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Aussiedler/innen – Eine spezielle Form der Migration

Beitrag von Isabel Greiner

Aussiedler/innen sind nach dem Bundesvertriebenengesetz §1 Abs. 2 Nr. 3 deutsche Staatsangehörige oder Volkszugehörige, die ihren Wohnsitz vor dem 8. Mai 1945 in Osteuropa, Südosteuropa oder der ehemaligen Sowjetunion gegründet haben und aufgrund der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen oder mittels des Aufnahmeverfahrens vor dem 1. Januar 1993 diese Gebiete verlassen haben und in Deutschland sesshaft geworden sind.

Faktoren der Vertreibung waren wirtschaftliche Gründe, das politische System, Verbot des deutschen Sprachgebrauchs oder auch die Zwangsromanisierung.  Dies alles birgt die Gefahr des Verlusts der eigenen kulturellen Identität. Außerdem wirkten sich die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs und das ‚kriegsbedingte Feindbild‘ des Deutschen / der Deutschen äußert negativ auf die Lage der deutschen Minderheiten im Ausland aus.

Faktoren der Anziehungskraft Deutschlands auf Aussiedler/innen bestehen zum einen aus dem Wunsch nach Familienzusammenführung und zum anderen auch aus wirtschaftlichen und politischen Gründen. Deutschland bietet bessere Zukunftschancen, bessere Bildungsmöglichkeiten der Kinder und die berufliche Freiheit.

Aussiedler/innen sind der Gruppe der Migrant/innen zuzuordnen, nehmen aber aufgrund der deutschen Volkszugehörigkeit eine gesonderte Stellung ein. Sie fühlen sich oftmals bis heute in ihrer Heimat als Fremde. Sie sind Deutsche im Ausland und Fremde in Deutschland. Denn die Fremd- und Selbstzuschreibung ihrer Zugehörigkeit stehen oft in einem Widerspruch zueinander.

Die deutsche Volkszugehörigkeit ergibt sich aufgrund der Abstammung von deutschen Vorfahren sowie der Pflege der deutschen Kultur im Herkunftsland. Die Staatszugehörigkeit von Aussiedler/innen basiert somit nicht auf dem Territorialprinzip sondern auf dem Abstammungsprinzip.

 

Literatur zum Thema

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (k.A.): BVFG (Bundesvertriebenengesetz 2013, in: https://www.gesetze-im-internet.de/bvfg/BJNR002010953.html, letzter Abruf am: 29.01.2016.

Bommes, Michael (2000): Migration und Lebenslauf: Aussiedler/innen im nationalen Wohlfahrtsstaat. In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis 23, Nr. 1. S. 9-28.

 

Bild: Unna, Landesstelle für Aussiedler und Zuwanderer (Bild: 1988), (c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F080187-0035 / Arne Schambeck / CC-BY-SA