Überblick
Sprecherin: Dr. Jutta Hergenhan
Die Sektion „Medien und Gender“ befasst sich mit aktuellen Entwicklungen der Mediengesellschaft aus einer geschlechtersensiblen Perspektive. Geschlecht wird dabei als eine Kategorie betrachtet, die die Gesellschaft fundamental strukturiert (körperlich, sprachlich, rechtlich, sozial). Darüber hinaus spielt die Kategorie Geschlecht auch bei der Analyse anderer gesellschaftlicher Ungleichheitsphänomene (Rassismus, Klassismus, Ableismus) und ihrer gegenseitigen Bedingtheit (Intersektionalität) eine wichtige Rolle.
Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Konstruktion individueller und kollektiver Geschlechteridentität(en). Über Medien erfolgen geschlechtliche Zuschreibungen und werden Stereotype herausgebildet. Gleichzeitig werden insbesondere soziale Medien genutzt, um gegen stereotype Geschlechterbilder zu protestieren, sie zu dekonstruieren und neue Geschlechterbilder herzustellen. Ein wichtiges Forschungsfeld ist in diesem Zusammenhang die Analyse medialer Inszenierung und Verherrlichung von sexualisierter Gewalt, ebenso wie der mediale Protest dagegen (z. B. #MeToo, #aufschrei).
Auch die Herstellung medialer Produkte und die Nutzung von Medien besitzen eine Geschlechterdimension, insofern als beispielsweise Männer und Frauen in unterschiedlicher Weise daran beteiligt sind. In diesem Zusammenhang möchten wir informelle Prozesse von Inklusion und Exklusion im Hinblick auf Geschlecht beleuchten, insbesondere in Verbindung mit Digitalisierungsphänomenen. Nicht zuletzt spielen auch Mensch-Maschine-Problematiken eine zentrale Rolle am Schnittpunkt von Medien- und Geschlechterforschung.
Die Sektion richtet ihren Fokus explizit nicht nur auf Geschlechterthematiken des globalen Nordens, sondern besitzt ein methodisch und thematisch breites Forschungsinteresse. Wir sind insbesondere auch neugierig auf Medienthematiken aus den technischen, medizinischen, natur- und humanwissenschaftlichen Disziplinen, bei denen eine Geschlechterdimension vielleicht erst bei näherem Hinsehen erkennbar wird.
Die ZMI-Sektion „Medien und Gender“ wirkt am Interdisziplinären Forschungsnetzwerk Geschlecht • Macht • Staat: Medialisierungen, normative Rahmungen und soziale Praktiken geschlechterbezogener Zuschreibungen in Kooperation mit den Universitäten Marburg und Münster sowie dem Herder-Institut Marburg mit.
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Zentrum für Medien und Interaktivität (2001-2021) hat die Sektion Medien und Gender unter dem Titel "Das ZMI-Jubiläum – Ein Rückblick und eine Gelegenheit, sich neuer Impulse im Bereich „Gender und Medien“ bewusst zu werden und zu feiern" eine Erklärung verfasst, mit der sie ihr Selbstverständnis und ihre Verortung als interdisziplinäre Forschungssektion im Bereich Gender Studies an der JLU Gießen darlegt. Mit der Erklärung möchte die Sektion den Blick sowohl auf vergangene Tätigkeiten, als auch auf zukünftige Herausforderungen richten, wie sie sich beispielsweise durch zunehmende nationale und internationale Tendenzen, Gender Studies wieder zurückzudrängen, stellen.
Nächstes Treffen:
Dienstag, 30. Januar 2024, um 12:00 Uhr