, Ludwigstr. 23, 35390 Gießen, Senatssaal
Transdisziplinäres Kolloquium
Freitag, 27.02.2015, 9:30h bis 16:30h
Justus-Liebig-Universität Gießen
Thema
“Bad is bad and good is good and it is the job of evaluators to decide which is which"
(Michael Scriven, 1986)
Evaluation führt im romanisch-lateinischen Wortstamm den Wertbegriff prominent im Namen. Rein nominell wäre das Fällen eines Werturteils (z.B. „gut“ vs. „nicht gut“) über den evaluierten Gegenstand somit inhärenter Wesenskern allen Evaluierens. In der Praxis verzichten allerdings viele Evaluationen zumindest vordergründig auf Werturteile und beschränken sich etwa auf das Berichten von deskriptiven Befunden oder Signifikanzwerten. Eine explizit wertende Einordnung der Befunde unterbleibt, so dass die Frage über „gut“ oder „nicht gut“ letztlich im Auge des Betrachters, also z.B. bei den Rezipientinnen und Rezipienten des Evaluationsberichts liegt.
Ebenso kommt es nicht selten vor, dass Evaluationen zwar wertende Aussagen enthalten („ein guter Lernerfolg“, „unzureichende Akzeptanz“ etc.), ohne dass jedoch deutlich wird, auf welcher Basis und mit welchem Bezugssystem diese entstanden sind. Ein ähnlicher Fall liegt vor, wenn das Werten ausschließlich an die Datengebenden delegiert wird (z.B. Abfragen einer „Gesamtnote“), deren Bewertungsbasis aber ebenfalls im Dunkeln bleibt. Beides verweist auf die Rolle von Kriterien, an denen Werturteile festgemacht werden, und der Frage nach den oft schwer festzulegenden Erwartungsbereichen, die ein Urteil z.B. als „gut“ rechtfertigen.
Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass in vielen Lehrbüchern zur Evaluation eine systematische Auseinandersetzung mit der Herausforderung des Bewertens kaum stattfindet. Auch die empirische Forschung über Evaluation hat der Aufgabe des „Valuing“, die doch zumindest vom Begriff her eigentlich Kerngeschäft der Evaluation sein sollte, bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des transdisziplinären Kolloquiums der DeGEval-Arbeitskreise „Aus- und Weiterbildung in der Evaluation“ und „Berufliche Bildung“ sowie des Nachwuchsnetzwerks der DeGEval die Frage nach dem Werten in der Evaluation diskutiert.